Pavillon am Bundeskanzlerplatz in Bonn Denkmalgeschützter Ahorn wurde gefällt

Gronau · Das Dach des Kiosks wurde um einen Baum herum geplant. Nun wurde der Ahorn gefällt. Anwohner verweisen auf den Denkmalschutz und fordern eine Neupflanzung am Hertz-Pavillon.

Eine befremdliche Beobachtung machte Theo Edeler am Mittwoch. „Beim allmorgendlichen Spaziergang mit dem Hund komme ich immer am Hertz-Pavillon am Bundeskanzlerplatz vorbei. Ich sehe mit Schrecken, wie sich städtische Mitarbeiter über den historischen Baum hermachen, der sogar in Reiseführern erwähnt wird. Er steht direkt am Pavillon“, berichtet er. Tags drauf war der Ahorn gefällt. Übrig ist nur der Stumpf im gemauerten Hochbeet. Der Pavillon ist mitsamt dem Baum, für den im Dach eigens eine Aussparung gelassen wurde, seit 2006 in die Bonner Denkmalliste eingetragen.

Auch Karl Leif war von der Fällaktion völlig überrascht. Sein Arbeitsplatz ist der Pavillon, den die Autovermietung Hertz als Niederlassung von den Stadtwerken gemietet hat. „Jeden Tag hatten wir den Ahorn vor Augen. Er gehört zu diesem Ensemble“, sagt er. Allerdings räumt Leif ein, dass er dem Baum „mit den Jahren beim Absterben zugesehen hat. Seine Zeit lief ab.“ Selbst im verbliebenen Stumpf ist mittig ein tellergroßes Loch, von Fäulnis ausgehöhlt.

Den Sachverhalt bestätigt die Stadt Bonn. „Die Baumkontrolleure vom Amt für Stadtgrün haben festgestellt, dass der Baum altersbedingt in einem mangelhaften Zustand war. Aus Gründen der Verkehrssicherheit musste er daher gefällt werden“, erklärt eine Mitarbeiterin des Presseamt auf Nachfrage. Weil er auf einem städtischen Grundstück steht, muss kein Genehmigungsverfahren eingeleitet werden. Nach dem Fällen werde im nächsten Schritt die Wurzel mit Spezialgerät ausgefräst. Damit die schwere Fräsmaschine in Position gebracht werden kann, muss zuerst das Hochbeet abgebaut werden.

Genehmigung noch nicht erteilt

Und genau das ist ein kritischer Punkt: Für das Abtragen des Hochbeets „ist noch eine denkmalrechtliche Genehmigung erforderlich, denn der Pavillon ist ein eingetragenes Denkmal, dessen Architektur explizit auf das Hochbeet und den Baum eingeht“, so die Auskunft der Stadt. Die Genehmigung ist demnach noch nicht erteilt.

„Also, der Baum ist weg, aber wie geht es weiter und wie lange dauert es?“, fragt sich Karl Leif. „Völlig klar, wenn der Baum krank war, musste er gefällt werden“, meint auch Theo Edeleler, dessen Hund sich mit der veränderten Situation offensichtlich noch nicht angefreundet hat. „Aber es muss ein neuer Baum gepflanzt werden. Denn alles zusammen ist ein Denkmal“, fordert er.

Die Geschichte des SAS-Pavillons auf dem erweiterten Bürgersteig an der Kreuzung zwischen Adenauerallee und Reuterstraße beginnt Anfang der 1950er Jahre. Mit der Einrichtung des Parlaments- und Regierungsviertels ab 1949 wurden die bis dahin eher ruhige Adenauer Allee (die ursprüngliche Koblenzer Straße) und die Reuterstraße Hauptverkehrsachsen mit Haltestellen für Straßenbahn und Omnibusse im Kreuzungsbereich.

Die Zahl der Fahrgäste nahm durch die Abgeordneten und Ministerialbeamten enorm zu. Um Aufenthaltsqualität und Infrastruktur zu verbessern, ließ die Stadt 1952/53 einen Kiosk bauen. Getränke und Erfrischungen wurden allerdings nie angeboten. Vielmehr zog die Scandinavian Airlines System (SAS) ein, was auch den ursprünglichen Namen des Pavillons erklärt. SAS hatte der Stadt Bonn schlicht ein lukrativeres Angebot gemacht. Seit Ende der 1960er Jahre bis heute ist die Autovermietung Hertz Mieterin. Den gewünschten Kiosk bekamen die Abgeordneten erst 1957 vor dem Bundesratsgebäude – das „Bundesbüdchen“.

Wird nun ein neuer Baum gepflanzt?

Geplant hat den SAS-Pavillon der Bonner Architekt Wilhelm Denninger. Beispielhafter könnte sich der einstige Zeitgeist nicht präsentieren: Vorherrschendes Design ist die Nierenform, sogar die Dachkante ist exzentrisch verschoben und ausgeschnitten. Eine Besonderheit, denn die Aussparung im Dach sollte dem bereits damals dort stehenden Ahornbaum das Durchwachsen ermöglichen.

Wie alt er wurde, lässt sich nicht genau sagen. Wird nun ein neuer gepflanzt? Wenn das Hochbeet abgebaut und auch die Wurzel des Ahorns ausgegraben ist, „wird das Amt für Stadtgrün den Standort überprüfen“, so das Presseamt zur weiteren Vorgehensweise. Der Schlusssatz lässt das Ergebnis offen: „Wenn die dort verlaufenden unterirdischen Leitungen und Kanäle es erlauben, wird ein neuer Baum als Ersatz gepflanzt.“

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