Goldräuber von Köln scheitern in Bonn Der Gullideckel war als Wurfgeschoss zu schwer

Bonn · Nach einem Einbruchsversuch bei einem Goldschmied in Bonn klickten die Handschellen. Vor Gericht gestand das polizeibekannte Duo seine Taten. Ein ehemaliger Komplize setzte sich in die Türkei ab.

 Eine Justitia steht auf einem Tisch einer Anwaltskanzlei in Frankfurt (Oder) während eines Beratungsgespräches, aufgenommen am 22.07.2008.

Eine Justitia steht auf einem Tisch einer Anwaltskanzlei in Frankfurt (Oder) während eines Beratungsgespräches, aufgenommen am 22.07.2008.

Foto: picture-alliance/ ZB

Was das Duo auf der Anklagebank vor der Bonner Jugendstrafkammer auf dem Kerbholz hat, sind alles andere als Dummejungenstreiche: Die beiden 19 und 20 Jahre alten Angeklagten überfielen mit verschiedenen Komplizen einen Juwelier in Köln, eine Kneipenwirtin und deren Stammgäste in Niederkassel und kamen schließlich nach Bonn, um nachts das Geschäft eines Goldschmieds in der Breite Straße zu plündern. Doch hier scheiterten sie, weil Ramadan war. Denn die muslimischen Nachbarn, die gerade beim Essen saßen, hörten den Lärm und alarmierten die Polizei. Die Täter wurden gefasst und landeten in U-Haft.

Nun sitzt das polizeibekannte Duo vor der Strafkammer, gibt sich reuig und gesteht die Vorwürfe der Anklage. Die wirft den beiden schweren Raub in zwei Fällen und versuchten Einbruchdiebstahl in zwei weiteren Fällen und in wechselnder Besetzung mit mehreren Komplizen vor. Einer der Komplizen, der nach dem misslungenen Einbruch in Bonn ebenfalls gefasst wurde, kam nach seiner für das nun angeklagte Duo belastenden Aussage frei und setzte sich in die Türkei ab. Gegen einen anderen aus der Bande, der ebenfalls in U-Haft sitzt, läuft das Strafverfahren in Köln. Der fünfte Komplize ist flüchtig.

Den ersten Überfall begingen die Täter am 31. März in Niederkassel. Dort stürmten sie maskiert und mit einer Schreckschusspistole bewaffnet in die Gaststätte „Zur Post“, wo sich zu dem Zeitpunkt drei Stammgäste aufhielten. Sie bedrohten die Wirtin mit der Waffe, erbeuteten laut Anklage von ihr und den Gästen 800 Euro, schossen noch einmal in die Luft und flüchteten.

Den dicksten Fischzug aber machten die Angeklagten mit zwei Mittätern am 20. April bei einem Juwelier in Köln-Chorweiler. Sie zwangen den Mann mit vorgehaltener Waffe in seine Werkstatt hinter dem Laden zu gehen, stopften alle Goldketten aus den Auslagen in eine Tasche und verschwanden. Laut Anklage betrug der Goldwert der Beute 120 000 Euro. Das aber bestreiten die Angeklagten nun, und der 20-Jährige beteuert: Bei ihm zu Hause habe man das Gold gewogen und den Wert entsprechend der Goldlegierung berechnet. Der habe 40 000 Euro betragen, sodass jeder von ihnen 10 000 Euro erhalten habe. Eine Kette habe er behalten: „Die hat mir so gut gefallen.“ Eine andere habe er für 900 Euro seinem Cousin gegeben.

Am 17.Mai versuchte sich der 19-Jährige mit zwei der anderen Mittäter in Niederkassel als Einbrecher in einem Einfamilienhaus. Doch der Einbruch scheiterte, sie kamen nicht hinein. Und am 14.Juni machten sich die beiden Angeklagten mit dem Dritten im Bunde auf nach Bonn. Diesen Dritten forderte der 19-Jährige vor dem Goldschmiedegeschäft auf, einen Gullideckel zu nehmen und ins Schaufenster zu werfen. „Der hat ihn aber nicht hoch gekriegt“, so der 19-Jährige im Prozess. Der 20-Jährige habe geholfen, aber erst zu Dritt hätten sie den Schwung für einen Wurf hingekriegt. Allerdings sei die Scheibe nicht zu Bruch gegangen, sondern nur gerissen. Und dann sei von oben gerufen worden: „Was macht ihr da?“ Sie seien geflüchtet und wenig später geschnappt worden. Nun beteuern beide: Was sie getan hätten, tue ihnen sehr leid.

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