Bonnerin im Irak festgenommen Demütigung während der Gefangenschaft

BONN · „Am schlimmsten waren die Ungewissheit und die Demütigung“ - Beriwan Al-Zin berichtet von ihren Erlebnissen nach ihrer Festnahme im Irak.

Beriwan Al-Zin saß zwei Wochen lang in einem Frauengefängnis im nord-irakischen Erbil.

Beriwan Al-Zin saß zwei Wochen lang in einem Frauengefängnis im nord-irakischen Erbil.

Foto: Privat

Zwei Wochen lang saß sie in einem Frauengefängnis im nord-irakischen Erbil – ohne recht zu wissen, wann dieser Alptraum ein Ende habe würde. Während der ersten sechs Tage hatte sie zudem keinen Kontakt zur Außenwelt.

Mittlerweile ist sie nach diplomatischer Intervention wieder daheim im Rheinland und kann über ihre Erlebnisse direkt erzählen. Für den Linken-Abgeordneten Martin Dolzer aus der Hamburgischen Bürgerschaft sollte die wissenschaftliche Mitarbeiterin in Syrien zu Menschenrechtsverletzungen, Kriegsverbrechen und medizinischen Projekten recherchieren. Bei der Rückreise in den Irak war sie festgenommen worden.

„Ich war schon eine Autostunde von der Grenze entfernt, als mich die Polizei mitten in der Stadt kontrollierte“, erzählt die 31-jährige Deutsche mit syrischen Wurzeln. Anhand von Gegenständen in ihrem Koffer hätten Polizisten erkannt, dass sie in Syrien gewesen sein musste. Sie brachten sie zunächst zur Polizeistation und später ins „Ladyhouse“; eine beschönigende Bezeichnung für das dortige Frauengefängnis.

„Die hygienischen Zustände im Gefängnis waren miserabel. Das Essen bestand morgens bis abends aus Reis“, erzählt Al-Zin, die an der Uni Bonn Betriebswirtschaft studiert hat. Derzeit wohnt sie in Neuwied. Im Gefängnis habe sie zusammen mit Mörderinnen und IS-Kämpferinnen gesessen. „Mir wurde vorgeworfen, ich sei eine deutsche Spionin und habe deshalb illegal die Grenze passiert“, erzählt sie.

Während ihrer Gefangenschaft vom 22. März bis zum 5. April sei sie einem Richter vorgeführt worden. Sie sollte in arabischer Schrift verfasste Dokumente unterzeichnen. Doch auch wenn die Tochter kurdischer Eltern der arabischen Sprache mächtig ist, sie kann sie nicht lesen. „Man denkt die ganze Zeit: Was ist hier los? Ich habe doch nichts falsch gemacht.“ Während der Verhandlung musste sie stehen, am Ende verkündete der Richter, so schildert es Al-Zin, kein Strafmaß. „Ich wusste überhaupt nicht, was los ist.“

Ihre Familie organisierte rechtlichen Beistand. Die diplomatischen Bemühungen liefen parallel. Und so plötzlich, wie die Polizei sie inhaftierte, so plötzlich standen zwei Wochen später zwei Polizisten neben ihr, die sagten: „Sie sind frei.“ Sie trugen ihr den Koffer, und drei Tage später landete die 31-Jährige in Deutschland. Kopfzerbrechen machen ihr nun in erster Linie einige Kurden, die im Irak für ihre Freilassung auf der Straße demonstriert haben: „Einige sollen festgenommen worden sein. Ich habe keine Ahnung, wie es ihnen geht.“

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