Bürgeramt Der falsche Weg

Nach mehr als einem halben Jahr Frust, den die Bürger im oder vor dem Bürgeramt der Stadt schieben, macht die Stadtverwaltung nun erst einmal zwei Wochen Ferien. Bei allem Verständnis für die Fürsorgepflicht der Kommune für ihre rund 6.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Das ist der falsche Weg bei offensichtlichen, ungelösten Schwierigkeiten.

In den vergangenen Jahren konnte man in der Begründung, mit einer Schließung Strom- und Heizkosten im Stadthaus zu sparen, noch ein sinnvolles Bemühen um Sparsamkeit erkennen. Diese Erklärung verbietet sich angesichts des wärmsten Dezembers aller Zeiten. Allerdings war das nicht absehbar. Man kann also niemanden dafür verantwortlich machen.

Nachdem der Start für das neue Bürgeramt allerdings mehr als holprig war und Mehrarbeit durch die Flüchtlinge hinzukam, hätte eine engagierte Verwaltung spätestens im Herbst die Sinnhaftigkeit dieser Betriebsferien in Frage stellen müssen. Zumindest, was die Abteilungen mit Publikumsverkehr angeht. Über eine Vielzahl nicht gemeldeter Migranten und Flüchtlinge muss jedenfalls niemand klagen, wenn ein Termin zur Anmeldung für Neu-Bonner gleich welcher Herkunft erst in zwei Monaten zu haben ist.

Natürlich können viele Anliegen tatsächlich ein paar Tage (länger) liegenbleiben. Auch beim Facharzt kann der Kranke sich schließlich selten binnen Tagen vorstellen. Wer eine sparsame Verwaltung wünscht, der muss sich außerdem über deren Aufgaben unterhalten und Überflüssiges streichen. Trotzdem: Es ist und bleibt ein Armutszeugnis für die Stadt, dass die Verantwortlichen im Stadthaus es seit dem Frühjahr nicht schaffen, die wichtigste Schnittstelle zwischen Verwaltung und Bürgern konfliktfrei zu organisieren.

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