„Kein Mensch ist illegal“ Mehr als 100 Bonner demonstrieren für Solidarität mit Geflüchteten

Bonn · Mehr als 100 Demonstranten haben ab dem frühen Dienstagabend ihre Solidarität mit den Geflüchteten an den Außengrenzen der Europäischen Union bekundet. Ab 19 Uhr wirkte sich der Protest auf den Verkehr am Bertha-von-Suttner-Platz aus.

Demonstration in Bonn: Mehr als 100 Teilnehmer für Solidarität mit Geflüchteten
Foto: Meike Böschemeyer

Mehr als hundert Demonstranten haben am Dienstagabend ihre Solidarität mit den Geflüchteten an den Außengrenzen der Europäischen Union bekundet. Seit die Türkei die Grenze nach Griechenland geöffnet hat, spitzt sich die Lage im benachbarten Griechenland zu. Den Protestzug hatten die örtlichen Verbände der Hilfsorganisationen von „Sea-Eye“, „Seebrücke“ und „Jugend rettet“ kurzfristig angemeldet.

Bei einer Kundgebung vor dem Alten Rathaus zeigten sich deren Mitglieder fassungslos ob der derzeitigen Lage, die unwürdig und nicht human sei. Asylrechte würden mit Füßen getreten, Traumatisierte mit Waffengewalt von der Einreise abgehalten.

Die drei Verbände fordern eine gerechte Verteilung von Flüchtlingen auf sämtliche Länder der europäischen Gemeinschaft. Kommunen sollten nach ihrer Auffassung zudem autark entscheiden können, Geflüchtete aufzunehmen. Alleine die Stadt Bonn habe derzeit 331 freie Plätze zur Verfügung, sagte Kai Echelmeyer von Sea-Eye. Bislang nimmt der Bund die Verteilung vor.

 Mehr als hundert Menschen haben am Dienstag auf dem Marktplatz demonstriert.

Mehr als hundert Menschen haben am Dienstag auf dem Marktplatz demonstriert.

Foto: Philipp Königs

Echelmeyer sieht in der aktuellen EU-Politik „einen neuen Tiefpunkt der Menschenrechte“ erreicht und fordert: Das Schießen auf Menschen in Griechenland müsse sofort aufhören. „Die EU schottet sich gegen Flüchtlinge ab“, sagte Lailah Atzenroth von der Seebrücke.

In den vergangenen Jahren seit den großen Flüchtlingszuströmen im Jahr 2015 habe die Politik zu wenig unternommen, um auf die Notsituation adäquat zu reagieren.  „Kommunen dürfen nicht selbständig entscheiden, ob sie Flüchtlinge aufnehmen.“ Immerhin, so Atzenroth, habe der Bonner Stadtrat den Beschluss gefasst, sich am Bündnis „Sichere Häfen“ zu beteiligen.

Jonah Mons nahm für die Organisation „Jugend rettet“ an der Aktion teil. Seit deren Boot „Iuventa“ von den Italienern vor drei Jahren beschlagnahmt wurde, müsse sich „Jugend rettet“ zwangsläufig auf politische Forderungen beschränken. Das Schiff beteiligte sich damals mit der Bonnerin Pia Klemp als Kapitänin an der Seenotrettung im Mittelmeer.

„Kein Mensch ist illegal“: Mit dieser Parole zogen vor allem viele junge Demonstranten vom Marktplatz zur Bonner Vertretung der Europäischen Kommission am Bertha-von-Suttner-Platz, wo sie ihrem Unmut über die Politik der EU Luft machten.

Für einen kurzen Zeitraum ab 19 Uhr sperrte die Polizei Fahrspuren am Bertha-von-Suttner-Platz Richtung Kennedybrücke. Den Autofahrern und Bussen blieb nur eine Spur für die Durchfahrt.

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