Gutachten zu den Bonner Bädern Der Kampf ums Frankenbad ist entbrannt

BONN · Das Gutachten zu den Bonner Bädern ist fast noch druckfrisch, da wird es bereits in der Luft zerrissen. Nach der Grünen-Fraktion im Stadtbezirk Bonn und Ratsherr Hartwig Lohmeyer aus der Nordstadt hat jetzt auch die Bonner SPD angekündigt, dass eine Schließung des Frankenbades mit ihr nicht zu machen sei.

Das liegt an ihrem 2009er-Wahlprogramm, in dem die Partei sich festgelegt und für den Ausbau des Frankenbads zum Familien- und Freizeitbad votierte habe. "Nach der Wahl muss gelten, was vor der Wahl versprochen wurde", sagt der SPD-Vorsitzende Ernesto Harder. "Wir stehen zu unseren Versprechen."

Bürgerbeteiligung und Erhalt des Frankenbades sei kein Widerspruch: "Unter Beibehaltung des Frankenbades bleibt eine Bürgerbeteiligung nach wie vor sinnvoll und nötig. Die CDU hält sich bisher mit einer inhaltlichen Analyse zurück und bezeichnete das Gutachten von Kim Adam als Datengrundlage, auf dessen Basis eine sachliche Diskussion möglich sei.

Am Ende müsse ein Bäderkonzept stehen, das Auskunft darüber gebe, "was uns eine differenzierte Bäderlandschaft in Bonn wert ist und was wir uns in der Zukunft leisten können". Lohmeyer hatte das Frankenbad für unverzichtbar im sozialen Leben der Nordstadt erklärt. Es zu schließen, würde einen massiven Verlust an Lebens- und Wohnqualität für die Bewohner bedeuten.

"Das Gelände ist seit Entstehung des Quartiers der öffentlichen Nutzung vorbehalten gewesen. Vor dem Bau des Bades war es der zentrale Platz und Treffpunkt für die Nordstadt", sagt der Grüne. "Eine Vermarktung und Bebauung des Grundstückes kommt daher nicht in Frage. Eine weitere bauliche Verdichtung ist der Nordstadt an dieser Stelle nicht zuzumuten."

Für die Linke zeigt das Gutachten, wovor Politik und Verwaltung zu lange die Augen verschlossen hätten: Ohne massive Investitionen geht es nicht, andernfalls drohe das Schicksal des Viktoriabads. Bestätigt fühlt sich die FDP, denn sie fordert seit langem als einzige Bonner Partei, außer dem Viktoriabad noch ein zweites Hallenbad, nämlich das Frankenbad, zu schließen und stattdessen ein attraktives Familienbad neu zu errichten.

Das Gutachten geht laut Parteichef Werner Hümmrich über die FDP-Forderung hinaus. Wichtig sei, dass in einem neuen Bad Wettkämpfe möglich sind und es für alle Altersgruppen attraktiv ist. Die Piratenpartei sieht hinter dem Gutachten die Bestrebung, öffentliche Akzeptanz zugunsten von Bäderschließungen zu schaffen.

Wie Sprecher Helge Siegel mitteilte, befürworte die Partei den Erhalt aller Bonner Bäder und einen Hallenbad-Neubau - im Melbbad, wo auch eine mehrgeschossige Randbebauung bauordnungsrechtlich zulässig sei. Mit einer langen Stellungnahme hat der Stadt-Schwimm-Verband reagiert. Er hat den Eindruck, dass es sich um eine auftragsorientierte und weniger um eine bedarfsorientierte Analyse handelt.

"Weder die Verbände, Vereine, Schulen noch die Bürger als Nutzer der Bäder wurden befragt", erklärt Vorsitzende Ute Pilger. Die starke Gewichtung der Freibad-Fördervereine führe zu einer unausgewogenen Darstellung, "denn die Fördervereine haben ausschließlich die Interessen ihres Freibades im Blick". Die Gutachterin habe die Daten, Sachverhalte und Probleme insgesamt nur unzureichend ermittelt.

Pilger fordert: "Schwimmen darf kein Luxusgut werden." Zudem müsse das Angebot in Hallenbädern für jeden Stadtbezirk erhalten bleiben. Für Bonn sei das Frankenbad als Ort für Schwimmwettkämpfe von großer Bedeutung. Derweil geht die Diskussion im Internet weiter. Sowohl auf der städtischen Homepage www.bonn.de als auch auf auf der GA-Plattform unter www.ga.de äußern sich zahlreiche Bonner zu dem Für und Wider des Gutachtens.

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