Bald kommt Staffel fünf Das wurde aus den "Höhle der Löwen"-Kandidaten aus der Region
Bonn/Region · Am 4. September startet die fünfte Staffel der Erfolgssendung "Die Höhle der Löwen". Aber was wurde eigentlich aus den Teilnehmern der letzten Staffeln aus Bonn und der Region?
Die "Höhle der Löwen" ist eine bekannte Sendung des Senders Vox. Start-ups stellen ihr Unternehmen vor und hoffen auf ein Investment. Auch viele Start-ups aus Bonn und der Region haben sich dort bereits vorgestellt. Einige von ihnen konnten sich über einen Deal freuen, andere gingen leer aus. Erfolgreich waren nach der Sendung aber alle.
Von Floerke
In der zweiten Staffel von "Die Höhle der Löwen" machte ein junger Unternehmen namens David Schirrmacher aus Bonn mit. Er konnte ein Invest klarmachen. Sein Unternehmen "Von Floerke" räumte 180.000 Euro ab. Ein Drittel seines Unternehmens ging im Gegenzug an die drei Investoren Judith Williams, Vural Öger und Frank Thelen. Schirrmachers Ziel ist es klassische Herren- und Damenaccessoires frisch und jung zu interpretieren.
Seit der Ausstrahlung der ersten Sendung im August 2015 hat sich indes einiges getan: Schirrmachers Produkte finden sich mittlerweile deutschlandweit in knapp 200 Filialen von Modehäusern wie Kaufhof, Breuninger oder SinnLeffers. Weitere große Modeketten wie Pohland, Anson's und P&C Nord sollen in den kommenden Wochen folgen. Auch die Zahlen sprechen offenbar für sich: Lag der Monatsumsatz 2015 noch bei 5.000 Euro, so beträgt er inzwischen nach eigenen Angaben mehr als 400.000 Euro. Bis 2020 möchte das Unternehmen 15 eigene Filialen eröffnet haben.
Zudem haben sich nach der Sendung die KfW Bank und die Sparkasse KölnBonn mit weiteren 100.000 Euro an dem Projekt beteiligt. "Das Konzept und die Vision von David Schirrmacher haben uns so sehr zugesagt, dass wir die junge Firma noch mal mit einem sechsstelligen Betrag unterstützt haben", erklärte Jasmin Völkel vom Gründercenter der Sparkasse Köln-Bonn.
MySchleppApp
Der Bonner Abschleppunternehmer Frank Heck und sein Partner Santosh Satschdeva fuhren in der vierten Staffel der "Höhle der Löwen" einen Erfolg ein. Das Konzept hinter der "MySchleppApp": Autofahrer brauchen keine jahrelangen Gebühren mehr für die Mitgliedschaft in einem Automobil-Club zahlen, sondern müssen nur noch im Schadensfall für einen Abschleppdienst aufkommen. "Günstige Pannenhilfe mit nur einem Klick" soll die kostenlose MySchleppApp bieten. Den zeitlichen Unterschied macht eine direkte Vermittlung über die App zu den Abschlepppartnern ohne den Umweg über ein Call Center.
Die Unternehmer konnten am Ende einen Investor für sich gewinnen. Carsten Maschmeyer investierte 125.000 Euro und bekam 25 Prozent der Anteile. Frank Heck sagte in einem Interview mit dem General-Anzeiger: "Mit unseren Einsatzzeiten liegen wir ziemlich gut. Das wollen wir natürlich beibehalten, auch indem wir unser Partnernetz ausbauen.". Laut der Internetseite des Unternehmens hat das geklappt. Die Zahl der 500 ursprünglichen Partner ist auf 744 angestiegen. Das Partnernetz ist mittlerweile deutschlandweit ausgebaut.
Penta Sense
In der vergangenen vierten Staffel ging es für die Siegburger Gründer Philip Kirchhof und seinem Kollegen Randall Pitts um alles. Ihr Start-up "Penta Sense" stellt Pastillen gegen Karies hier. Kirchhof verspricht: "Wer die Pastillen nach den Mahlzeiten in den Mund nimmt, hat bei richtiger Anwendung nie wieder Probleme mit Karies." Die beiden Unternehmer konnten Judith Williams und Ralf Dümmel von ihrem Produkt überzeugen und 150.000 Euro mit nach Hause nehmen. Dafür erhielten die Investoren 30 Prozent am Unternehmen.
Ein halbes Jahr nach der Sendung schoss der Absatz der Pastillen in die Höhe. Die bunten Döschen in vier Geschmacksrichtungen stehen in unzähligen Supermarktregalen, Kirchhof und Pitts flimmern regelmäßig im Homeshopping-Sender HSE über die Bildschirme. „Mittlerweile konzentrieren wir uns nur noch auf das Geschäft, wir können davon leben“, sagt Kirchhof. Mittlerweile hat das Unternehmen auch das gewünschte Tüv-Siegel bekommen. Die Pastillen gibt es in den Geschmacksrichtungen Orange, Pfefferminz, Zitrone und Himbeer. Außerdem kooperiert Penta Sense mit vielen Partnern in ganz Deutschland.
Kaugummi, Schwangerschaft und Kartenspiel
Das Kaugummi
Auch ein ehemaliger Bonner Baskets-Profi versuchte sein Glück in der dritten Staffel der Sendung. Andrej Mangold stellte mit seinen Partnern die Firma "Das Kaugummi" vor. Die Idee für "Das Kaugummi" war an der Supermarkt-Kasse entstanden: Ingo Hofmann aus Gießen, ein Freund Andrej Mangolds aus der frühen Basketball-Phase und Gründer einer Salatbar-Kette kam darauf. Ein zuckerfreies Kaugummi mit außergewöhnlichen Geschmacksrichtungen. Das Kaugummi gibt es in den Sorten Orange-Ingwer, Zitrone-Basilikum und Holunderblüte-Minze.
Die Idee überzeugt zunächst und räumte 250.000 Euro von Ralf Dümmel ab. Im Gegenzug bekam Dümmel 20 Prozent der Firmenanteile. Aber zu dem Deal kam es am Ende nicht. "Wir sind in enger und guter Abstimmung auseinander gegangen und haben eine andere Form der Zusammenarbeit, eine Vertriebskooperation, gefunden. Wir konnten das Produkt in Geschäften wie Rewe, Karstadt, Edeka, Maxxworld und Netto online platzieren", erklärte eine Sprecherin von DS Produkte, bei der Ralf Dümmel Gesellschafter ist. Man sei ein strategischer und kein reiner Finanzinvestor, und im Rahmen der Due-Dilligence-Prüfung (der Risikoprüfung) sei keine gemeinsame Ausrichtung gefunden worden.
Heute unterstützt "Das Kaugummi" soziale Projekte. Beispielsweise wird mit jedem Kauf die Anpflanzung von Bäumen in den ärmsten Regionen der Welt unterstützt.
Trackle
Das Bonner Start-up "Trackle" trat in der vierten Staffel der "Höhle der Löwen" an. Katrin Reuter und Maxim Loick erklären, worum es geht: "Es ist ein Sensor, der Frauen dabei hilft zu erkennen, wann sie schwanger werden können.". Das Prinzip dahinter: Beim Eisprung steigt die Körperkerntemperatur um etwa 0,5 Grad. Und nur rund um den Eisprung kann die Frau schwanger werden. Wenn man den Anstieg der Körpertemperatur erkennt, weiß man, wann man schwanger werden kann, erklärt Reuter. "Trackle" ist somit auch eine Verhütungsmethode, dessen Sicherheit laut Homepage vergleichbar mit der der Pille sei.
Doch das Unternehmen ging leer aus. Für 400.000 Euro boten die Unternehmer 15 Prozent der Anteile an ihrem Start-up. Auf dem Markt war das Produkt bis dahin noch nicht. Direkte Auswirkungen auf den Entwicklungsprozess hatte der Ausgang der Sendung außerdem nicht, sagte Katrin Reuter im GA-Gespräch. In den Monaten nach der Aufzeichnung entwickelten sie den Sensor weiter. Mittlerweile kann dieser auch über die Homepage vorbestellt werden, die Auslieferung erfolgt seit Ende Juli. Rund 600 Produkte wurden bereits vorbestellt und werden nun nach und nach verschickt. Außerdem ist auch dieses Produkt Tüv zertifiziert. "Wir haben auch ohne Investment einen Weg in den Markt gefunden.", so das Unternehmen auf Anfrage.
Bewusstsein braucht Raum
Katrin Linzbach hat ihr Kartenspiel "Bewusstsein braucht Raum" der Jury der Gründer-Show "Die Höhle der Löwen" bei Vox vorgestellt - jedoch ohne Erfolg. Dabei ist es kein Kartenspiel im eigentlichen Sinn. Die 40 Karten sollen demjenigen, der sie zieht, verschiedenen Aufgaben oder Anregungen für den Alltag geben - sei es, einem Menschen bewusst zuzuhören, Stressauslöser zu eliminieren oder auch einen Wecker zu stellen, um regelmäßig ein Glas Wasser zu trinken.
Etwa 1700 Spiele hat sie bereits im ersten Jahr 2011 verkauft. Linzbach wollte 90.000 Kartenspiele verkaufen und brauchte dafür 65.000 Euro und bot den "Löwen" 15 Prozent der Anteile. Ihre Idee überzeugte die fünf Investoren jedoch leider nicht - und die Jungunternehmerin ging leer aus. Mittlerweile gibt es drei verschiedene Spiele. Eins für den Alltag, eins für den Beruf und eins für die Liebe.
Eis und Parken
Suckit
Mit ihrem alkoholischen Eis "Suckit" versuchten zwei junge Kölner in der dritten Staffel der "Höhle der Löwe" zu punkten. Die Idee von Max Scharpenack und seinem Geschäftspartner Elvir Omerbegovic ist ganz simpel: Cocktails nicht als flüssige, sondern als tiefgekühlte Version. Verkauft werden die fünf populärsten Party- und Clubgetränke als Wassereis: Rum Orange, Strawberry Daiquiri, Mojito, Vodka Energy und Melon Sour.
Erfolg hatten die Unternehmer in der Show aber nicht. Dafür bei Supermärkten wie Rewe, HIT und Edeka und auf Festivals wie Rock am Ring und ihrem Online-Shop. Innerhalb der ersten zwei Jahre wurden so 750.000 Eis verkauft. Außerdem arbeitet das Kölner Unternehmen nun mit einem Bonner Unternehmen zusammen: Marco Knauf, Chef der Bonner Smoothies-Firma "True Fruits", ist ebenfalls an "Suckit" beteiligt.
Evopark
Vier Kölner Studenten sahnten fast den größten Deal in der Geschichte der "Höhle der Löwen" in der dritten Staffel ab. Um ihr neuartiges Parkbezahlsystem „Evopark“ nach einer Testphase in Düsseldorf und Koblenz bundesweit einführen zu können, brauchten die Studienfreunde Tobias Weiper, Marik Hermann, Maximilian Messing und Sven Lackinger von den Investoren die stolze Summe von 1,5 Millionen Euro. Dafür hätten sie aber lediglich 15 Prozent des Unternehmens abgeben wollen. Die App "Evopark" zeigt alle freien Parkplätze in den nächstliegenden Partner-Parkhäusern an. Nach einer einfachen Registrierung bei der App erhält der Autofahrer einen persönlichen Funkchip. Damit öffnen sich die Parkhausschranken bei jeder Ein- und Ausfahrt automatisch – ganz ohne Ziehen eines Parktickets. Bezahlt wird via Bankeinzug, Kreditkarte oder PayPal.
Am Ende kam der Deal über 1,5 Millionen Euro nicht zustande. Die Löwen wollten mehr Beteiligung am Unternehmen, die Kölner lehnten ab. Trotz der Absage konnten die Gründer in den vergangenen Monaten dennoch durchstarten – und das mit Erfolg. Finanzielle Unterstützung gab es von der neu gegründeten Porsche Digital GmbH, die mit einem siebenstelligen Betrag bei dem Parkservice-Anbieter einstieg und eine Minderheitsbeteiligung erhielt. Das System ist also trotzdem weiterhin im Einsatz. Beispielsweise in Bonn und Siegburg.
Mehr als 40.000 Kunden nutzen derzeit die Plattform von "Evopark". Das Unternehmen selbst ist seit Anfang des Jahres aber ein Teil der Bachmanngruppe und bietet ihre Plattform nur noch für Partner an. Alle Partner ohne eigene App, generieren ihre Kunden über die ursprüngliche "Evopark"-App.