Kurden feiern Neujahrsfest Newroz Der Heimat verbunden

BONN · Newroz bedeutet übersetzt aus dem Kurdischen "neuer Tag". Beim Newroz-Fest feiern viele Völker des Mittleren und Nahen Ostens vom 20. bis 22. März den Frühlingsbeginn und die Fruchtbarkeit.

Für das kurdische Volk symbolisiert es außerdem den Widerstand gegen Tyrannen. Deshalb ist das Fest ein Anlass für kurdische Demonstrationen.

Wie jedes Jahr ist auch in Bonn am Samstag, 21. März, eine Demo mit anschließender Kundgebung geplant. Dieses Jahr wird sie vom Verein Nav-dem organisiert. Nav-dem ist ein Dachverband verschiedener kurdischer Vereine in Deutschland, der jährlich in Städten zu Demonstrationen aufruft. 15 000 Demonstranten werden in Bonn erwartet.

Nach der Auftaktkundgebung um 9 Uhr an der Beethovenhalle gehen die Demonstranten um 10 Uhr Richtung Beueler Rheinaue. Um 12 Uhr beginnt dort die Kundgebung mit politischem und musikalischem Programm. Eine Schrift zum Newroz von Abdullah Öcalan, dem in der Türkei inhaftierten PKK-Führer, soll verlesen werden. Es beteiligen sich auch Esiden und Asyrer.

[kein Linktext vorhanden]Laut Mitorganisatorin Ayten Kaplan zeigt das Plakat des Events Bilder von Gefallenen in Kobane. "Unsere Veranstaltung ist ihnen gewidmet", sagt Kaplan. Man wolle sich für die Anerkennung der Kurden einsetzen. "Auch wenn wir weit entfernt von unserer Heimat leben, fühlen wir uns ihr verbunden", so Kaplan.

Fawzi Dilbar vom Kurdischen Studentenverein Raman der Universität Bonn geht nicht auf die Demo. Er kommt aus Afrin in Syrien, einer Stadt an der türkischen Grenze. "Die Veranstaltung ist sehr von einer Partei dominiert und vertritt nicht alle Kurden", sagt Fawzi Dilbar. Der 34-Jährige kam vor 13 Jahren nach Bonn. Er studierte Politik an der Universität und organisiert heute Kurdisch-Kurse am Rheinischen Studienkolleg und an der Uni Bonn. Die PKK sei in Europa als Terrororganisation verpönt. Sie habe bei kurdischen Ladenbesitzern in Deutschland Spenden erpresst. "Das ist der falsche Weg. Hier kann man doch nach Hilfe fragen", so Dilbar.

Der Studentenverein Raman wurde 2004 gegründet. Seit 2006 organisiert er jährlich ein Newroz-Fest für Studenten. "Wir wollen Newroz nicht als Kurden feiern, sondern den Kommilitonen kurdisch näherbringen", sagt Dilbar. Damit Studenten verstünden, warum Menschen zwar aus der Türkei kämen, jedoch keine Türken seien. Neben einem Vortrag über Flüchtlinge in Deutschland gibt es traditionelles Essen, Trinken, kurdische Volksmusik und Tänze.

Newroz - das sei der Beginn des Frühlings, sagt Dilbar. Alles blühe, es sei nicht mehr kalt. Dieses Gefühl bei Deutschlands wechselhaftem Wetter zu spüren, sei schon schwierig, sagt der 34-Jährige und lacht. "Newroz ist aber auch mit Trauer verbunden." Als Minderheit im Nahen Osten seien die Kurden nicht anerkannt. Außerdem rücke der "Islamische Staat" näher. Die Türkei verhindere Nahrungsmittellieferungen über die Grenze in syrische Städte. Auch seine Heimatstadt Afrin sei betroffen.

Vian Delli ist erst vor sechs Monaten aus Afrin nach Bonn gekommen. Studieren könne man im 60 Kilometer von Afrin entfernten Aleppo nicht mehr. Die Stadt sei von IS und der syrischen Armee eingenommen, sagt Delli. Die 20-Jährige lernt nun Deutsch und möchte in einem Jahr in Bonn Pharmazie studieren. Der Studentenverein Raman unterstütze sie dabei. "Für uns ist Bonn das zweite Afrin. Viele Kurden aus dieser Stadt leben hier", sagt Dilbar. So wird am Samstag das kurdische Newroz in Bonn unterschiedlich gefeiert. Die Bonner Polizei geht von einem friedlichen Verlauf aus.

Novruz kennenlernen

Das Neujahrsfest wird auch in anderen Ländern gefeiert. Unter anderem lädt der Deutsch Aserbaidschanische Freundschaftsverein am Samstag, 21. März, um 18 Uhr zu seinem Novruz-Fest ins Presidenthotel, Clemens-August-Straße 32, ein. Seit 2011 veranstaltet Organisatorin Naiba Haciyeva das Novruz-Bayrami in Bonn. Jeder ist eingeladen, Musik, Tanz und Süßigkeiten aus der aserbaidschanischen Kultur kennenzulernen. Gäste können außerdem bei Feuersprüngen und musikalischen Einlagen in traditionellen Trachten zusehen.

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