Ausstellung Der Verschwendung auf der Spur

BONN · In einer sehenswerten Ausstellung hat der Bundesrechnungshof die Geschichte der "externen Finanzkontrolle" beleuchtet.

 Die Schau zeigt Exponate aus 300 Jahren Prüfer-Tradition. Im Hintergrund: Projektleiterin Heike Hülsbergen, Historikerin Petra Oepen und Ausstellungsgestalter Carsten Bauer.

Die Schau zeigt Exponate aus 300 Jahren Prüfer-Tradition. Im Hintergrund: Projektleiterin Heike Hülsbergen, Historikerin Petra Oepen und Ausstellungsgestalter Carsten Bauer.

Foto: Volker Lannert

Was haben eine preußische Uniform von 1870, eine Tube Lippenbalsam und ein Theaterschwert gemeinsam? Die Antwort gibt es in der Adenauerallee 81, dem Sitz des Bundesrechnungshofes. In einem 100-Quadratmeter-Raum eröffnete Kay Scheller, der neue Präsident, am Donnerstagabend eine sehenswerte Ausstellung zur Geschichte der Prüfer. "Es sind Objektivität und Neutralität, die den Bundesrechnungshof stark machen mit Prüfergebnissen, die Maßstab für das Handeln von Parlament und Regierung sind", betonte Scheller.

"Wir wollen der Öffentlichkeit zeigen, was wir alles tun", so Projektleiterin Heike Hülsbergen. Es gehe aber auch darum, die historische Entwicklung zu beleuchten. Anlass sind "300 Jahre externe Finanzkontrolle": Im Jahr 1714 gründete König Friedrich Wilhelm I. die Preußische General-Rechenkammer und markierte den Beginn einer unabhängigen staatlichen Rechnungsprüfung in Deutschland. Stolz sind Hülsbergen und ihre Kollegen, die Gründungsurkunde aus dem NRW-Landesarchiv zeigen zu können.

Die Schau ist klein, aber fein: Es gibt Exponate wie die dunkelblaue Uniform eines Rechnungsrates von 1870, deren Ärmelaufschläge die Zugehörigkeit zur Rechenkammer anzeigten. Debatten gab es damals um die Arbeitszeiten der stolzen Beamten, wie Kuratorin Petra Oepen berichtete.

Denn die erledigten ihre Aufgaben in der eigenen Wohnung, wo sie nicht zu kontrollieren waren. Erst ab dem frühen 20. Jahrhundert mussten die Prüfer im Büro erscheinen. Wem ihre Nachfahren so alles auf den Zahn fühlen, zeigt sich etwa an der ausgestellten Tube Lippenbalsam: Der Rechnungshof hatte wenig Verständnis dafür, dass die Bundeswehr für ihre Soldaten mit hohem Aufwand pharmazeutische Produkte in Eigenregie herstellen ließ.

Das Theaterschwert wiederum steht für einen Prüfauftrag bei den Bayreuther Wagner-Festspielen, in die Bundesmittel fließen: Dort halfen die Prüfer, die Kartenvergabe effizienter zu gestalten.

Zum Jubiläumsjahr gehören neben der Ausstellung drei weitere Projekte. Ein Fachsymposium mit Vertretern von 40 europäischen Rechnungshöfen hat schon stattgefunden; eine Festschrift mit vielen Fachbeiträgen ist erschienen. Am 18. November feiert der Rechnungshof einen Festakt im alten Plenarsaal, für den auch Bundespräsident Gauck zugesagt hat.

Ganz preiswert ist das alles nicht. 405.000 Euro stehen im Bundeshaushalt, dazu kommt personeller Aufwand im eigenen Haus. Die Projektleiterin ist viereinhalb Jahre für das Gesamtprojekt abgestellt - das sei die wirtschaftlichste Lösung gewesen. "Wir haben die Kapazitäten sinnvoll eingesetzt, um tiefer in die eigene Historie einzusteigen", sagt Heike Hülsbergen.

So sei die Rolle des Rechnungshofes während der Nazizeit von 1933 bis 1945 untersucht worden. Damals hätten die Prüfer sich zum Beispiel mit dem polnischen Ghetto Lódz befasst, das als Durchgangsstation für die NS-Vernichtungslager diente. Präsident Scheller kündigte am Donnerstag eine wissenschaftliche Aufarbeitung dieser Epoche an.

Die Schau ist bis 11. Januar montags bis freitags, 10 bis 15 Uhr, in der Adenauerallee 81 geöffnet (Eintritt frei). Führungen nach Anmeldung per Mail: Postfach.300Jahre.Ausstellung@ brh.bund.de

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