World Conference Center Das WCCB ist startbereit

BONN · Kurz vor der UN-Klimakonferenz werden im Kongresszentrum die wichtigsten Arbeiten abgeschlossen. Die Bauabnahme ist fast erledigt. Kleinere Mängel sollen bis Ende Juli beseitigt werden.

 Charakteristisch für das Gebäude: Das riesige Glasdach. Es sorgt für ein lichtdurchflutetes Foyer. Mittlerweile ist es dort auch nicht mehr so heiß wie beim Probelauf am 5. Mai.

Charakteristisch für das Gebäude: Das riesige Glasdach. Es sorgt für ein lichtdurchflutetes Foyer. Mittlerweile ist es dort auch nicht mehr so heiß wie beim Probelauf am 5. Mai.

Foto: Volker Lannert

Die Klimaschützer können kommen. Bevor am Freitagabend die Vereinten Nationen die Regie im World Conference Center Bonn übernehmen, haben am Donnerstag Handwerker und Reinigungskräfte noch einmal letzte Hand angelegt, um den Neubau startklar zu machen. Bis auf Kleinigkeiten, sagt Marion Duisberg, kommissarische Chefin des Städtischen Gebäudemanagements Bonn (SGB), sei alles fertig. Für die Stadt war es ein finanzieller Kraftakt (siehe unten).

Letzter Feinschliff

Das Licht fällt in breiten Bahnen durch das gewaltige, verschachtelte Glasdach des Foyers. Anders als beim Probelauf mit 3000 Stadtmitarbeitern am 5. Mai ist es diesmal nicht zu heiß in der Halle. Die Geothermieanlage, die die Temperatur steuert, ist nachreguliert worden, mittlerweile eine zweite Kältemaschine in Betrieb. Zitrusduft von Reinigungsmitteln liegt in der Luft, Putzkräfte schieben Poliermaschinen über die Bodenfliesen, die einen hartnäckigen Grauschleier vom Baustellenstaub tragen. Elektriker entfernen ein überflüssiges Kabel, das aus der vertäfelten Wand ragt. Schreiner schneiden Holzteile für die Dolmetscherkabinen zu.

Ein Dutzend Bambus-Kübel wartet darauf, im WCCB als grüne Dekoration verteilt zu werden - ebenso wie etliche Lounge-Sessel, die noch eingepackt sind. Im Untergeschoss, wo die Konferenzbesucher verköstigt werden, decken fleißige Helfer schon die Buffettische mit weißen Tüchern. Auf der Empore des großen Konferenzsaals montieren Handwerker noch einige fehlende Grobspanplatten als Wandverkleidung - übertrieben luxuriös sieht das jedenfalls nicht aus. Insgesamt wirkt das WCCB eher funktional.

Mobile Trennwände "funktionieren hervorragend"

Der große Saal "New York" ist vorbereitet für die Klimakonferenz: Mit einer mobilen Trennwand ist er den UN-Wünschen entsprechend in zwei Säle für je rund 1300 Teilnehmer geteilt. "Das funktioniert hervorragend", berichtet Duisberg. Die Wände ließen sich in den Führungsschienen noch leichter bewegen als erwartet. Endlose Reihen von Tischen mit Mikrofonen, große Projektoren werfen in beiden Sälen das UN-Emblem auf riesige Leinwände. Zusätzlich zu den festen sind noch sieben mobile Dolmetscherkabinen installiert worden. Die UN werden auch alle anderen Säle des Neubaus nutzen, außerdem den Alten Plenarsaal, mit dem er durch einen Tunnel verbunden ist.

Seit dem Probelauf sei der drahtlose Internetzugang im WCCB durch zusätzliche Basisstationen verbessert worden, sagt Duisberg: "Das Thema Internet ist den UN, die in den letzten Tagen oft hier waren, besonders wichtig." Auch die Feineinstellung der Konferenz-, Mess- und Regeltechnik sei optimiert worden. Während der Klimakonferenz würden die beteiligten Firmen kleine Teams einsatzbereit halten, um notfalls nachzusteuern. Duisberg: "Ein leeres Gebäude verhält sich anders als ein volles." An der UN-Konferenz nehmen bis zu 5000 Personen teil.

Abnahme des Neubaus läuft seit Mittwoch

[kein Linktext vorhanden]Seit Mittwoch läuft die Abnahme des Neubaus. Bauordnungsamt und Feuerwehr waren schon da. Die Abnahme nach der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) mit den Firmen sei im Wesentlichen geschafft, so die SGB-Leiterin: Es gebe zwar zahlreiche kleinere Mängel; die würden aber bis Ende Juli behoben.

Heute um 18 Uhr muss allerdings auch der letzte der rund 150 Arbeiter das Gebäude verlassen haben. Dann durchsucht eine Polizeihundestaffel aus Sicherheitsgründen jeden Raum. Danach gilt das WCCB als exterritoriales Gebiet der UN: Am Samstag gibt es eine Vorkonferenz, dann veranstaltet das Klimasekretariat seine Sitzungen bis zum 11. Juni, eventuell auch noch zwei Tage länger. Der WCCB-Vorplatz ist in dieser Zeit mit einem mobilen Sicherheitszaun abgesperrt.

"Jetzt bin ich erleichtert", sagt Duisberg. "Dieses Projekt war sehr komplex. Es hat eine große Bedeutung für Bonn, und entsprechend hoch war der Erwartungsdruck, dass wir jetzt fertig werden." Im Spätsommer plant die Stadt einen Tag der offenen Tür im WCCB. Der Termin steht noch nicht fest.

Unternehmen erhält erneut einen Nachschlag

WCCB Aktuell kostet die Fertigstellung des WCCB 85,4 Millionen Euro. Rat muss Dringlichkeitsentscheidung noch genehmigen

Nur wenige Tage nach dem Ende der mit Spannung erwarteten großen UN-Klimakonferenz muss sich der Stadtrat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause am 18. Juni noch einmal nachträglich mit einer Dringlichkeitsentscheidung zum World Conference Center Bonn (WCCB) befassen. Es geht um die neuerliche Kostensteigerung für die Fertigstellung des Kongresssaals. Die liegen, wie berichtet, laut Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann jetzt bei 85,4 Millionen Euro.

2013 hatte der Rat das Fertigstellungsbudget für das WCCB (einschließlich Parkhaus und Abgeordnetenhäuser) auf rund 65 Millionen Euro gedeckelt. Das Städtische Gebäudemanagement (SGB) hielt 75 Millionen Euro für notwendig. 2014 erhöhte der Rat dann das Budget auf 73,2 Millionen Euro. Der Bund steuert für die Fertigstellung des einstigen Skandalbaus insgesamt 34 Millionen Euro bei, davon hat das Land drei Millionen übernommen und Hoffmann zufolge bereits ausgezahlt.

Rundgang auf der WCCB-Hotelbaustelle
22 Bilder

Rundgang auf der WCCB-Hotelbaustelle

22 Bilder

Bei der jüngsten Dringlichkeitsentscheidung geht es um die Verlängerung einer Vereinbarung mit einer Firma, die für die Elektrikanlagen zuständig ist. Danach soll das Unternehmen bis Samstag noch mal zusätzlich 450 000 Euro erhalten, andernfalls wäre eine fristgerechte Fertigstellung nicht gewährleistet gewesen, heißt es in der Begründung der Verwaltung.

Unter Abwägung aller Gesamtumstände bestehe die wirtschaftlichste Lösung für die Stadt Bonn darin, den schnellstmöglichen Fertigstellungstermin für das WCCB zu erreichen und mit der zeitlichen Verlängerung des bereits geltenden LOI (Letter of Intent: Geschäftliche Absichtserklärung, Anm. d. Red. ) bis 30. Mai und einer wöchentlichen Zahlung von 150 000 Euro dafür eine der Voraussetzungen zu schaffen, heißt es weiter in der Ratsvorlage.

[kein Linktext vorhanden]Kommentieren wollte Hoffmann die Dringlichkeitsentscheidung mit Verweis auf die Nichtöffentlichkeit nicht. Er verwies jedoch auf eine Stellungnahme von OB Jürgen Nimptsch (SPD) zu den zusätzlichen Bundesmitteln. Darin heißt es unter anderem: "Es war immer mein Ziel, die investive Belastung für die Stadt Bonn unter 100 Millionen Euro zu halten. Mit der derzeitigen Förderung liegen wir bei einer investiven Belastung von knapp 61 Millionen Euro, wobei das WorldCCBonn sogar mit einem Versicherungswert von rund 150 Millionen Euro bei uns zu Buche steht."

Experten gehen davon aus, dass ein Ende der Kostensteigerung beim WCCB noch nicht abzusehen ist. Eine Gesamtbetrachtung könne erst mit den Schlussrechnungen erfolgen, wenn auch etwaige Mängel im neuen Kongresssaal beseitigt worden seien, so die Stellungnahme der Stadtverwaltung. Ursprünglich betrugen die reinen Baukosten für Kongresszentrum samt Hotel 100 Millionen Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort