“Akte Rheinland“ über Denis Cuspert Der Gangsta-Rapper, der zum IS-Kämpfer wurde

Bonn · Denis Cuspert alias „Deso Dogg“ – aus dem einstigen Gangsta-Rapper wurde ein Kämpfer des Islamischen Staates, der auch in Bonn seine Spuren hinterließ. Der Podcast „Akte Rheinland“ zeichnet diese Spuren nach.

Denis Cuspert alias Deso Dogg alias Abu Talha al-Almani ist der bekannteste deutsche Dschihadist.

Denis Cuspert alias Deso Dogg alias Abu Talha al-Almani ist der bekannteste deutsche Dschihadist.

Foto: DPA

Lannesdorf, 5. Mai 2012. In gut einer Woche finden die Landtagswahlen in NRW statt. In Sichtweite der saudi-arabischen König-Fahd-Akademie hält die rechtsextreme und verfassungsfeindliche Partei Pro NRW eine Wahlkampfkundgebung ab. Knapp 30 Aktivisten sind vor Ort – ihnen gegenüber stehen insgesamt rund 600 Gegendemonstranten. Unter ihnen nach späterer Einschätzung der Polizei auch etwa 200 Gewalttäter aus dem salafistischen Umfeld.

Zunächst bleibt es ruhig an diesem Samstagnachmittag. Der Polizei gelingt es anfangs, beide Lager räumlich und optisch voneiander zu trennen. Als jedoch eine Mohammed-Karikatur des dänischen Zeichners Kurt Westergaard gezeigt wird, kippt die Stimmung schlagartig. Aus der Menge der Gegendemonstranten fliegen Steine, Flaschen und andere Gegenstände auf die eingesetzten Beamten. Polizisten werden angegriffen und teilweise verletzt. Einer der Wort- und Rädelsführer bei den Ausschreitungen von Lannesdorf: der frühere Gangsta-Rapper „Deso Dogg“ Denis Cuspert.

„Akte Rheinland“ beleuchtet den Weg von Denis Cuspert

Der Weg des einstigen Berliner „Straßenjungen“, der beim Islamischen Staat endete, wird in der neuesten Episode des GA-Crime-Podcasts „Akte Rheinland“ beleuchtet. Anna Maria Beekes und Andreas Dyck sprechen mit Reporter Rüdiger Franz, der die salafistische Szene seit vielen Jahren beobachtet und im Mai 2012 in Lannesdorf vor Ort war, als die Lage eskalierte.

Geboren als Denis Mamadou Gerhard Cuspert am 18. Oktober 1975 in West-Berlin als Sohn einer Deutschen und eines Ghanaers, der wenige Jahre nach der Geburt des Sohns abgeschoben wurde, wächst Cuspert in verschiedenen West-Berliner Stadtteilen auf und verbringt seine Jugend vorwiegend im Kreuzberger Kiez rund um das Kottbusser Tor. Früh wird er kriminell, begeht als Teenager seinen ersten Raubüberfall, sitzt mit Anfang 20 insgesamt mehrere Jahre im Gefängnis. Er findet zur Musik: Aus Denis Cuspert wird der Gangsta-Rapper „Deso Dogg“, wobei „Deso“ für „Devil’s Son“ steht.

Zeitweise soll Denis Cuspert alias „Deso Dogg“ in Bonn gewohnt haben

Für den Islam interessiert er sich schon lange, wendet sich in seiner Zeit als Rapper immer mehr dem Glauben zu. Ab 2010 beginnt er, sich nachweislich zu radikalisieren, wird Stammgast in der Al-Nur-Moschee, dem Dreh- und Angelpunkt der Berliner Salafistenszene, wirbt für „Deutsche Islamseminare“, predigt den radikalen Islam. Und wird immer öfter in Bonn gesehen, wo er zeitweise auch gewohnt haben soll und wo er 2012 als eine der Hauptfiguren der Krawalle von Lannesdorf in Erscheinung tritt.

Denis Cuspert wird nach den Krawallen in Bonn-Lannesdorf am 5. Mai 2012 abgeführt. Kurz darauf taucht er unter.

Denis Cuspert wird nach den Krawallen in Bonn-Lannesdorf am 5. Mai 2012 abgeführt. Kurz darauf taucht er unter.

Foto: Thomas Gottschalk

Es folgt eine Ausreisewelle deutscher Islamisten, die sich dadurch der Verhaftung entziehen. Darunter auch Cuspert, der sich dem Islamischen Staat anschließt. Aus „Deso Dogg“ wird nun Abu Talha Al Almani. Und der stirbt schließlich, so zumindest glauben die Behörden, im Januar 2018 bei einem Drohnenangriff in Ostsyrien.

Der Podcast „Akte Rheinland“ ist über Spotify, Apple Podcasts und alle gängigen Podcatcher abrufbar und kann kostenlos abonniert werden. Feedback, Themenvorschläge oder Kritik gehen per Mail an podcast@ga.de oder per Nachricht an den Instagram-Channel @akterheinland.

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