Universität Bonn Der Bonner Musikwissenschaftler Emil Platen wird 90 Jahre
Als Emil Platen vor einem Vierteljahrhundert in den Ruhestand ging, wünschte er sich, endlich Zeit zu finden für den Abschluss lange geplanter wissenschaftlicher Arbeiten.
Hinter ihm lagen Jahrzehnte, in denen er seine Zeit dem Unterricht an der Uni und vor allem dem Musikleben an der Alma mater widmete. Platen, der heute 90 Jahre alt wird, gründete 1953 das Collegium musicum der Universität Bonn, das er seit 1957 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1990 leitete. Als Dirigent schätzten ihn die studentischen Musiker ebenso sehr wie als Mensch.
Bis heute treffen sich die "Ehemaligen" und ihr Musikchef regelmäßig, um zu musizieren. Und um sich an die vielen Konzerte und auch an die Reisen zu erinnern, die Chor und Orchester des Collegium waren als Botschafter der Universität unternommen haben. "Die völkerverbindende Wirkung von Musik habe ich unter Prof. Emil Platen als Dirigent des Collegium musicum bei Konzertreisen in die Niederlande, nach Frankreich und Polen nachhaltig erleben können", schrieb ein Ehemaliger im vergangen Jahr in einem Leserbrief.
Am kommenden Samstag gibt es erneut Gelegenheit, in Erinnerungen zu schwelgen und zu musizieren, wenn man sich in Bonn trifft, um Platens Geburtstag zu feiern. Er selbst nimmt die Gelegenheit zum Anlass, nach langer Zeit einmal wieder zum Taktstock zu greifen. Dass "sein" Collegium Opfer der Neustrukturierung des Kulturlebens an der Universität wurde, empfindet er als Skandal.
Geboren wurde Platen in Düsseldorf. Der Bratschist, Dirigent und Chorleiter wurde 1957 an der Universität Bonn mit einer Arbeit über Johann Sebastian Bach promoviert, ein Komponist, der neben Beethoven zum wichtigsten Forschungsgegenstand seiner wissenschaftlichen Arbeit werden sollte. Sein Buch über die "Matthäuspassion" (Bärenreiter) findet bis heute auch weit über die Fachwelt hinaus eine große Leserschaft. 1963 wurde Platen zum Akademischen Musikdirektor ernannt, 1971 zum Honorarprofessor für Musikwissenschaft.
Die Zeit für wissenschaftliches Arbeiten sollte Platen tatsächlich finden. Im vergangenen Jahr erst stellte er im Beethoven-Haus den kritischen Apparat zur Henle-Ausgabe der späten Streichquartette Beethovens vor.