WCCB - Die Millionenfalle, Teil VII Das Puzzle eines Desasters

BONN · Rund um Bonns große Baustelle "Weltkongresszentrum" (WCCB) wabern große Gerüchte, und große Unzufriedenheit lockert die Zungen. Die Handwerker sorgen sich. Vorgestern sollen zudem Mitarbeiter des Finanzamts vor der UN Congress Center GmbH (UNCC) aufgetaucht sein.

 Die WCCB-Baukostenexplosion wird mit der höheren Zahl der Hotelzimmer begründet, was nicht plausibel erscheint.

Die WCCB-Baukostenexplosion wird mit der höheren Zahl der Hotelzimmer begründet, was nicht plausibel erscheint.

Foto: Barbara Frommann

Auch die Eigentumsfrage blieb unbeantwortet: Hawaii (Honua Investment Management Inc.) und Zypern (Arazim Ltd.) streiten, feilschen und pokern aber erst nächste Woche wieder. Dann könnte es zu spät sein. Es liegt etwas in der Luft, die Situation ist angespannt.

Einer auf der Baustelle, der wie alle anderen nicht genannt werden möchte, sagt: "Der Letzte macht das Licht aus." Wann das sein wird? Schweigen. Jeder befürchtet Nachteile, hofft, dass seine Rechnung bezahlt wird.

Nach einer turbulenten Woche im Stadtrat mit aufgebrachten Ratsfrauen und -herren steuert Bonns Zukunftsprojekt unvermeidlich auf jenen Punkt zu, wo im WCCB-Theater der Vorhang hochgeht. Bisher wissen die Zuschauer nur: Es geht um viele Steuermillionen - seien es Zuschüsse von Bund und Land, seien es Kredite von der Sparkasse KölnBonn, für die wiederum und letztlich, wenn nach Murphys Gesetz alles schief läuft, die Stadt haftet und damit der Steuerzahler.

Murphys Gesetz geht auf den gleichnamigen US-Ingenieur Edward A. Murphy zurück: "Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen." Was selten eintritt, aber in komplexen Systemen grundsätzlich möglich ist.

Die Grundfragen bleiben: Wie kann es sein, dass eine SMI Hyundai Corporation, lange Zeit 100-Prozent-Gesellschafter der UNCC, mehr oder weniger unkontrolliert Steuermillionen ausgeben kann, gleichzeitig ihren Einsatz beim Millionen-Monopoly in Teilen schuldig bleibt, nebenbei eine Baukostenexplosion von rund 60 Millionen Euro verursacht und zudem vertragswidrig UNCC-Anteile verpfändet oder verkauft?

Zugespitzt: Wie kann ein Zukunftsprojekt als Heuschrecken-Mahlzeit enden? Oder ging es den Herren Man Ki Kim und Young Ho Hong nie darum, ein SMI-Aushängeschild in Europa zu realisieren und nur darum, die "fette Made" öffentlicher Mittel scheibchenweise zu verspeisen? Ob Wirtschaftsweiser, Rechtsanwalt oder Steuerzahler: Jeder, der hieran seine Nase hält, riecht: Das stinkt!

Wer eine Spur aufnehmen will, muss Akten wälzen. Das gilt gemeinhin als langweilig. Ein Irrtum. Rund ums WCCB existieren mehrere Meter Akten, darin gesammelte Korrespondenz: E-Mails, Faxe, Gesprächsnotizen, Verträge, Aktenvermerke, Ratsbeschlüsse, Expertisen. Ein Vorgang, erst recht solch ein Mammut-Projekt, will dokumentiert sein.

Man darf vermuten, dass die "fette Made" von aufmerksamen Südkoreanern erkannt wurde, als sie noch im Werden war. Etwa so, wie Aufklärungssatelliten frühzeitig Truppenbewegungen melden, wenn alle (noch) friedlich sind.

30. Januar 2003 / Drucksachen-Nr. 0310142: Auswahlverfahren für Investoren/Betreibersuche für das Internationale Kongresszentrum Bundeshaus Bonn (IKKB / heute WCCB / Anm. d. Red.). Es geht um einen Rechtsberater. Vorschlag: Dr. Jürgen Lauer von der Kanzlei Loschelder in Köln. Genehmigt. Wer Lauers Schriftsätze bis 2009 liest, kommt nicht umhin festzustellen: Eine gute Entscheidung.

Lauer warnt und warnt - vereinfacht vor "Augen zu und durch". Aber er ist ein einsamer Rufer in der Wüste. Keiner wird ihn erhören, wenn er etwa das fehlende Eigenkapital des Investors anmahnt. Seine Expertise zum Heimfallrecht liest sich analytisch scharf wie ein heißes Messer, das durch Butter gleitet.

24. März 2004 / Drucksache 0410784. Die Verwaltung soll "Dr. Michael Thielbeer mit der betriebswirtschaftlichen Beratung bei den Verhandlungen mit dem möglichen Vertragspartner für das Projekt IKBB" beauftragen. Genehmigt. Der Anwalt hat seine ersten Schritte bei Roland Berger Strategy Consultants gemacht, was immer etwas Rückenwind bringt. Er soll Investorenangebote prüfen, vergleichen, bewerten, plausibilisieren - akribische Kleinarbeit für Politiker, die für die große Linie zuständig sind.

21. April 2005 / Drucksache 0511023. Das Mandat des Freiberuflers Thielbeer soll verlängert werden. Die Gründe sind selbsterklärend - wie eine gute Bedienungsanleitung: "Er besitzt das gesamte Fachwissen über das Projekt."

Genehmigt. Sieben Monate später, Mitte November 2005: Thielbeer liefert eine abschließende Expertise, in der er der Stadt mehr oder weniger zwischen den Zeilen empfiehlt, welcher Investor der passende für die "Bonner Herzensangelegenheit" ist. Es gibt (fast) keine spannendere Lektüre als diese. Zwar hat sich die Abfolge der Buchstaben nicht verändert, und Text ist Text geblieben, aber die Geschehnisse nach Ende 2005 bis heute deuten die Expertise auf dramatische Weise um.

Die Geschehnisse: Das Investoren-Auswahlverfahren endet mit der Entscheidung "SMI Hyundai Corporation". Noch bevor der Projektvertrag zwischen SMI/Stadt Anfang März 2006 unterschrieben wird, wechselt der Rechtsanwalt die Seite. Thielbeer zum GA: "Mit Kenntnis der Stadt." Beides erscheint unfassbar: Einmal die Tatsache, dass jener "unabhängige Berater", der die Investorentscheidung der Stadt wie kein anderer beeinflusst hat, auf der Gehaltsliste des Ausgewählten landet.

Wie früh hatte sich das Ethos der Unabhängigkeit verflüchtigt? Sittenstrenge Betriebsprüfer vom Finanzamt lehnen gelegentlich schon eine Tasse Kaffee vom Geprüften ab. Grund: mögliche Einflussnahme. Zum anderen: "In Kenntnis der Stadt". Das heißt nicht Einwilligung, kann auch Duldung bedeuten. Aber dass Millionen öffentliche Mittel Einfluss hätten, wenn "sie" wollten, ist keine realitätsferne Erwartung.

Zu den Geschehnissen gehört auch, dass Thielbeer heute Mitbesitzer einer GmbH mit dem umständlichen Namen "World Conference Center Bonn Management" (WCCB GmbH) ist - jener Betriebsgesellschaft des Zukunftsprojekts, in die jährlich bis zu 600 000 Euro aus dem Bonn-Berlin-Ausgleichstopf fließen. In der Obhut der WCCB GmbH liegen auch die alten Bestandsbauten (Plenarsaal, Beethovenhalle etc.).

Wie lässt sich das alles erklären? Wenn die Rationalität versagt, hilft vielleicht die Psychologie: Im März 2006 blüht die Teamchemie zwischen SMI Hyundai und Stadt erst richtig auf, als das SMI-Stadt-Bonn-Team auf Europas größter Immobilienmesse MIPIM in Cannes Doppelpass vom Feinsten spielt. Grenzen - du SMI-ler, ich Stadt - oder genaues Hinschauen stören da den Teamgeist.

Kim (SMI-Präsident), Bärbel Dieckmann (Oberbürgermeisterin) und viele andere WCCB-Involvierte bilden in Cannes ein Team der ungetrübten Zuversicht, während Thielbeer unbekümmert SMI-Visitenkarten verteilt.

Die Südkoreaner schlafen indes ruhiger: Das Etappenziel "Projektvertrag" haben sie erreicht - vor allem einen Vertrag, der kein zähes Ringen um die Genehmigung von Baukosten-Rechnungen verspricht. Es sind noch acht Monate bis zur Nagelprobe: "Spätestens bis zum Baubeginn", so der Projektvertrag, muss SMI den Nachweis über 40 Millionen Euro Eigenkapital erbringen.

Und wie alle WCCB-Chronisten heute wissen: Die Zuversicht wird in einem Schock enden und das Projekt in einem Strudel der Ungereimtheiten. SMI-Kim ist offenbar ein südkoreanischer Felix Krull und rund um den Globus ein Gehetzter nicht eingelöster Versprechen.

Doch Cannes im März 2006 ist für das SMI-Stadt-Bonn-Team noch ein Show-Act fernab harter Fakten. Insofern überraschen die gezündeten Wunderkerzen nicht: "Bonn hat etwas Magisches", schwärmt Ha-S. C., damals noch UNCC-Geschäftsführer; er spricht von dem Großprojekt als "Eintrittskarte in den europäischen Markt" und von zusätzlichen 200 bis 300 Experten-Arbeitsplätzen.

Und dann sagt C., der für das Aushandeln eines weichen Projektvertrags mehr als 1,5 Millionen Euro erhalten haben soll, dass SMI das Kongresszentrum als Aushängeschild betrachte und deshalb "in Bonn primär kein Geld verdienen will".

Zurück zum Thielbeer-Papier von November 2005: Es resümiert das Investoren-Auswahlverfahren. Bereits im ersten Absatz schreibt Thielbeer: "Meinen Schwerpunkt habe ich dabei auf die Plausibilitätsprüfung des Zahlenwerks der Businessplanung von SMI Hyundai gelegt." Der Kandidat GEAG-Gruppe ist schnell abgehandelt, die Verhandlungen werden "für gescheitert erklärt".

Zum Konsortium IKBB AG stellt Thielbeer unter anderem fest, dass es "die nachprüfbare Absicherung der in Aussicht gestellten möglichen Hotelbetreiber schuldig" blieb. "Erst der Eintritt von SMI Hyundai in dieses Konsortium führte in den von SMI Hyundai zu verantwortenden Teilbereichen Kalkulation, Baukosten und Businessplanung zu Konkretisierungen und professioneller Projektarbeit." Fazit: Nun war auch die IKBB AG raus.

Einige Bewerber tauchen in dem Papier gar nicht mehr auf, etwa der niederländische Immobilienkonzern Straet-Holding B.V., bekannt für sein strenges Kostenmanagement. Straet hatte sogar eine beglaubigte Finanzierungszusage einer Großbank in Höhe von 100 Millionen Euro im Gepäck. Thielbeer auf Nachfrage zum GA: "Ich bitte Sie, diesbezüglich die Stadt zu kontaktieren."

Andere, unberücksichtigte Bewerber melden sich bei der GA-Redaktion und berichten, dass sie im Schiedsverfahren versuchen, investiertes Geld zurückzuholen.

Thielbeer lobt in seiner Schluss-Expertise das "deutliche Engagement des CEO von SMI Hyundai, Herrn Man Ki Kim", und aufgrund "des Konzernhintergrundes wurde mit SMI Hyundai ein Projektvorvertrag geschlossen". Was für ein Konzern das sein soll, wird nicht erläutert. Und sollte damit der Automobilkonzern Hyundai-Kia gemeint sein, den Kim bei seinen öffentlichen Auftritten regelmäßig dezent erwähnt, so war dieser Hinweis falsch und damit auch die - gewünschte? - Assoziation irreführend.

Thielbeers Fazit: Bei projektierten Gesamtkosten der Baumaßnahme von rund 140 Millionen Euro werde "ein positiver Ertrag aus dem einheitlichen Betrieb des Projektes innerhalb der Vertragslaufzeit (30 Jahre / Anm. d. Red.) erwirtschaftet".

Und dann ein Satz, der in den Ohren der Stadtoberen wie eine Rundum-Sorglos-Symphonie geklungen haben muss: "Insoweit erwartet SMI Hyundai keine Zuschüsse der Stadt Bonn für den einheitlichen Betrieb des Projektgegenstandes."

Auch sonst alles im grünen Bereich. Tenor: Wenn SMI das Ruder komplett - inklusive des Managements der Bestandsbauten (Plenarsaal, Beethovenhalle etc.) - übernähme, spare die Stadt rund 300 000 Euro pro Jahr aus dem Bonn-Bund-Ausgleichstopf. Auch "große Gruppen, beispielsweise aus Korea", werden als möglicher WCCB-Erlösfaktor genannt.

Plausibel ist an Thielbeers Plausibilitätsprüfung vor allem, dass alles auf SMI Hyundai hinauslaufen wird. Rund vier Wochen später fallen zwischen dem 8. und 14. Dezember 2005 die Würfel. Im Stakkato tagen und entscheiden: Ausschuss für Internationale Beziehungen und Lokale Agenda, Ausschuss für Wirtschaft, Wissenschaft und Technologie, Hauptausschuss, Stadtrat.

Hier und dort notieren die Protokolle eine Gegenstimme. SMI Hyundai ist am Ziel, und die Stadt glaubt, einen Partner gefunden zu haben, dessen wirtschaftliche Power und hohe Professionalität beim Organisieren, Projektieren und Bauen das WCCB-Projekt in ein prosperierendes Stück Bonner Wirklichkeit verwandeln wird.

Heute verdichten sich die Indizien zu einer anderen Erkenntnis: Agieren die Südkoreaner nur in der Hinsicht höchst professionell, dass sie möglichst viel von der "fetten Made" für sich abzuzweigen versuchen?

Der zentrale Hebel dazu könnte eine in Teilen erfundene und geschickt kommunizierte Baukostenexplosion sein, die angesichts einer fatalen Konstellation auch kaum Widerstände zu überwinden hatte: Die Sparkasse KölnBonn (Hausbank der Stadt Bonn), gab der UNCC einen Kredit, für den wiederum die Stadt in einer Nebenabrede quasi als Bürge auftritt.

Kein Risiko also für die Banker, die, so stellt es heute die Stadt dar, das Städtische Gebäudemanagement mit der Baukostenkontrolle beauftragten. Wie genau dort hingeschaut wurde, weiß der Himmel. Rätselhafter erscheint, warum die Stadt die ominöse Geschichte von der Hotelkapazitäts-Erweiterung als Hauptbegründung akzeptiert oder duldet, aber nicht als Mär entlarvt.

Heute erhellt das Thielbeer-Papier auch das: Detailliert erläutert der "unabhängige" Stadtberater, warum das Hotel des Kongresszentrums von der GEAG-Gruppe oder des IKBB-Konsortiums zunächst nur mit 185 Zimmern konzipiert war. Es galt 70 Millionen Euro Baukosten nicht zu überschreiten. Doch "neutrale Kostenschätzungen" seien schon damals zwischen 78,8 und 82,2 Millionen Euro gelandet.

SMI hingegen hatte "auf Bürofläche gänzlich verzichtet und die damit frei werdenden Flächen im Hochhaus dem Hotel zugeführt. Insoweit hat das Hotel nun 352 Zimmer."

In dem Papier taucht bereits Hong auf, bei dem später fast alle Drähte zusammenlaufen werden: "Herr Hong, mittlerweile Senior Vice President (hinter Präsident Kim / Anm. d. Red.) bei SMI Hyundai und bauseits verantwortlich bei einer Realisierung des Projekts."

Die Baukosten seien, so Thielbeer, durch "Quervergleiche" und "weitere Expertenmeinungen" abgesichert worden. Thielbeers Fazit: "Die Gesamtprojektkosten belaufen sich auf rund 139 Millionen Euro", wovon die reinen Baukosten rund 100 Millionen Euro betragen - für ein Kongresszentrum mit 352 Hotelzimmern!

Thielbeers Baukosten-Zahlen für ein 352-Zimmer-Hotel finden sich auch eins zu eins im Projektvertrag zwischen Stadt und UNCC sowie deren (damaligem) Hauptgesellschafter SMI. In Punkt 7.1. heißt es: "Die UNCC rechnet mit Gesamtinvestitionskosten für das Projekt in Höhe von 139 Mio. Euro.

Die darin enthaltenen Gesamtherstellungskosten der Bauvorhaben werden dabei mit 100 Mio. Euro angenommen." "Mit etwas rechnen" oder "annehmen" klingt jedoch schon vager als in Thielbeers Papier, wo die Baukosten doch durch "Quervergleiche" und "Expertenmeinungen" weitgehend "abgesichert" und den Banken eingereicht worden waren. Wie der Projektvertrag zustande kam, wissen wir nicht, aber asiatische Verhandlungskunst steht für Freundlichkeit und Höflichkeit und Unbeugsamkeit in der Sache.

Schon 2008 zeichnet sich ab, dass das Bauwerk rund 60 Millionen teurer wird als geplant, was aber erst am 12. April 2009 im Rat der Stadt Bonn in nicht-öffentlicher Sitzung begründet wird. Es ist jene Sitzung, in der Hong - Architekt, Generalübernehmer und zeitweise auch Geschäftsführer des Bauherrn UNCC - sagen wird: "Seien Sie froh, dass das Projekt bei mir gelandet ist, sonst wäre es noch teurer geworden."

Das Begründungs-Zahlenwerk enthält einige textliche "Verständnishilfen" für die Ratsherren in nicht-öffentlicher Sitzung; wer diese verfasst hat, ist unbekannt.

Kostenposition III./1.1.: "Erhöhung der Hotelzimmer von 180 auf 336". Gleich im ersten Satz eine "Verständnishilfe": "Die Maßnahme wurde dem Rat im Dezember 2005 mitgeteilt." Damit ist jene Ratssitzung am 14. Dezember 2005 (danach gab es keine mehr) gemeint, in der das höchste Gremium der Stadt auf der Basis des Thielbeer-Papiers grünes Licht für den Projektvertrag Stadt/UNCC/ SMI gab.

Das bedeutet: Kongressbau mit 352 Zimmern für 139 Millionen Euro, wovon 100 Millionen reine Baukosten sind. Spätestens hier schmerzt die Logik. Denn Thielbeer hatte ja nachgewiesen, dass ein 185-Zimmer-Hotel weit preiswerter käme. Oder sind die "Verständnishilfen" nur dreist, appellieren unterschwellig an das schlechte Gewissen der Ratsmitglieder?

Die haben stets zu wenig Zeit für zu lange Texte. Wir haben 2005 zugestimmt? Ja, kann sein, wenn es dort steht. Wer nachfragt, dem wird erläutert, dass über 300 Zimmer zwar im Bauantrag enthalten seien, aber "kalkulatorisch" nicht. Genau das aber widerlegt eindeutig das nun schon vier Jahre alte Thielbeer-Papier.

Hong macht über die "Hotelnummer" 6,1 Millionen Euro Umplanungshonorar geltend, dazu noch einmal 3,9 Millionen Euro für eine spezielle Design-Ausstattung der Zimmer und vieles mehr, etwa 8,8 Millionen Euro für den erhöhten Aufwand, aus Büroräumen mehr Hotelzimmer zu machen, obwohl nach dem Thielbeer-Papier gerade dies ausdrücklich in den 139 Millionen Euro enthalten sei.

Beim Baukostenindex wird auf eine allgemeine Erhöhung von 10,2 Prozent verwiesen. Hier kommt es auf die Bezugsgröße an: 10,2 Prozent wovon? Hong wählt 120 Millionen Euro als reine Baukosten, im Projektvertrag stehen aber nur 100 Millionen Euro. Über die hochgesetzte Bezugsgröße entstehen so zwei Millionen Euro Sonderhonorar. Das städtische Rechnungsprüfungsamt nimmt diese Punkte sicherlich gerade ganz genau unter die Lupe.

Hong berichtet zudem, dass er 12,4 Millionen Euro eingespart habe, um die Kostenexplosion zu dämpfen. Was genau, sagt er nicht. Hoffentlich hat er nicht die UN-Sicherheitsstandards vernachlässigt, denn sonst könnte im Kongresszentrum, das Bonns Status als UN-Stadt verfestigen soll, nicht eine einzige UN-Konferenz stattfinden.

Fragen über Fragen. Doch die zentrale - warum ist das WCCB zwischen Hawaii und Zypern gelandet und plötzlich so teuer? - beantwortet möglicherweise nicht Murphys Gesetz, sondern die Erkundung asiatischer Verhandlungskunst; durch sie ist bereits Siemens in China mit dem Transrapid unter die Räder geraten.

Sogenannte chinesische Strategeme, die mit Abwandlungen im gesamten asiatischen Raum in Alltag und Wirtschaft gelebt werden, berichten von Listen (Plural von List), die erfolgreich sind, wenn beim Gegenüber Listenblindheit herrscht.

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