Verein Haus & Grund Bonn/Rhein-Sieg Demografie und Wohnungspolitik - Premiere für ein neues Diskussionsforum

BONN · Es ist eine der größten Hürden, die die Bundesstadt in den nächsten Jahren zu meistern hat: Die Wohnungspolitik. Die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum ist groß, das Angebot aber nicht - dabei wächst die Stadt immer weiter.

Antworten auf mögliche Lösungen gab am Donnerstagabend, beim ersten Haus & Grund-Konvent im Bonner Uni-Club, Bernhard Faller von der Bonner Beratungsfirma Quaestio, die sich unter anderem mit Stadtentwicklung und Wohnungspolitik auseinandersetzt. Den Konvent hat Ludwig Klassen, Haus & Grund-Beiratsvorsitzender, initiiert.

"Der Konvent ist dafür da, zentrale und grundsätzliche Themen mit Fachleuten zu diskutieren", erklärte Klassen. An dem Konvent nahmen der Vorstand, der Beirat und die Geschäftsführung von Haus & Grund Bonn/Rhein-Sieg teil. "Wohnen im Alter ist weniger ein bauliches als ein Thema der sozialen Organisation", erklärte Faller, "es wäre ein volkswirtschaftlicher Unsinn alle Gebäude altersgerecht umzubauen, viel mehr ist es wichtig, flexibel zu reagieren."

Faller, studierter Geograf, Städtebauer und Regionalökonom, teilte seinen Vortrag in 13 zentrale Thesen auf. Unter anderem prognostizierte er, dass der demografische Wandel den Mietanstieg künftig bremsen würde. "In den letzten Jahrzehnten profitierten die Wohnungsmärkte von ständig steigenden Einkommen und einer hohen Zahlungsbereitschaft - steigende Vorsorgelasten und Wohnnebenkosten nehmen die Mietpreise nun in die Zange. Die Bereitschaft viel zu zahlen schwindet", so Faller.

Der viel zitierte Nachwuchsmangel würde die Region Bonn/Rhein-Sieg nicht betreffen, war sich der Referent sicher. "In Bonn wird ein riesiger Überschuss an Humankapital produziert", erklärte der Geograf mit Hinblick auf die Bonner Universität. Die jährliche Wachstumsrate der Beschäftigungsentwicklung liege in der Bundesstadt bei 0,87 Prozent. "Wer hier studiert, möchte auch hier bleiben", sagte Faller.

"Der regionale Arbeitsmarkt ist die Basis für weiteres demografisches Wachstum und fortgesetzten Wohnungsneubau", lautete die fünfte These des Referenten. Laut IT.NRW läge der Neubaubedarf in der Region bis zum Jahr 2030 bei etwa 2300 Wohnungen jährlich. "Eine Strategie für das innere Wachstum ist erforderlich", so Faller, "sehr wichtig ist es, dass Bonn mit dem Rhein-Sieg-Kreis zusammenarbeitet und Infrastrukturvorleistungen erbringt."

Ein großes Hindernis bei der Nachverdichtung von Innenstädten sei vor allem die kollektive Angst, die seitens der Bürger bestehen würde. Diese befürchten, dass die Städte durch eine Verdichtung an Attraktivität verlieren könnten. Um solche Probleme zu lösen, sei die Politik gefordert.

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