Bonner Köpfe: Ludwig Klassen Der Bonner Grandseigneur der Anwälte wird 85

Bonn · Ludwig Klassen genießt nicht nur als Rechtsanwalt hohes Ansehen und Respekt, sondern auch als Bürger, der sich seit Jahrzehnten für seine Vaterstadt auf vielfältige Weise engagiert. Diesen Samstag feiert der promovierte Jurist seinen 85. Geburtstag.

Bönnscher geht es kaum: Klassen kam im Elisabeth-Krankenhaus zur Welt – unweit seines Elternhauses, das am Bonner Talweg 1 stand. Er besuchte die Münsterschule, war Messdiener im Münster und absolvierte das Abitur am Collegium Josephinum, an das er vom Beethoven-Gymnasium zwei Jahre zuvor als erster Externer gewechselt war. Seine Mutter war tödlich verunglückt, das Collegium Josephinum bot nachmittags eine Hausaufgabenbetreuung an. „Mein Vater war Arzt und tagsüber sehr beschäftigt“, erklärt der Jubilar.

Alte Erinnerungen werden wach: Klassen fuhr damals mit einem Leichtmotorrad zur Schule und nahm auf dem Weg gelegentlich Klassenkameraden mit. Einmal hatte sein Mathelehrer hinter ihm Platz genommen, mit einem Packen Hefte unterm Arm. „Plötzlich musste ich scharf bremsen, wir flogen beide vom Motorrad, und die Hefte lagen verstreut um uns herum.“ Ein Bild für die Götter, erinnert er sich schmunzelnd. Glücklicherweise überstanden beide den Unfall unverletzt. Er könnte immer weiter erzählen. Langweilig wird es nie; Ludwig Klassen ist ein guter Erzähler.

Sicher zur Freude seiner Enkel. 13 haben ihm seine vier Söhne beschert. Als er über seine Frau spricht, die vor elf Jahren nach schwerer Krankheit starb, versagt ihm beinahe die Stimme. 43 Jahre waren sie verheiratet. Den Bund der Ehe schlossen sie natürlich im Münster. Für diese Kirche engagiert Klassen sich seit Gründung der Münsterstiftung als deren Vorsitzender und seit einigen Jahren auch als Vorsitzender des Bauvereins. „Ich habe seit dem Tod meiner Frau nicht mehr so schlecht geschlafen wie zurzeit“, sagt er. Die Finanzaffäre am Münster und der damit verbundene Rücktritt des Stadtdechanten Wilfried Schumacher machen ihm zu schaffen.

„Mein Lebenselixier ist mein Glaube“

Klassen ist ein gläubiger Katholik. „Mein Lebenselixier ist mein Glaube“, betont der Jurist. Aber er steht der Kirche durchaus kritisch gegenüber. Und die habe sich gegenüber Schumacher unchristlich verhalten, macht er seinem Unmut über die Vorgänge am Münster und über das Erzbistum Köln Luft. Mit Ex-OB Jürgen Nimptsch und Ex-Bundesminister Norbert Blüm hatte er eine Petition initiiert verbunden mit der Forderung nach umfassender Aufklärung und der Kritik am „erzwungenen Amtsverzicht“ Schumachers, für den er das Erzbistum verantwortlich macht.

Aber nicht nur für das Münster ist Klassen ehrenamtlich unterwegs. Seit mehr als 50 Jahren ist er Präsident des traditionsreichen Bonner-Männer-Gesang-Vereins (BMVG), der derzeit allerdings mangels Nachwuchs nicht probt, wie Klassen traurig anmerkt. Er ist Ehrenvorsitzender des Beirats von Haus & Grund, treues Mitglied der Stadtsoldaten in Bonn und Beuel und sitzt obendrein noch täglich am Schreibtisch in seiner Kanzlei.

Ehrenamt hat ihn jung gehalten

Selbstredend geht er auch noch regelmäßig ins Gericht. Drei seiner Söhne sind in seine Fußstapfen getreten und arbeiten mit in der renommierten Anwaltskanzlei an der Thomas-Mann-Straße. Gegründet hat sie der Jubilar 1963 an der Münsterstraße mit gerade einmal 10.000 Mark als Startkapital vom Vater. „Das waren zwei kleine Zimmer.“ Erbrecht und Arzthaftpflicht sind seine Fachgebiete. Findet er da überhaupt noch Ärzte, die ihn behandeln wollen? „Ich habe vier Neffen, die sind Mediziner“, sagt er und lächelt. Klassen ist bekannt für seinen feinen Humor.

Die Arbeit, sein ehrenamtliches und gesellschaftliches Engagement haben ihn jung gehalten. „Und ich gehe schwimmen, so oft ich kann“, verrät er. Seine Urlaube verbringt er gern in der Schweiz.

Nicht verzichten möchte er auf die alljährliche Wallfahrt an Pfingstsamstag von Wallenborn/Daun – dem Heimatort seines Vaters – nach Klausen. 38 Kilometer sind das zu Fuß. Bis vor fünf Jahren ist Klassen die Strecke noch komplett gelaufen. „Jetzt lasse ich mich auch mal ein Stück im Auto mitnehmen.“ Und welche Wünsche hat ein 85-Jähriger zum Geburtstag? „Schreiben Sie bitte, ich wünsche mir, dass die Cella Memoriae wieder an das Münster zurückkehrt.“ 1928 fand man diese spätantike Totengedächtnisstätte, bestehend aus einem steinernen Tisch und einer Bank, bei Ausgrabungen unter der Basilika. Derzeit lagert sie im LVR-Museum. Seinen Geburtstag feiert Ludwig Klassen an diesem Samstag im Familien- und Freundeskreis.

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