Bonner lässt sich nicht entmutigen Der Traum von einer Karriere als Sänger

Auerberg · Maurice Wencek hat einen großen Traum. „Ich lasse mich von nichts und niemandem aufhalten“, erzählt der 18-Jährige Bonner. Er lebt mit sieben anderen jungen Erwachsenen mit körperlicher Beeinträchtigung in einer Wohngruppe.

 Marcel ist neuer Mitbewohner in der Wohngruppe.

Marcel ist neuer Mitbewohner in der Wohngruppe.

Foto: Benjamin Westhoff

„Ich werde einmal als Schlagersänger auf der Bühne stehen“, strahlt Maurice Wencek über das ganze Gesicht – und sein Mut, sein Optimismus, seine Lebensfreude und sein Lachen nehmen jeden sofort gefangen. Dass er mit seiner positiven Lebenseinstellung das auch erreichen kann, das glaubt man Maurice sofort. „Aber ich denke, dass ich meinen Mitbewohnern mit meiner Musik schon hin und wieder auf die Nerven gehe“, schmunzelt er. „Denn es vergeht kein Tag, an dem ich nicht singe.“

Maurice ist körperbehindert und auf einen Rollstuhl angewiesen. Doch trotz seines Handicaps lebt er seit April ein Leben, von dem die meisten Teenager träumen: Maurice ist zu Hause ausgezogen und lebt jetzt in einer Art WG. Allerdings einer ganz besonderen Wohngemeinschaft: Mit sieben anderen jungen Erwachsenen mit körperlicher Beeinträchtigung wohnt er in einem barrierefreien Wohnprojekt in Auerberg. Mitarbeiter des Therapiezentrums Bonn (TZ) und der DRK-Pflegedienst unterstützen die Bewohner darin, ihren Alltag so weit wie möglich selbstständig zu bewältigen und viele Dinge des täglichen Lebens in Eigenregie zu meistern.

Mehrmals am Tag kommt der Pflegedienst

„Jeder übernimmt die Aufgaben, die er erledigen kann“, erklärt Benedikta Welte, Bereichsleiterin für betreutes Wohnen im TZ. Mehrmals am Tag kommt der Pflegedienst, um die Grundpflege der Bewohner zu erledigen. „Dann fahren wir alle zur Arbeit in die Werkstätten“, stellt Maurice seinen Tagesablauf vor. „Gegen 17 Uhr sind wir wieder zurück.“ Doch damit ist der Tag noch lange nicht zu Ende. „Wir überlegen was wir kochen wollen, gehen einkaufen und essen abends zusammen. Einmal am Tag sitzen wir alle gemeinsam am Tisch. Das ist uns wichtig“, erzählt der 18-Jährige. Das sei zwar nicht immer ganz einfach, aber bisher habe man das stets gut geregelt. „Das ist bei uns nicht anders als bei einem Ehepaar. Manchmal muss man eben nachgeben“, erklärt der junge Mann.

Jeder der acht Bewohner hat ein eigenes Apartment mit separatem Bad, gemeinsam werden Wohnraum, Küche und andere Gemeinschaftseinrichtungen genutzt. Allein sind die acht Mieter jedoch nie. „Es ist immer ein Betreuer oder eine pädagogische Fachkraft da. Auch nachts“, versichert Welte. Damit sich Freunde, Familien und Nachbarn ein Bild davon machen konnten, wie gut sich die 18- bis 29-Jährigen eingelebt haben, haben sie kürzlich zu einem kleinen Einweihungsfest in ihre Wohnung eingeladen.

„Auch wenn ich immer einen fröhlichen Eindruck mache, so bin ich innerlich doch sehr zerbrechlich. Seit ich in dieser Wohngruppe lebe habe ich jedoch viel mehr Selbstbewusstsein. Ich will hier nie mehr ausziehen!“, meint Maurice und freut sich schon auf die nächsten Tage. „Ich werde im Oktober 19 Jahre alt. Meinen Geburtstag feiern wir natürlich alle zusammen.“ Und, so gibt Maurice noch mit auf den Weg. „Das Leben ist schön, jeden Tag. Das darf man niemals vergessen.“ Seinem Traum, einmal ein Schlagersänger zu sein, ist er bereits einen Schritt nähergekommen. „Ich habe schon ein eigenes Video auf YouTube“, sagt er stolz.

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