Schulchronik des Beethoven-Gymnasiums Der Komponist im Klassenbuch

Bonn. · Das Beethoven-Gymnasium hat jetzt eine eigene Schulchronik. Autor ist der frühere Direktor Helmut Kötting. Und der Namensgeber des ältesten Bonner Gymnasiums spielt eine zentrale Rolle.

 Mit der Neuerscheinung an einem Tisch: Helmut Kötting und Renate Giesen, beide frühere Leiter des „BG“.

Mit der Neuerscheinung an einem Tisch: Helmut Kötting und Renate Giesen, beide frühere Leiter des „BG“.

Foto: Benjamin Westhoff

Der berühmteste Schüler des Beethoven-Gymnasiums muss coronabedingt erst einmal für längere Zeit in der Ecke sitzen bleiben. „Dabei sollte er in diesem Jahr bei allen Veranstaltungen ganz vorne mit dabei sein“, betrachtet Schulleiter Uwe Bramstedt die lebensgroße Figur aus Pappmaschee, die von Schülern und Lehrern gestaltet wurde.

Noch immer gibt es alte Klassenbuchaufzeichnungen, in denen Ludwig van Beethoven als Schüler vermerkt ist – nur Hinweise auf seine Noten sind nicht vorhanden. Dafür gibt es viele andere Dokumente, die einen Überblick über die fast 400-jährige Geschichte der Schule geben. Helmut Kötting, von 1985 bis 2003 Schulleiter am Beethoven-Gymnasium, hat aus Aufzeichnungen, Protokollen, Artikeln, Erzählungen sowie einer Vielzahl alter Fotografien eine Schulchronik verfasst. Unter dem Titel „Aus Tradition modern“ ist das 216-seitige Buch jetzt erschienen.

Eine Aufgabe, für die Helmut Kötting geradezu prädestiniert ist. „Er hat mit seinem unglaublichen Wissen über viele Jahre historische Dokumente gesichtet und zusammengetragen. Nur eine Sammlung dieser einzigartigen Unterlagen gab es bisher nicht“, erklärt Renate Giesen, die nach Köttings Pensionierung die Schulleitung übernommen hatte. Immer wieder drängte sie ihren Vorgänger, ein solches Werk zu verfassen. „Um all das Wissen auch für die Nachwelt zu erhalten“, fügt sie hinzu.

Lange bitten musste man den ehemaligen Rektor nach dem Ausscheiden aus dem Schulalltag jedoch nicht. „Als Historiker hat mich die Geschichte der Schule natürlich schon lange beschäftigt“, erinnert er sich. Von 2009 bis 2013 durchstöberte er Archive, sammelte Protokolle und war bei so manchem Ehemaligentreffen dabei. „Aus den Erzählungen der früheren Schüler habe ich ebenfalls viele Hinweise bekommen. Erst vor wenigen Monaten haben sich einige des Abiturjahrgangs von 1949 getroffen. Die Herren waren für mich eine ganz besondere Informationsquelle“, so Kötting.

Herausgekommen ist eine Chronik, die nicht nur für Ehemalige interessant ist, sondern für jeden Bonner. „Wir sind das älteste Gymnasium in Bonn. Unsere Geschichte ist eng mit der der Stadt verbunden“, betont der Autor.

Erstmals erwähnt wurde die damalige Jesuitenschule 1626. Ab 1720 wurden die „höheren Söhne“ dann in einem neu errichteten Gebäude in der Bonngasse, gegenüber der Namen-Jesu-Kirche, unterrichtet. 1891 wurde schließlich ein Neubau an der Adenauerallee bezogen. Errichtet wurde der Komplex dort, wo einst das Rheinschlösschen des Kurfürsten stand. Seit 1925 trägt die Schule den Namen „Beethoven-Gymnasium“.

Den verheerenden Bombenangriff im Oktober 1944 überstand allerdings auch dieses Gebäude nicht. „Hier war fast alles zerstört“, blättert Kötting durch seine Aufzeichnung. Bis 1951 schließlich der Neubau eingeweiht werden konnte, wurden die Schüler im Blockunterricht in der Liebfrauenschule an der Königstraße unterrichtet. „Natürlich wurden Mädchen und Jungen streng voneinander getrennt und durften sich nicht zu nahe kommen“, so der frühere Leiter. Auch diese Anekdote erwähnt er. „Ich habe ganz bewusst eine Chronik und kein Geschichtsbuch geschrieben. Ich wollte die vielen historischen Gegebenheiten mit persönlichen Erinnerungen anreichern“, meint Kötting und ergänzt: „Das Beethoven-Gymnasium ist nicht nur die Schule mit der schönsten Aussicht, sondern auch die einzige, die zwischen U-Bahn und Rhein liegt.“

Die Schulchronik „Aus Tradition modern“ ist ab sofort für 15 Euro im Sekretariat des Beethoven-Gymnasiums zu haben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort