Interview mit Polizeiführer Helmut Pfau "Der Streifendienst in der Stadt bleibt unvermindert erhalten"

Bonn · Leitender Polizeidirektor Helmut Pfau sieht die Bonner Einsatzkräfte für den zweiwöchigen Sonderauftrag gut gerüstet. GA-Redakteur Rüdiger Franz sprach mit ihm.

Eine stattliche Stellwand auf der obersten Etage des Bonner Polizeipräsidiums dokumentiert den Einsatzplan für die Weltklimakonferenz. Es ist allerdings nur der Dienstplan der Polizei-Pressestelle. Die Koordination des Gesamteinsatzes ist ungleich aufwendiger. Verantwortlich dafür ist der Leitende Polizeidirektor Helmut Pfau. Mit ihm sprach Rüdiger Franz.

Herr Pfau, was ist das Besondere an dem bevorstehenden Einsatz rund um den Konferenzort in der Rheinaue?

Helmut Pfau: Die Herausforderung besteht zum Beispiel darin, dass die Bula-Zone exterritoriales Gebiet ist, in dem nicht wir, sondern die UN-Polizei arbeitet. Wir haben ringsum einen Sicherheitsbereich eingerichtet, damit dieser exterritoriale Bereich in keiner Form gestört werden kann.

Was bedeutet das konkret?

Pfau: Die polizeilichen Kontrollen werden nicht an die Maßnahmen beim G-20-Außenministertreffen im Frühjahr heranreichen. Gleichwohl werden die Anlieger sie zu spüren bekommen. Im Bereich rund um das WCCB lassen wir keinen unkontrollierten Fahrzeugverkehr zu. An der Welckerstraße und an der Charles-de-Gaulle-Straße wird es etwa Kontrollstellen geben.

Wie ist die Präsenz in der Bonn-Zone in der Rheinaue?

Pfau: Hier gehen wir im Innern Streife und haben dort eine Anlaufstelle eingerichtet. Und um die Bonn-Zone herum sichern wir den Zaun vor unbefugtem Eindringen. Ebenso sind wir in der Transferzone zwischen Bula- und Bonn-Zone stark präsent.

Wie viele Kräfte werden im Einsatz sein?

Pfau: Wir setzen rund 450 Beamte unserer eigenen Behörde ein. Unterstützt werden sie von der Bereitschaftspolizei des Landes und von Kreispolizeibehörden im Land. Die Besonderheit liegt in der zweiwöchigen "Rund-um-die-Uhr-Betreuung".

Wie ist Ihre Prognose mit Blick auf die Verkehrslage im Stadtgebiet?

Pfau: Der November ist ja ohnehin als Staumonat bekannt. Wir hoffen, dass die meisten Delegierten den Öffentlichen Personennahverkehr nutzen. Eine enorme Belastung für die Bürger werden zweifellos die Demonstrationen werden, bei der Sperrungen unvermeidlich sind. Um die Bürger während der gesamten Konferenz aktuell zu informieren, werden wir besonders intensiv Facebook und Twitter nutzen.

Stichwort Demonstrationen: Die Bilder der Ausschreitungen beim G-20-Gipfel in Hamburg sind noch lebhaft vor Augen? Wie schätzen Sie das Gewaltpotenzial bei den Demos in Bonn ein?

Pfau: Es hat auch dazu zahlreiche intensive Vorbereitungen und Besprechungen gegeben. Im Ergebnis kann ich versichern, dass sich Szenen wie in Hamburg in Bonn nicht wiederholen werden. In Hamburg kamen mehrere Dinge zusammen: Das Reizobjekt G 20, die räumliche Nähe des Gipfels zum Schanzenviertel, die gut organisierte linksextreme Szene in Hamburg sowie zahlreiche Gewalttäter, die aus dem Ausland anreisten. All das haben wir in Bonn nicht. Was wir nicht ausschließen können, sind "versammlungstypische Straftaten" wie Vermummung, Blockaden oder leichte Sachbeschädigungen. Unsere Prognose ist, dass die Demonstrationen insgesamt friedlich verlaufen.

Inwieweit sind "weiche Ziele" wie die Innenstadt vor islamistischen Anschlägen geschützt?

Pfau: Diesem Thema gilt meine größte Sorge und Aufmerksamkeit. Eigentlich ist die Klimakonferenz kein Thema in der Islamistenszene - abgesehen davon, dass sich auch hier Vertreter der "westlichen Welt" versammeln. Gleichwohl stellt sie als größere Menschenansammlung ein potenzielles Ziel dar. Deshalb haben wir auch das intensiv im Visier.

Wie steht es denn um die Präsenz in der Stadt? Wird es bei der regulären Polizeiarbeit Abstriche geben?

Pfau: Nein. Der Streifendienst bleibt unvermindert erhalten. Wir haben bereits zu Jahresbeginn eine Urlaubssperre erlassen, so dass alle Kräfte an Bord sind. Mehr noch: Pro Tag setzen wir während der Konferenz 140 zusätzliche Beamte ein, die in der Stadt sowie in öffentlichen Verkehrsmitteln Präsenz zeigen. Und auch die Bundespolizei ist an den Bahnhöfen und in den Zügen sehr viel stärker präsent als sonst. Unterm Strich: Bonn ist in den zwei Wochen wesentlich sicherer als sonst.

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