Fotos im Bonner Haus der Bildung Der alte Rheinuferbahnhof im Bild

Bonn · Zurück blieb nur ein schmutziger Parkplatz: Der Rheinuferbahnhof – bis 1985 der zweite Knotenpunkt des Schienenverkehrs im Bonner Zentrum – hat keine Spuren hinterlassen. An das Gebäude erinnert jetzt eine Fotoausstellung.

 Der Rheinuferbahnhof um 1936. Heute befindet sich hier der Taxistand.

Der Rheinuferbahnhof um 1936. Heute befindet sich hier der Taxistand.

Foto: Sammlung Volkhard Stern

Die Fotos zusammengestellt hat Verkehrsforscher Volkhard Stern. Rund 70 historische Fotos, Karten und Pläne hat er dafür aus eigenem Archiv und fremden Quellen zusammengestellt. Im Haus der Bildung sind die Ausstellungsstücke auf zwei Stockwerke verteilt und fallen flüchtigen Besuchern leider kaum auf.

Umso erfreuter waren der Ausstellungsmacher und VHS-Leiterin Ingrid Schöll über den Zuspruch zahlreicher Bahn-Kenner bei der Eröffnung. In einem überaus detailreichen Vortrag berichtete Stern über die Entwicklung der Köln-Bonner Eisenbahnen (KBE) und ihres Streckennetzes zwischen den Rheinstädten. Im Vergleich zu den schwerfälligen Dampfzügen der Reichsbahn auf der Strecke über Brühl seien die schlanken weißen Wagen der Rheinbahn über Wesseling revolutionär gewesen, berichtete der Referent.

Vor allem: Sie fuhren bereits elektrisch. Allerdings hatte der alte KBE-Bahnhof gleich nordwestlich des heutigen Hauptbahnhofs eine Kehrseite: An der Meckenheimer Allee sorgten die Züge der Reichsbahn und der KBE ständig für geschlossene Schranken. So wurden 1935 die KBE-Gleise an die heutige Ecke Thomas-Mann-/Rabinstraße zurückverlegt.

In dem Ziegelbau trafen sich die Linien aus Wesseling, dem Vorgebirge, dem Siebengebirge und die Straßenbahn aus Godesberg und Mehlem. Und anstelle des alten Bahnhofs konnte die Nordunterführung der Herbertstraße angelegt werden. Wer den später nach der Rheinuferbahn benannten Bahnhof tatsächlich baute, konnte Stern nicht ermitteln.

Auch warum er im Volksmund „Katholischer Bahnhof“ hieß, bleibt bislang ein Rätsel. Die plausibelste Erklärung sei wohl, dass sich in der Bahnhofswirtschaft die Katholiken nach der Sonntagsmesse im Münster zum Frühschoppen getroffen hätten.

Der Bau der Bonner Stadtbahn machte den eigenständigen Bahnhofsbau jedenfalls überflüssig. Seit 1976 fuhren die Züge aus Wesseling unterirdisch in den Hauptbahnhof. Nachdem 1985 auch die Vorgebirgsbahn umgestellt war, wurde das Gebäude abgerissen.

Die Reste der lange defizitiären KBE gingen 1992 in der Hafen- und Güterverkehr Köln (HGK) auf. An den Bahnhof erinnert nur noch eine Hermes-Figur, die eine seiner Ecken schmückte. Heute steht sie auf dem Stadtbahnbetriebshof in Dransdorf. Auf den Versuch, sie ins Haus der Bildung zu holen, habe man angesichts der vielen Entscheidungsträger bei der Stadt lieber verzichtet, sagte Stern.

Die Ausstellung ist bis 22. Dezember im Haus der Bildung, Mülheimer Platz, zu sehen.

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