ADFC-Radfahrschule Der ADFC bringt Erwachsenen das Rad fahren bei

BONN · Die einen sind seit Jahren nicht mehr gefahren, andere haben es nie gelernt. Eines haben jedoch alle Nicht-Radfahrer gemeinsam - kurz mal mit dem Fahrrad zum Einkaufen oder mit der Familie einen Radausflug machen ist für sie nicht drin. Zu unsicher sind sie auf zwei Rädern. Dabei kann man auch noch im Erwachsenenalter Radfahren lernen beziehungsweise wieder erlernen. Das beweist von April bis September die kostenpflichtige ADFC-Radfahrschule.

 Fahrradkursus: Die Teilnehmer sind schon recht sicher auf zwei Rädern. Links ist GA-Mitarbeiterin Christina Fuhg.

Fahrradkursus: Die Teilnehmer sind schon recht sicher auf zwei Rädern. Links ist GA-Mitarbeiterin Christina Fuhg.

Foto: Roland Kohls

Ich selbst gehöre zu jener Gruppe, die zwar als Kind Rad fahren gelernt hat, aber seit Jahrzehnten nicht mehr geradelt ist. Und schon gar nicht auf Verkehrsstraßen. Das Ergebnis: Schnell werde ich unsicher und auch richtiges Bremsen fällt mir dann schwer. Ein Fall für die Radfahrschule also.

Es ist Samstagmorgen. Eine Gruppe von zehn Teilnehmerinnen hat sich im Meckenheimer Industriepark eingefunden. In zwei Tagen wollen sie den Sprung aufs Rad schaffen. Die meisten Teilnehmer seien weiblich, berichtet Paul Kreutz, der die Radfahrschule organisiert und leitet.

Bei den meisten Teilnehmerinnen ist der Respekt vor dem Zweirad groß, entsprechend hoch ist auch der Adrenalinspiegel: "Ich hatte heute Morgen auf Regen gehofft", gibt Ursula zu. Die 57-Jährige ist bisher immer nur mit ihrem Mann Tandem gefahren.Teilnehmerin Marlene traut sich seit einem Unfall, der bereits Jahre zurückliegt, nicht mehr aufs Rad. Pamela (39) kommt aus Südafrika.

Dort sei das Rad kein Transportmittel, berichtet sie. Und auch Ella (39) aus Togo sowie Nadja (47) aus Afghanistan haben nie radeln gelernt. In manchen muslimischen Ländern dürften Mädchen nicht Rad fahren, weiß Paul Kreutz. Auf geht's in den Hof, wo nagelneue Räder und insgesamt sieben ehrenamtliche Trainerinnen und Trainer auf die Radschülerinnen warten. Schnell kommt eine familiäre Atmosphäre auf, denn hier duzen sich alle. Und auch das Training bringt jede Menge Spaß.

Zunächst sind die Räder noch ohne Pedale. Wie auf einem Laufrad für Erwachsene gondeln die Schülerinnen über den Platz, üben sich darin, das Gleichgewicht zu halten und auch Mal die Füße vom Boden zu nehmen. Gelingt das, erhalten sie das erste Pedal. Jetzt wird Aufsteigen geübt. Erst wenn auch das klappt, kommt das zweite Pedal ans Rad. Mit überraschendem Erfolg: Es ist kurz nach 12 Uhr und die ersten Teilnehmerinnen radeln bereits über den Hof. Jene, die vor Jahren bereits geradelt sind, haben es leichter. Ihr Gehirn hat die Bewegungsabläufe nach wie vor abgespeichert.

Auch, wie man richtig bremst und vom Rad absteigt, wird in der Radfahrschule geübt: "Bremsen ist wichtiger als Fahren", erläutert Paul Kreutz. Fahren komme ganz von selbst, Bremsen wolle jedoch gezielt eingesetzt werden. Damit habe nicht nur ich meine Schwierigkeiten, auch Teilnehmerin Katharina (42) hat vor dem Auf- und Absteigen Respekt. Bereits am Nachmittag unternehmen die ersten Neu-Radlerinnen einen kleinen Radausflug. Wer noch nicht so weit ist, übt weiter auf dem Hof. Denn in der Radfahrschule lernt jeder gemäß seinem eigenen Tempo.

Der Sonntag ist verregnet. Jedoch nur wenige Teilnehmerinnen haben sich von den Schauern abschrecken lassen. Zum Glück versorgen uns die Trainer mit Regenbekleidung. "Der Kurs findet bei jedem Wetter statt", betont der Radschulleiter.

Los geht's in die zweite Runde. Beim Sicherheitstraining üben wir, die Vorfahrt zu beachten und die Angst vor entgegenkommendem Verkehr zu verlieren. Dann geht es auf zu unserem ersten großen Ausflug zur Burg Lüftelberg und wieder zurück, insgesamt rund siebeneinhalb Kilometer. Fast alle Teilnehmerinnen, die noch tags zuvor nicht Rad fahren konnten, sind mit dabei. Eine muntere Truppe, die mit viel guter Laune dem miesen Wetter trotzt.

"Es ist schon ein befreiendes Gefühl für mich", freut sich Teilnehmerin Regine über ihre neu erlernten Radfahrkünste. "Ihr ward wirklich außergewöhnlich gut", ist auch Paul Kreutz voll des Lobes. "Üben, üben, üben ist jetzt ganz wichtig." Jene, die sich noch nicht wirklich sicher fühlen, können ihre Kenntnisse beim nächsten Wochenendkursus kostenfrei festigen. Ansonsten vermittelt der ADFC Paten, die den Teilnehmern beratend zur Seite stehen.

Die nächste ADFC-Radfahrschule für Erwachsene findet am Samstag und Sonntag, 15. und 16. Juni, statt. Nähere Informationen und Anmeldung auf www.adfc.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort