BOB-Auftritt im Bonner WCCB Der Ludwigschor singt mit viel „Hätz“

Das Beethoven Orchester beweist beim Karnevalskonzert seine Vielseitigkeit in glänzender Weise. Rainer Pause und Norbert Alich bekommen die Kurve zur Ansage des jeweils nächsten Musiktitels bisweilen nur mit Not.

Das Allerbeste kam zum Schluss: Nein, nicht die Danksagung an alle Mitwirkenden durch Oberbürgermeister Ashok Sridharan mit anschließender, routinemäßig ablaufender Ordensverleihung durch die Präsidentin des Festausschusses, Marlies Stockhorst, auch nicht die stimmbandgebeutelten Grußworte der Bonner Tollitäten, Mirko I. und Patty I., nein, Höhepunkt des traditionellen Karnevalskonzerts des Beethoven Orchesters (BOB) im ausverkauften WCCB war der Auftritt des Ludwigschors.

Dieses von Beethoven-Oboist Volker Kriegsmann mit Text und Musik künstlerisch verantwortete Ensemble aus Pultkollegen hat sich, in Bönnscher Mundart singend, des Alltags (samt Karneval) auf liebenswert witzige Weise angenommen, nicht ohne hierbei humorvoll den Finger in die eine oder andere kommunale Wunde zu legen. Kaum eine der musikalischen Darbietungen dieses Abends kam dabei dem diesjährigen Karnevalsmotto „Bonn met Hätz“ so nahe wie Kriegsmanns Liebeserklärung „Et Bonnleedche“, dessen eingängiger Refrain das Publikum zum Mitsingen animierte. Mit „Rosenmondachsflamm“ gab’s noch ein im Stil der legendären Ray Conniff Singers arrangiertes kleines „Verzällscher“, dessen Urheber sich hier auch stimmlich als Solist profilieren konnte.

Mehr oder weniger musikalischem Mainstream war der Rest des Abends geschuldet, wobei manches eher in ein Neujahrskonzert denn in den Karneval gepasst hätte. Wären da nicht Rainer Pause und Norbert Alich alias Fritz Litzmann und Hermann Schwaderlappen vom „Heimatverein Rhenania“, denen die Moderation anvertraut war, bei welcher sie sprachartistisch durch den Kakao zogen, was in Bonn und Berlin, seitens der EU und aus Übersee gegenwärtig zur Debatte steht. Dabei kriegten die Pantheonisten die Kurve zur Ansage des jeweils nächsten Musiktitels bisweilen nur mit Not.

Seine Vielseitigkeit demonstrierte das BOB unter der Leitung von Stephan Zilias in glänzender Weise. Ob nostalgische Operetten- und Filmmusik oder Chanson- und Song-Evergreens, stets agierte man stilgerecht, wie bei der Titelmelodie zu „Vom Winde verweht“ mit köstlich kandiertem Montovani- Streichersound. Gesangliche Einlagen gab’s von Carry Sass, einer „staatlich geprüften Unterhaltungskünstlerin“ aus DDR-Zeiten, die sich unter anderem mit einer Berlin-orientierten Fassung von „New York, New York“ nicht in alle Herzen singen konnte, und von Alexandru Badea, einem vibratoreich knödelnden Operettentenor, der sein Talent zu extemporieren bei einer angeblich nicht abgesprochenen Zugabe beweisen durfte. Noch während der Zugabe verließen Teile des Publikums bereits den Saal.

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