Kommentar Die blühende Pleite-Stadt

Zwei Gesichter einer Stadt: Hier das blühende, attraktive Bonn mit immer mehr Einwohnern und einer wachsenden Zahl von Unternehmen. Dort die Pleite-Kommune, die von ihrem erdrückenden Schuldenberg einfach nicht herunterkommt. Wie passt das zusammen?

Klar: Wer überdurchschnittlich viele junge Einwohner hat, muss mehr Kindergärten bauen. Klar: Bund und Land neigen dazu, den Kommunen zu wenig Geld für deren Aufgaben zur Verfügung zu stellen. Und klar: Die Sozialkosten steigen so unaufhaltsam wie die Personalausgaben im öffentlichen Dienst, der regelmäßige Tariferhöhungen durchsetzt. Aber die Situation der Ex-Hauptstadt ist trotzdem eine besondere.

Aus den fetten Jahren ist eine Infrastruktur erwachsen, die für eine Stadt dieser Größe zu teuer ist - vom üppigen Nahverkehrsangebot bis zu kulturellen Wohltaten, um nur zwei Beispiele zu nennen. Die Analyse des Kämmerers, dass Bonn über seine Verhältnisse lebt, ist richtig. Weder die Stadtverwaltung noch der Rat haben sich bisher aber getraut, daran wirklich etwas zu ändern.

Steuern, Gebühren und Eintrittspreise zu erhöhen, ist kein Zukunftskonzept; eine Verschärfung der Gewerbesteuer gefährdet sogar das Wirtschaftswachstum der Stadt. Verwaltung und Rat brauchen Mut zu wirksamen Einschnitten. Ob es nun um die Zentralisierung der Bürgerämter geht. Oder die Schließung von Bädern. Oder den begonnenen Abbau von Planstellen in der Stadtverwaltung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort