Frau engagiert sich in Kessenich Der einsame Protest einer Bonnerin gegen die Flüchtlingspolitik

Bonn · Eva Sarrazin demonstriert in Kessenich gegen die Flüchtlingspolitik der EU. Sie hofft, dass die Flüchtlinge menschenwürdig untergebracht werden und sie eine Perspektive bekommen.

 Eva Sarrazin protestiert in der Hausdorfstraße.

Eva Sarrazin protestiert in der Hausdorfstraße.

Foto: Benjamin Westhoff

Es hat lange gedauert bis Eva Sarrazin sich überwinden konnte. „Ich habe zu Hause getobt“, sagt die 66-Jährige. „Mein Mann musste sich einiges anhören“. Die Situation der Flüchtlinge, die in der Türkei und Griechenland ausharren müssen, brachte die 66-Jährige so auf, dass sie etwas unternehmen wollte.

Sie nahm also ihren weißen Klappstuhl und ihr Plakat und setzte sich vor die Volksbank an der Pützstraße in Kessenich. „Am ersten Tag hatte ich Angst, weil ich nicht wusste, was mich erwartet“, sagt Sarrazin. Das war am Freitag. Auf ihrem Plakat steht: „Ich will keine neue Grenze in Europa, an der Tränengas eingesetzt und geschossen wird. Die Würde des Menschen ist unantastbar (Artikel 1 Grundgesetz).“  Sarrazin fordert: „Europa muss eine Lösung finden.“

Mit ihrem Protest will sie auch andere wachrütteln. Deswegen sitzt sie jeden Tag von 14 bis 17 Uhr vor der Bank – nur sonntags nicht. Am Dienstag war sie zum vierten Mal dort. Die meisten Reaktionen auf ihre Aktion seien positiv, sagt Sarrazin. Ein Mann habe ihr erzählt, wie er nach dem Zweiten Weltkrieg aus Schlesien fliehen musste. „Migration ist so alt wie die Menschheit“, sagt Sarrazin.

Während sie das erzählt, bleiben immer wieder Passanten stehen und schauen sich das Schild an. Eine ältere Frau sagt: „Das sind aber viele Flüchtlinge, die hierherkommen“ und geht dann weiter. Eine andere Frau liest das Schild und sagt: „Sie haben recht. Die Situation ist beschämend.“ Sie bekomme viel Anerkennung und viel Dank, sagt Sarrazin. Sie hofft, dass die Flüchtlinge an der EU-Grenze menschenwürdig untergebracht werden, dass man ihnen eine Perspektive bietet. „Die Lage in den Herkunftsländern wird sich beruhigen“, sagt sie. „Bis dahin kann es aber nicht so bleiben, wie es ist.“ Eva Sarrazin will auch am Mittwoch wieder protestieren.

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