90. Geburtstag von Helmut Uessem „Der Hochmeister von Poppelsdorf“

POPPELSDORF · Helmut Uessem hat ein wenig an Beweglichkeit eingebüßt – er wurde immerhin am vergangenen Donnerstag 90 Jahre alt. Aber sein Humor ist frisch wie immer, das bewies der frühere Lehrer beim Festakt zu seinem Geburtstag im Hörsaal der Zoologie im Poppelsdorfer Schloss.

 Jubilar Helmut Uessem mit Lebensgefährtin Iris Siebertz am Poppelsdorfer Schloss.

Jubilar Helmut Uessem mit Lebensgefährtin Iris Siebertz am Poppelsdorfer Schloss.

Foto: Stefan Knopp

Nachdem der Liederkranz Poppelsdorf zum Auftakt zwei Lieder vorgetragen hatte, merkte Uessem gut gelaunt an: „Ein solcher Vortrag in einem solchen Hörsaal sollte zur Regel werden.“

An diesem Tag ließ er ansonsten mit Freuden andere reden. Zu den Gratulanten gehörte auch Bezirksbürgermeister Helmut Kollig. Er ehrte den Jubilar für seinen Beitrag, „das geschichtliche Erbe des Stadtteils zu erhalten“.

Uessem übernahm 1989 die Verantwortung für die Heimatsammlung Stöcker und gründete 1997 den Förderverein Poppelsdorfer Geschichte. „Ihr Leben passt in keinen Ordner von Soennecken“, sagte Kollig.

Dieses Leben fasste der Vorsitzende des Fördervereins, Wolfgang Alt, in einem langen Vortrag zusammen: Am 14. April 1926 wurde Uessem geboren, wuchs in einer Wohnung am Kaiser-Karl-Ring auf – so gesehen sei Uessem kein Poppelsdorfer, stellte Alt fest – und besuchte die Karlschule.

Im Zweiten Weltkrieg starb seine Mutter, danach lebte er mit seinem Vater an der Baumschulallee. Nach dem Gymnasium ließ sich Uessem in Köln zum Lehrer ausbilden, seine erste Stelle trat er in der Graurheindorfer Schule an. Danach kam er als Lehrer nach Poppelsdorf. Ab 1961 war er erst Rektor an seiner ersten Schule, dann an der Marienschule.

1983 trat er den Ruhestand an, hatte dann viel Zeit, sich um Heimatgeschichte zu kümmern. 1949 hatte er die Nichte des damaligen Poppelsdorfer Pastors Rudolph Hans Stöcker geheiratet, der 1953 eine Heimatsammlung begonnen hatte.

Die vermachte er 1962 der Stadt, die sie aber laut Manfred van Rey, dem früheren Leiter des Stadtarchivs, in einen Dornröschenschlaf versinken ließ. Unter anderem Uessem war es zu verdanken, dass diese Sammlung in Räumen der Clemens-August-Schule, die heute Uessems Lebensgefährtin Iris Siebertz leitet, der Öffentlichkeit zugänglich wurde.

„Nur wer leuchtet wie sie, spendet Licht“, sagte van Rey zum Geburtstagskind. Alt bezeichnete den begeisterten Hobbyfotografen und -filmer Uessem als „Hochmeister von Poppelsdorf“, als Magister, „der zeigt, was Sache ist“.

Beim Festakt trugen auch die beiden Söhne Markus und Christoph Uessem unterhaltsam Zeitungsberichte vom 14. April dieses Jahres und aus dem Jahr 1926 vor und verteilten an ihren Vater Dankeskarten, unter anderem für Kinoabende im Münstersaal, für Uessems „großartige Kochkünste“ und „für schöne Stunden im Rotlichtmilieu“ – gemeint war die improvisierte Dunkelkammer im heimischen Badezimmer.

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