"Weltreise" durch die Altstadt Der syrische Friseur mit dem Faden

Bonn · Bei der spannenden "Weltreise" durch Bonn lernen die Teilnehmer viele Kulturen kennen. Sie treffen zum Beispiel auf einen Friseur, der statt der Schere einen Faden in die Hand nimmt.

 Der Syrer Rezan Moussa zupft in seinem Friseursalon Katharina Schwamborn die Augenbrauen.

Der Syrer Rezan Moussa zupft in seinem Friseursalon Katharina Schwamborn die Augenbrauen.

Foto: Nicolas Ottersbach

Obwohl Rezan Moussa Herren und Damen frisiert, sitzen in seinem Salon ausschließlich junge Männer. Kein Wunder, denn die Spezialität des Syrers, der 2008 seinen Laden eröffnete, sind Bartmuster. "Die werden nicht rasiert, sondern mit dem Faden gezupft", sagt er.

Aber nicht nur den Bart, sondern auch die Augenbrauen trimmt er damit. "Wer möchte mal?", fragt er mit dem dünnen Faden zwischen den Fingern in die Runde. Katharina Schwamborn ergreift die Chance. Moussa hält das Garn nicht nur mit den Händen, sondern auch mit den Zähnen.

Schwamborn sitzt ein bisschen ängstlich auf dem nach hinten gekippten Stuhl, fast wie beim Zahnarzt. Der Blick schweift kurz auf den arabischen Sender im Fernseher, dann legt Moussa los: Durch wippende Bewegungen klemmt er immer wieder die Härchen ein und zieht sie heraus. "Das ist sogar angenehmer als mit den Pinzette", sagt sie überrascht, während ein Dutzend Augenpaare begeistert auf ihr Gesicht starren.

Die anderen sind allesamt Teilnehmer der neuen "Weltreise" des Kölner Kulturklüngels. In der geht es nicht durch die Domstadt, sondern die Bonner Altstadt. Die ist internationaler, als man denkt. "Hier ist alles etwas versteckt, und die Kulturen müssen aufgespürt werden", sagt Vera Tolo. Innerhalb von drei Stunden führt sie im Zickzackkurs in Restaurants und Geschäfte abseits der Kultur- und Kneipenszene.

Die 26-Jährige, die in Bonn studiert und schon viele Touren in Köln organisiert hat, arbeitete maßgeblich an der Bonner "Weltreise" mit. "Schließlich kenne ich mich gut aus und habe viele Kulturen erlebt", sagt sie. Menschen aus mehr als 170 Nationen leben in der Bundesstadt zusammen, knapp ein Viertel der Bonner stammt aus dem Ausland.

So wie Aleem Matif, der 1996 aus Pakistan kam. In seinem indischen Restaurant, das wie das damalige Reich des Subkontinents "Mogul" heißt, serviert er kleine Samosas. "Das sind Teigtaschen, die mit Gemüse und Fleisch gefüllt sind."

Wie Bonbons werden sie gerollt und als Snack gereicht. Dazu trinkt man Chai-Tee oder einen Mangomilch-Cocktail. Da schlagen auch die Teilnehmer der "Weltreise" zu. Nur Vera Tolo weiß, dass die Stärkung nötig ist. Niemand sonst hat eine Ahnung, welche Station als nächstes dran ist. Ein Programm gibt es nicht.

Im Azade, einem Treffpunkt für Mädchen, wartet schon die Bulgarin Zhana Kazakova. Drei Volkstänze aus dem Balkan hat sie ausgewählt, die Weltreisenden müssen sie lernen. "Aber das ist gar nicht so schwer, nehmt euch einfach an die Hände", sagt sie.

Erst dreht sich die Gruppe etwas holprig, dann werden die Schritte flüssiger. Zum Schluss erhöht Kazakova das Tempo, die Tänzer formen eine Spirale, keiner stolpert. "Das machen sonst über 300 Leute auf den Festen", sagt sie und muss tief Luft holen. Auch die anderen sind aus der Puste.

Aber es geht weiter. In den Laden von Alvaro Vesga Vargas. Hauptsächlich verkauft er Lebensmittel aus Spanien - zum Beispiel gesalzenen und gerösteten Mais. "Das ist ein toller Ersatz für Chips, wenn man einen Film guckt", sagt Vera Tolo. Das lassen sich die Gäste nicht zweimal sagen und wollen gleich mehrere Tüten kaufen. Doch viel ist leider nicht mehr da. Vargas wartet auf die nächste Lieferung von der iberischen Halbinsel. "Das dauert manchmal länger als erwartet." Die Weltreisenden sind wieder in Bonn angekommen.

Die nächste "Weltreise" durch Bonn ist am Freitag, 20. September, von 17 bis 20 Uhr. Einen Tag später gibt es eine "Weltreise" mit kulinarischem Schwerpunkt. Weitere Informationen und Anmeldung unter der Rufnummer 0221/16 84 36 62 und auf www.kulturkluengel.de.

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