Neuer Pfarrer tritt an Die Bonner Kreuzkirche im 150. Jahr zukunftsfähig machen

An der Kreuzkirche tritt kurz nach dem 150-jährigen Jubiläum am 1. Februar mit Martin Gröger ein neuer evangelischer Stadtkirchenpfarrer an. Erfahrungen aus Köln sieht er als „charmanten Vorteil“ an neuer Wirkungsstätte.

 Der zuvor in Köln tätige Martin Gröger (43) tritt das Amt des Gemeindepfarrers an.

Der zuvor in Köln tätige Martin Gröger (43) tritt das Amt des Gemeindepfarrers an.

Foto: Benjamin Westhoff

Bonns evangelische Stadtkirche, die Kreuzkirche am Kaiserplatz, hat nach dem Abschied von Gerhard Schäfer im Jahr 2020 ab Februar wieder einen Gemeindepfarrer. Das Presbyterium entschied sich für den 43-jährigen bisherigen Kölner Pfarrer Martin Gröger. Er ist promovierter Theologe, verheiratet und Vater dreier Kinder. Er sei in Thüringen in einer Pfarrerfamilie aufgewachsen, habe in Leipzig und Halle studiert und danach dort ein Konvikt für Theologiestudenten wiederaufgebaut, berichtet er. Seit 2014 arbeitet Gröger als Pfarrer in Köln, erst in Nippes und dann mit innovativen Projekten an der Kartäuser-Stadtkirche.

„Ich freue mich, auch in Bonn mit vielen Menschen gemeinsam das Gemeindeleben an der Kreuzkirche weiterzuentwickeln“, sagt der 43-Jährige. Er wolle für eine ansprechbare, offene und den Menschen zugewandte Kirche werben. „Zusammen mit allen engagierten Menschen möchte ich Altes bewahren und neue Impulse setzen.“ Besonders freue er sich, mit Hilfe des „schicken Pavillons“ auf dem Kirchvorplatz viele Bonner anzusprechen.

Gewisse Distanz soll beim Einstieg helfen

Er selbst habe den „charmanten Vorteil“, mit den Erfahrungen aus der Großstadt Köln, aber auch mit einer gewissen Distanz in Bonn einsteigen zu können. Zudem werde es ihm darum gehen, die christliche Gemeinschaft der Kirchen im Bonner Innenstadtbereich aktiv mitzugestalten. „Wir Kirchen kommen doch nicht ohne einander aus, wenn wir zukunftsfähig sein wollen“, sagt er zum Thema Ökumene.

Gröger wird Pfarrer in Bonns größter evangelischer Kirche, die Platz für 1200 Menschen bietet. Sie vereint in zentraler Lage seit 1871 die Innenstadtgemeinde und vertritt heute durch ihre auch kulturelle Angebotspalette die Protestanten Gesamt-Bonns als Stadtkirche. Mit 91 Metern gilt ihr Kirchturm als der höchste evangelische zwischen Düsseldorf und Wiesbaden.

Diese neugotische Hallenkirche sei vor 150 Jahren bewusst auf Augenhöhe mit dem katholischen Bonner Münster gebaut worden, berichtet Pfarrer Rüdiger Petrat in der Festschrift zum Jubiläum, das am 12. Dezember 2021 vor Ort gefeiert wurde. Den im katholischen Rheinland im 19. Jahrhundert selbstbewusst werdenden evangelischen Bonnern war ihre vom preußischen Kaiser zur Verfügung gestellte Schlosskirche längst zu klein geworden.

Auf ehemaligem Spargelfeld des Erzbischofs errichtet

Zwar war den ehrgeizigen, anfangs 3000 Protestanten Bonns zwischenzeitlich das Geld ausgegangen, um auf dem sandigen ehemalige Spargelfeld des Kölner Erzbischofs zwischen Kaiserplatz und heutiger Hans-Iwand-Straße ihr Gotteshaus hochzuziehen, erinnert Petrat. Da mussten, um nicht auf Sand zu bauen, kostenintensive Ausschachtungen her. Das Kaiserhaus, das seine Söhne zwar nebenan an die Universität zum Studieren schickte, wollte jedoch nicht beispringen.

Da kamen die nötigen üppigen Spenden dann eben von Bonner Geschäftsleuten, der englischen Königin Victoria und, ein schöner ökumenischer Zug, von der katholischen Münstergemeinde. So konnte das Gotteshaus in 150 Jahren von der ehemaligen „Kaiserkirche“ zur heutigen Kreuz- und Stadtkirche werden.

Regelrecht Kirchengeschichte geschrieben

Joachim Gerhardt, evangelischer Pressesprecher, sagt, die Kreuzkirche habe regelrecht Kirchengeschichte geschrieben. Nicht zuletzt mit Karl Barth, dem „Jahrhundert-Theologen und Vater der berühmten Barmer Theologischen Erklärung“. Die Vorlage zur Programmschrift im Widerstand gegen den Nationalsozialismus habe der 1933 in Bonn lehrende Theologieprofessor als Presbyter der Gemeinde verfasst.

Altbischof Klaus Wollenweber erinnerte bei der offiziellen Feier im Dezember 2021 an die schwierige Zeit im Zweiten Weltkrieg, als die Kirche 1944 bei Luftangriffen auf Bonn zerstört wurde und viele Bonner im Luftschutzbunker darunter verschüttet wurden. Die Krypta musste zur Notkirche werden.

Die Festschrift lässt auch den Wiederaufbau in der Bundeshauptstadt mit der Einweihung 1954 wieder lebendig werden, die Festgottesdienste mit Bundespräsidenten, Bundeskanzlern, Ministern und ökumenischen Gästen in den Bänken. Heute sei hier unter anderem das „Kanzelreden-Projekt Prominenter „eine echte Marke“, meint Gerhardt. Seit 2014 sorgt zudem der Kirchenpavillon auf dem Vorplatz für die auch sozial wichtige Citykirchenarbeit des Evangelischen Kirchenkreises Bonn.

Vertrauen in der Gesellschaft zurückgewinnen

In der Mitte der Gesellschaft sei aktuell viel Vertrauen in kirchliche Arbeit verlorengegangen, erläutert Thomas Gampp als Presbyteriumsvorsitzender der Gemeinde. „Mit Dr. Martin Gröger haben wir einen akademisch ausgewiesenen Theologen zum Pfarrer gewählt, der in sympathischer Weise nah bei den Menschen und ihren Fragen ist“, begründet er die Wahl.

„Der Neue“ verfüge über Erfahrung in sehr unterschiedlichen kirchlichen und gesellschaftlichen Settings, was nicht zuletzt auch für seine Arbeit mit Studenten und Familien gelte. Man erhoffe sich eine stärkere Vernetzung der evangelischen Ressourcen in der Innenstadt sowie „den glaubwürdigen Umgang mit der großen Vielfalt von Glaubensüberzeugungen.“

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