Kamellewerfen liegt ihnen nicht Die Bönnschen Chinesen feiern Sommerfest

Dransdorf · Die Bönnschen Chinesen feiern ein turbulentes Sommerfest. 2011 regte der ehemalige Bonner Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch die Gründung des Deutsch-Chinesischen Karnevalsvereins an. Seither ist die Mitgliederzahl auf 300 angewachsen.

Vier Tänzerinnen der Kung Fu Schule Tang Soo führen den Fächertanz "Ich liebe meine Heimat" auf.

Vier Tänzerinnen der Kung Fu Schule Tang Soo führen den Fächertanz "Ich liebe meine Heimat" auf.

Foto: Stefan Hermes

Spätestens in dem Moment, als sich ein goldener Drache recht ungestüm durch die zahlreichen Gäste drängelte, wurde deutlich, dass es sich um das Sommerfest der Bönnschen Chinesen handelte. Bereits zum vierten Mal nahm der seit 2012 bestehende Karnevalsverein den Sommer zum Anlass, ein turbulent fröhliches Fest außerhalb der Session zu feiern. Dass sie das im Schatten der Wagenhalle des Bonner Festausschusses tun konnten, war der Einladung von Stefan Lehmann zu verdanken, der nicht nur Mitglied des Deutsch-Chinesischen Kulturvereins ist, sondern auch sein weitläufiges Betriebsgelände im Dransdorfer Gewerbepark West zur Verfügung stellte.

Die Bönnschen Chinesen widmen sich neben Pflege und Erhaltung des rheinischen Karnevalsbrauchtums insbesondere auch der Förderung der Deutsch-Chinesischen Freundschaft durch das gemeinsame Feiern traditioneller chinesischer Kulturfeste. „Früher kannte man in China nur den Karneval aus Köln und Mainz“, freute sich Vereinspräsident Jin Jian Shu über die Tatsache, dass man nun in weiten Teilen Chinas vor allem an Bonn denke, wenn es um Karneval gehe. Die chinesischen Medien hätten viel über den Verein und seine Aktivitäten berichtet.

„Eigentlich ist meinen Landsleuten der Karneval in seiner rheinischen Ausprägung eher fremd“, erklärte Shu mit einem Lächeln. „Am ehesten kommt das chinesische Drachenfest, das wir im Januar feiern, dem Karneval nahe.“ In China könne man nicht verstehen, lacht der Präsident, der in Bornheim ein Chinarestaurant betreibt, „dass man im Karneval Süßigkeiten wegwerfe“, wobei er das Kamellewerfen während der Umzüge mit großer Geste nachmachte.

Kulturaustausch

„Watt soll mer denn in China“, antwortete Besucherin Betti Mönch (88) auf die Frage, ob es sie reizen würde, einmal das ferne Land und seine Kultur zu entdecken. „Mir haben in Deutschland doch genug schöne Sachen.“ Und ihr 95-jähriger Mann Karl ergänzte, dass er viereinhalb Jahre hinter dem Stacheldraht in Russland gefangen war, „die Erfahrung mit dem Kommunismus hat mir gereicht“. Als Mitglieder der Bornheimer Stadtsoldaten hatten sie jedoch wie die anderen Besucher große Freude an dem karnevalistischen Sommerfest, das mit chinesischen Fächer- und deutschen Hunnentänzen für jeden Geschmack etwas zu bieten hatte.

Einige Schritte abseits der Hauptbühne beobachtete auch der ehemalige Bonner Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch als Botschafter der Bönnschen Chinesen das auffällige bunte Treiben. „Ich war 2000 das erste Mal in China. Es gab damals eine lose Partnerschaft zwischen Szechuan und Bonn“, erklärte Nimptsch, wie es zu den Bönnschen Chinesen kam.

Mit der Bonner Partnerstadt Chengdu gründete er als damaliger Schulleiter der Beueler Integrierten Gesamtschule nicht nur die erste Schulpartnerschaft, sondern führte auch Chinesisch als Abiturfach an seiner Schule ein. Später, als Oberbürgermeister, habe er erkannt, wie wichtig es sei, Bonn als internationale Stadt zu etablieren. „Wir brauchten Felder, auf denen sich die Menschen auf bürgerschaftlicher Ebene begegneten.“ Von dort war es nicht weit, Werner Knauf, den heutigen Ersten Vorsitzenden des Vereins, anzuregen, zusammen mit dessen Freund Shu einen Deutsch-Chinesischen Karnevalsverein zu gründen. Inzwischen freuen sich rund 300 Mitglieder über die regen Kulturaktivitäten des Bonner Vereins.

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