Kommentar um Metropolstreit Das Risiko ist zu hoch

Meinung | Bonn · Der seit mehr als zehn Jahren andauernde Streit um das frühere Metropol-Kino könnte bald beendet sein. Die Stadt Bonn empfiehlt einen Vergleich mit den Investoren, die das Gebäude am Markt zur Buchhandlung umgebaut hatten, und ist bereit, eine Million Euro zu zahlen.

Der Deal war gut. Als Klaus Töpfer und seine Partner das ehemalige Metropol nach aufwändigem Umbau weiterverkauft haben, dürfte eine stattliche Millionen-Summe unter dem Strich gestanden haben. Das ist völlig in Ordnung so, wenn einer das richtige Näschen für ein lohnendes Geschäft hat. Jetzt werden die Investoren wohl als Sahnehäubchen noch eine Million Euro von der Stadt obendrauf bekommen - als Entschädigung für den jahrelangen Denkmalschutz-Streit.

Man kann das als ungerecht empfinden. Schließlich hat die Stadt lediglich versucht, ihre Rechtsauffassung durchzusetzen: Dass der Denkmalschutz im Inneren des Gebäudes eben doch nicht erloschen gewesen sei, obwohl es dort bereits bauliche Eingriffe gegeben hatte. In den entscheidenden Instanzen sahen die Gerichte das aber anders. Auch das Argument der Stadtverwaltung, die Investoren hätten vom verzögerten Baustart sogar wegen fallender Zinsen und steigender Immobilienpreise profitiert, klingt ziemlich überzeugend. Kein Wunder, dass sich viele Ratspolitiker jetzt schwer tun, dem Millionen-Vergleich zuzustimmen - zumal der Kaufmann Töpfer ein nicht immer einfacher Gesprächspartner ist.

Beim Metropol geht es aber weder um Gerechtigkeit noch um Emotionen. Die Investoren haben sich mit rechtsstaatlichen Mitteln durchgesetzt. Den Streit aus Prinzip weiterzuführen, bedeutet ein hohes Kostenrisiko für die Stadt. Der Vergleich ist deshalb die einzig vernünftige Entscheidung.

Und um die positive Seite des Ganzen nicht zu vergessen: Statt eines kriselnden Kinos haben die Bonner heute am Markt einen echten Frequenzbringer stehen, was nicht zuletzt Steuereinnahmen für die Stadtkasse bringt. Das Gebäude wird immer noch kulturell genutzt. Es ist nicht abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, sondern mit Konzessionen an den Denkmalschutz umgebaut worden. Es wäre schön gewesen, wenn man einen solchen Kompromiss auch ohne teuren Rechtsstreit hinbekommen hätte. Aber dazu gehören immer zwei Seiten.

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