Neuausrichtung Deutsches Museum spezialisiert sich auf Künstliche Intelligenz

Bonn · Das Deutsche Museum Bonn richtet sich neu aus. Künftig wird es sich auf das Thema Künstliche Intelligenz spezialisieren, die für Robotik und Mobilität wichtig ist.

 KI im Fokus: Reinhard Schneider von der Dr. Hans Riegel-Stiftung (rechts) diskutiert mit NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (2.v.r.), Wolfgang Heckl (l.) und Moderator Rangar Yogeshwar über die Neuausrichtung des Deutschen Museums Bonn.

KI im Fokus: Reinhard Schneider von der Dr. Hans Riegel-Stiftung (rechts) diskutiert mit NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (2.v.r.), Wolfgang Heckl (l.) und Moderator Rangar Yogeshwar über die Neuausrichtung des Deutschen Museums Bonn.

Foto: Stefan Knopp

Die Stadt Bonn und die Künstliche Intelligenz (KI) haben eine lange gemeinsame Geschichte: Schon 1975 trafen sich einige Pioniere der deutschen Programmierszene in der Bundesstadt und diskutierten erstmals in Deutschland über KI. Danach erst kam die Forschung auf diesem Gebiet in Gang. Dieses Zukunftsthema sieht Wolfgang Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums in München, deshalb im Bonner Tochterhaus gut aufgehoben. Denn dort soll die Künstliche Intelligenz künftig im Fokus stehen.

Diese Neuausrichtung wurde am Freitag mit einem kleinen, per Live-stream übertragenen Festakt im Bonner Haus offiziell eingeleitet. Dazu war auch NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart, der auch für Innovation, Digitales und Energie zuständig ist, in die Ahrstraße gekommen, außerdem Reinhard Schneider als Vorsitzender der Dr. Hans Riegel-Stiftung. Die drei diskutierten mit Wissenschaftsfachmann Rangar Yogeshwar über die Thematik. Der war  überzeugt, dass jetzt eine Generation heranwächst, die sich einmal ganz selbstverständlich mit digitalen Geräten und Robotern unterhalten wird.

Er zitierte aber auch aus einer Studie, der zufolge Deutschland nach bisherigem Stand gerade einmal 1,8 Prozent der Fachkräfte in digitalen Berufen stellen wird. Zu wenig: Deshalb waren alle Beteiligten einig, dass der Schritt für das Deutsche Museum Bonn der richtige ist. Und dieser sieht so aus: In mehreren Abschnitten soll das klassische Museum mit Exponaten zum Anschauen – und in einigen Fällen zum Ausprobieren – und Infotafeln zum Lesen in einen „Erlebnisraum“ umgewandelt werden, so nannte es Kurator Ralf Burmester. Dabei will man in kleinen Gruppen mit den Besuchern in einen Dialog kommen, um die Leute in das Thema einzuführen. Sprich, die Besucher werden eigentlich immer begleitet.

Also weg von der Ausstellung zeitgenössischer Technikgeschichte, dem Teilchenbeschleuniger, vor dem die Diskussionsrunde saß, den Vitrinen mit Mikroskopen, alten PAL-Farbfernsehsystemen und all dem anderen, die Exponate kommen wieder ins Depot des Mutterhauses in München.  Denn, erklärte Burmester, das PAL-System etwa sei historisch zwar relevant, aber könne nichts beitragen, um zukünftige Entwicklungen zu erläutern. „Wir wollen relevant bleiben“, sagte er, „und den Menschen den Schlüssel zum Verständnis der nächsten 20 Jahre in die Hand geben.“

Das zweite Wohnzimmer von Museumsleiterin Andrea Niehaus wird ordentlich umdekoriert. „Es ist quasi ein Neustart, aber auch eine konsequente Fortsetzung dessen, was wir in den ersten 25 Jahren gemacht haben“, sagte sie. Das Museum sei auch immer Experimentierfeld gewesen. Man wolle diese Erfahrungen jetzt auf das „Monothema“ KI anwenden.

„Das Deutsche Museum ist ein ehrlicher Makler, eine Institution, der die Menschen vertrauen“, sagte Niehaus. Sie bezog sich auf die Wissensvermittlung, und die soll künftig noch mehr im Fokus stehen. Im kommenden Jahr soll der Erlebnisraum „Künstliche Intelligenz – Erleben, verstehen, Mitgestalten“ entstehen, außerdem in einem neuen Bereich das „Touch Tomorrow Lab“ als stationäre Variante des gleichnamigen Trucks der Riegel-Stiftung und die Vermittlungsstation „künstliche Neuronale Netze“. Ab 2022 soll der Erlebnisraum „Künstliche Intelligenz in Robotik und Mobilität“ eingerichtet werden. Die Stiftung steuert 180.000 Euro bei, weitere 1,5 Millionen Euro, verteilt auf drei Jahre, kommen vom NRW-Wirtschaftsministerium. Auch die Stadt Bonn unterstützt das Museum, außerdem andere Geldgeber.

Aber das sind zeitlich begrenzte Fördermaßnahmen. Man hofft, dass die Besucher dem Deutschen Museum Bonn treu bleiben, auch in der Neuausrichtung, und setzt auf eine höhere Wiederholungsfrequenz – es gebe immer wieder Neues zu entdecken und zu lernen, so Burmester.

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