Tag der offenen Tür in Bonn Das Volk erobert das WCCB

BONN · Auf diesen Tag haben alle lange warten müssen: Neun Jahre nach dem ersten Spatenstich durften am Sonntag die Bürger den Kongresssaal des World Conference Center Bonn (WCCB) besichtigen.

 Ein Kommen und Gehen herrscht auf dem Platz vor dem WCCB beim Tag der offenen Tür.

Ein Kommen und Gehen herrscht auf dem Platz vor dem WCCB beim Tag der offenen Tür.

Foto: Volker Lannert

Bei knapp 10.000 Besuchern, die in gerade einmal fünf Stunden Öffnungszeit durch den Neubau strömten, hatte man beinahe den Eindruck: Das Volk erobert das WCCB. Eingeladen hatten die Stadt und die BonnCC GmbH als Betreiberin des WCCB. Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch lässt es sich - nur wenige Tage vor Ablauf seiner Amtszeit - nicht nehmen, die Gäste persönlich im Stundentakt zu begrüßen.

Frank Vallender (@Feder2626) 27. September 2015Nimptsch steht dazu auf der Bühne des im Saal "New York" integrierten Konzertsaals - die künftige Interimsspielstätte des Beethoven Orchesters während der geplanten Sanierung der Beethovenhalle. Bevor der OB an das Mikrofon tritt, ertönt im Hintergrund Beethovenmusik. Weiß-blaue Strahler hüllen den Raum in ein fast magisches Licht.

[video]Für die skandalumwitterte Vergangenheit des WCCB ist an so einem Tag nur wenig Platz in Nimptschs Vortrag. "Wir mussten einen schwierigen Weg gehen, der uns aber seit Juni fast nur noch Freude macht", sagt er und hebt die Vorzüge des neuen Kongresszentrums für die UN-Stadt Bonn und ihre Wirtschaftskraft hervor.

Nimptsch macht die Rechnung auf: Die Stadt werde abzüglich der Zuschüsse von Bund und Land am Ende rund 100 Millionen Euro in die Fertigstellung des Bonner Prestigeprojekts gesteckt haben, das dann mit einem Versicherungswert von 150 Millionen Euro in den Bilanzen stehe. Das Geld für das WCCB sei nicht in die "Wolken geschossen", sagt er, verschweigt aber auch nicht den noch offenen Ausgang des 86 Millionen Euro schweren Bürgschaftsstreits zwischen der Stadt Bonn und der Sparkasse.

Derweil schlendern die Menschen durch das Foyer und bestaunen die Dachkonstruktion, die dem Foyer den Namen "Diamant" gab. Einige Frauen fragen sich, wie man das viele Glas sauber bekommt. "Das geht doch nur vom Hubschrauber aus", meint eine. BonnCC-Geschäftsführer Michael Kleine-Hartlage lacht: "Nein, die Fensterputzer gehen dafür auf das Dach. Das trägt."

"Beindruckend und zweckmäßig zugleich"

[kein Linktext vorhanden] Wenn der Manager demnächst das WCCB offiziell von der Stadt übertragen bekommt, ist er Herr über eines der modernsten Kongresszentren der Welt. Wie seine Mitarbeiter steht er den Besuchern geduldig Rede und Antwort und freut sich über die meist positiven Kommentare. Warum die UN nicht mit einem Stand vertreten sei, will jemand wissen. "Wir haben beim ersten Mal bewusst auf Programm verzichtet, weil die Leute erst einmal das Gebäude kennenlernen sollen", erklärt Kleine-Hartlage.

"Ich finde es beindruckend und zweckmäßig zugleich", sagt Wolfgang Wippern. Die 70-jährige Marianne Kube ist mit Tochter Silke Lausen (49) und Enkelin Kim (13) gekommen. "Ich wollte mal sehen, wo unsere Steuergelder abgeblieben sind", sagt die Rentnerin augenzwinkernd.

"Man denkt zunächst nicht an die ganzen Probleme, wenn man hier durchgeht", sagt Eberhardt Rolle (73). Doch dann erinnert der promovierte Volkswirt daran, welche Belastung die Fertigstellungskosten für den städtischen Haushalt bedeuten. Am Skandal sei die Verwaltung schuld, meint er. Kerstin Behn (49) zeigt sich vor allem vom Diamanten angetan. Das Hotel, sagt sie, passe allerdings architektonisch überhaupt nicht zum Kongresssaal.

Frank Vallender (@Feder2626) 27. September 2015

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