Bröckemännche für CDU-Politiker Wolfgang Bosbach Der Mann der klaren Worte

BONN · Hausherr Erik Bettermann versprach sich von der Bröckemännche-Preisverleihung "eine große Koalition politischer Rhetoriker der Extraklasse". Der Intendant der Deutschen Welle sollte nicht enttäuscht werden, ebenso wie die rund 300 Gäste, die am Montagabend zum Neujahrsempfang des Bonner Medien-Clubs (BMC) ins Funkhaus gekommen waren. Der neue Bröckemännche-Preisträger Wolfgang Bosbach (CDU) und sein Laudator Franz Müntefering (SPD) bewiesen, wie pointiert und humorvoll politischer Schlagabtausch sein kann.

 Preisträger Wolfgang Bosbach (Mitte), Laudator Franz Müntefering (links) und BMC-Vorsitzender Andreas Archut.

Preisträger Wolfgang Bosbach (Mitte), Laudator Franz Müntefering (links) und BMC-Vorsitzender Andreas Archut.

Foto: Barbara Frommann

Mit dem Bröckemännche ehrt der BMC jedes Jahr eine Persönlichkeit aus Bonn oder der Region, die "wider den Stachel löckt" und den Mut zum Unkonventionellen hat. "Selten fiel uns die Entscheidung so leicht", sagte der BMC-Vorsitzende Andreas Archut. Geehrt werde eine Politikerpersönlichkeit aus dem Rheinland, die sich nicht unterkriegen lasse und Gegenwind aushalte. Respekt sprach Archut Bosbach auch für dessen offenen Umgang mit seiner schweren Krebserkrankung aus.

Die beste Laudatio schreibt das Leben, oder besser gesagt die Protokolle des Deutschen Bundestages. Müntefering ließ es sich nicht nehmen, Bosbach daraus zu zitieren, um die "Raffinesse seiner Argumentationsführung" zu verdeutlichen. Geistreich, klar, manchmal anstrengend, aber immer in bester Bröckemännche-Mentalität. Der geniale Gedanke brauche keine Worte, das ausgestreckte Hinterteil des Brückenmännchens auch nicht. Müntefering: "Unsere Demokratie braucht diese Bosbachs. Ich gebe zu, die CDU dringender als die SPD."

Trotz solcher Spitzen sah es zwischenzeitlich so aus, als ob sich Laudator und Geehrter den Preis gleich teilen würden. Wenn es um Gewissensentscheidungen geht oder um politische Verantwortung, funktioniert ihre große Koalition. Bosbach schlug in seiner frei formulierten Dankesrede einen Bogen von den Bonner Wurzeln seiner Frau Sabine bis zum Berlin/Bonn-Gesetz. "Mit tut es von Herzen leid, dass permanent versucht wird, das Gesetz auszuhebeln", sagte Bosbach. Es sei sinnvoll, Macht zu verteilen, statt sie in Berlin zu konzentrieren.

Seine eigene Rolle sieht der Preisträger bescheiden. "Ich fühle mich selbst gar nicht als Rebell", sagte "Euro-Rebell" Bosbach. In 18 Jahren habe er drei Mal gegen die eigene Fraktion gestimmt, zuletzt als es um die Erweiterung des Euro-Rettungsschirmes ging. "Heute bist du ja schon ein Rebell, wenn du bei deiner Meinung bleibst." In die Riege der Bröckemännche-Preisträger reihte er sich trotzdem gerne ein.

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