Netzwerk Familienbewusste Unternehmen Den Mitarbeitern genügend Freiraum geben

Bonn · Das Leben besteht nicht nur aus arbeiten. Viele Firmen vertreten mittlerweile die Auffassung, dass sie ihren Mitarbeitern genügend Freiraum für Privates und die Familie geben müssen.

 Stellen das Konzept des Netzwerks Familienbewusste Unternehmen Bonn/Rhein-Sieg vor: (von links) Manuel Quadflieg, Holger Gerhards, Anita Halft und Stephan Multhaupt.

Stellen das Konzept des Netzwerks Familienbewusste Unternehmen Bonn/Rhein-Sieg vor: (von links) Manuel Quadflieg, Holger Gerhards, Anita Halft und Stephan Multhaupt.

Foto: Barbara Frommann

„Die Halbwertzeit einer Gehaltserhöhung liegt bei zwei Tagen“, sagt Stephan Multhaupt, Geschäftsführer seines Unternehmens „gmc²“. Was er damit meinte, erklärte er gestern mit seinem Kompagnon Holger Gerhards. „Wenn Sie also Ihre Mitarbeiter an Ihr Unternehmen binden wollen, ohne alle zwei Tage das Gehalt zu erhöhen, müssen Sie sich etwas einfallen lassen.“

Stephan Multhaupt ist mit seiner Firma Mitglied im Netzwerk Familienbewusste Unternehmen Bonn/Rhein-Sieg, das er gestern vorstellte. Eine familienbewusste Personalpolitik sei seit der „gmc²“-Gründung 2004 ein fester Bestandteil der Unternehmenskultur.

„Professionalität und Höchstleistung sind besonders dann garantiert, wenn genug Zeit für Familie und Privates bleibt“, ist auch Anita Halft vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf Bonn/Rhein-Sieg überzeugt. Die von der Stadt Bonn und dem Kreis gemeinsam getragene Initiative zeichnet für das Netzwerk verantwortlich, dem aktuell bereits 35 Unternehmen angehören.

Eine familienbewusste Personalpolitik sei ein entscheidender Standortfaktor: 90 Prozent der Beschäftigten mit Kindern und 65 Prozent der übrigen Arbeitnehmer fänden eine Unternehmenskultur mit flexiblen Arbeitszeiten wichtig.

Mit Werbung, zum Beispiel in den Wagen der Stadtbahnlinie 66, sorgen die Wirtschaftsförderer dafür, dass potenzielle Bewerber auf die Mitgliedsunternehmen aufmerksam werden. Genau so hat auch Manuel Quadflieg zu seinem neuen Arbeitgeber gefunden: Der 25-jährige Mathematiker hatte zunächst ein halbes Jahr lang als Werksstudent bei „gmc²“ gearbeitet und wurde nach Beendigung seines Studiums als Junior Consultant übernommen.

„Ich bin wohl ein typischer Vertreter der so genannten “Generation Y„. Work-Life-Balance ist für mich nicht nur eine Worthülse, sondern ich möchte sowohl für meine Familie als auch für mein ehrenamtliches Engagement in einer freikirchlichen Gemeinde genug Zeit haben“, sagte der frisch verheiratete Berater.

Offenbar ist ein Arbeitsumfeld, in dem genug Raum für Privates bleibt, im Kampf um die begehrten Fachkräfte immer wichtiger: „Als wir von der Initiative erfuhren, waren wir eigentlich sofort begeistert“, erinnern sich die „gmc²“-Chefs.

„Und das Schöne war, dass wir im Prinzip alles, was das Kompetenzzentrum empfahl, bereits im Unternehmen umgesetzt hatten.“ Der Ansatz der beiden Geschäftsführer, die selbst Familienväter sind, war ein sehr persönlicher: „In welchem Unternehmen würden wir arbeiten wollen“, hatten sie sich bereits in der Gründungsphase gefragt.

„Unser Netzwerk ist offen für alle Unternehmen aus der Region, die familienbewusst aktiv werden möchten oder es bereits sind“, warb Halft zur Teilnahme: Auch Unternehmen, die zum Beispiel einen traditionellen Schichtbetrieb haben, beraten die Fachleute der Wirtschaftsförderung dabei, wie sie ihre Abläufe familienfreundlicher gestalten können.

Weitere Informationen gibt es hier.

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