25 Jahre Enyiduru-Projekt Deutsche Hilfe für die nächste Generation in Nigeria

Bonn · Dass verfeindete Familien und Regionen in Nigeria ein Stück weit zueinandergefunden haben, ist auch mit Hilfe aus Bonn gelungen. Seit 25 Jahren unterstützt das Enyiduru-Projekt Vorhaben in Nigeria, darunter den Bau eines Bildungszentrums.

Father Dr. Boniface Amu spricht in Nigeria mit den Schulkindern seines Bildungsprojekts.

Father Dr. Boniface Amu spricht in Nigeria mit den Schulkindern seines Bildungsprojekts.

Foto: Birgitta Schneider

Das in Bonn gegründete Bildungsprojekt Enyiduru Nigeria feiert 25-jähriges Bestehen. Buchstäblicher Vater ist Father Dr. Boniface Amu. Zu den zahlreichen Projekten gehört der Aufbau einer Schule.

Durch eine Partnerschaft seiner nigerianischen Heimat mit dem Erzbistum Köln wurde Amu in den 1980er Jahren nach Bonn zum Studium der Katholischen Theologie entsandt. Zwischen 1990 und 1998 promovierte er. Vor seiner Rückkehr nach Nigeria fragten Bonner Freunde, wie man seiner Heimat helfen könne. „Für mich war klar und wichtig: Wirkliche Hilfe meiner Landsleute kann nur durch Bildung geschehen“, erinnert sich Amu, der an Heiligabend 66 Jahre alt wird. Daher wurde am 19. Juli 1996 der Verein Enyiduru-Projekt Nigeria unter dem Motto „Bildung ist Befreiung“ gegründet. „Enyiduru“ bedeutet übersetzt „Elefant“, ein Tier, das für Weisheit, Kraft und langes Leben steht.

Schulgeld für Kinder 

„Unser erster Plan für Nigeria war eine Familienbildungsstätte, schwerpunktmäßig für Arme und Ungebildete“, erklärt der Priester. Zunächst wurde Kindern aus unterschiedlichen Religionen das Schulgeld bezahlt. Mit Unterstützung des Hilfswerks Deutscher Zahnärzte (HDZ) konnte dann 2006 eine eigene Schule in Nigeria gebaut werden, inklusive einer Schulfarm, auf der die Kinder landwirtschaftliche Fähigkeiten erlernen können, „mit dem Ziel, später selbst für den Lebensunterhalt anzubauen“, berichtet Amu.

Nicht nur Wissen, sondern auch Ehrlichkeit und Miteinander sollen die mittlerweile 430 Schulkinder erlernen, die alle „aus chancenlosen Familien kommen müssen“, deren Eltern sich zu Bildungsworkshops verpflichten. Sie erlernen dort den Dialog zwischen verschiedenen Regionen und Religionen (Christentum, Islam, Naturreligionen), aus denen sie kommen. So sollen „Feindschaften abgebaut werden“, sagt der 65-Jährige. Das Schulpersonal besteht zudem aus 28 Lehrkräften, zwei Köchinnen und zwei Sicherheitskräften.

Region mit neuem Bewustsein

„Nach 15 Jahren Schultätigkeit hat sich heute die gesamte Region in einem neuen Bewusstsein verändert und verfeindete Familien sprechen wieder miteinander“, resümiert Amu. Auch Birgitta Schneider, die das Projekt von Bonn aus mitführt, ist stolz: „Diese Schule ist inzwischen wie eine Insel des Friedens, des Miteinanders und der Sicherheit geworden in einem Land, das von Gewalt, Korruption, Unsicherheit und Konflikten geprägt ist.“

Für die Zukunft von Nigeria wünscht sich Amu „dass wir in unseren verschiedenen Stämmen in Frieden miteinander leben und dialogfähig werden. Ich wünsche mir ein Land ohne Ängste und Gewalt, ohne Korruption und Betrug.“ Daher ist auch eine Hauswirtschaftsschule in Planung, zudem wird dem klassenbesten Kind der Besuch einer Schule, dem deutschen Gymnasium gleich, finanziert.

Dafür ist das Projekt aber nach wie vor auf Spendengelder angewiesen, die es bisher neben dem HDZ sowie der Brüder-Grimm-Schule in Köln auch von Privatpersonen bekommt. Für besondere Not hat auch hier die Corona-Pandemie gesorgt: Die Lebensmittelpreise haben sich in Nigeria verdoppelt, ein Land, in dem erst knapp ein Prozent der Bevölkerung mit mehr als 200 Millionen Bürgern vollständig geimpft ist. Das Projekt Enyiduru teilt alle zwei Monate Nahrung an 450 Familien aus. „Was vor einem Jahr noch 5000 Euro kostete, kostet heute durch Corona für die gleiche Menge Lebensmittel 11.000 Euro“, so Amu, der aktuell seinen jährlichen Besuch in Bonn macht.

Gespendet werden kann über die Website www.enyiduru.de.

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