Tag der offenen Tür Die deutsche Zentralbibliothek für Medizin stellt ihr Angebot vor

BONN · Mit dem Aufzug ins zweite Untergeschoss, durch die Gänge zwischen den verschiebbaren Archivregalen hindurch, und ganz hinten in einer Ecke lagern sie, die Schätze der deutschen Zentralbibliothek für Medizin (ZB Med) an der Nussallee in Poppelsdorf. Es sind Werke aus den vergangenen 500 Jahren, teilweise in so schlechtem Zustand, dass sie auseinander zu fallen drohen.

 Beim Tag der Offenen Tür in der Medizinischen Zentralbibliothek zeigt Ulrich Christian Blortz alte Bücher, die digitalisiert werden.

Beim Tag der Offenen Tür in der Medizinischen Zentralbibliothek zeigt Ulrich Christian Blortz alte Bücher, die digitalisiert werden.

Foto: Barbara Frommann

Die "Oeconomia Ruralis et Domestica" von Johannes Coler aus dem Jahr 1656 zum Beispiel, ein mächtiger Wälzer, musste aufwendig restauriert werden, berichtete Bibliothekar Ulrich Christian Blortz der Gruppe Interessierter, die er gestern herumführte. Das älteste Buch in der Sammlung dagegen ist noch besser erhalten als so manches andere: In einem Schrank, zusammen mit einigen anderen Büchern, die vor 1501 gedruckt wurden, steht das "Opera Agricolationum" von Columella und anderen klugen Köpfen seiner Zeit aus dem Jahr 1492.

In der Regel kann man diesen Bereich der Bonner Bibliothek nicht einsehen. Gestern, am Tag der offenen Tür im Rahmen des Wissenschaftsjahres, war das möglich. Die Bibliothek, die an die ZB Med in Köln angeschlossen ist und sich auf die Bereiche Gesundheit, Ernährung, Umwelt und Agrar spezialisiert hat, zeigte den ganzen Tag über unter dem Motto "Quo vadis Umwelt?", was sie zu bieten hat. Besucher konnten die Führungen mitmachen, Vorträge über die ZB besuchen und an einem Gewinnspiel teilnehmen.

Neben dem Archiv, in dem Bücher, Zeitschriften, Karten, Videos und dergleichen mehr bis zum Jahr 1980 gelagert werden, zeigte Blortz auch den Scannerraum: Dort werden Texte eingelesen, die von Studierenden und Wissenschaftlern bestellt werden. Eigentlich praktisch, aber speichern dürfe man die eingescannten Bücherdaten nur dann, wenn sie älter als 70 Jahre und die Autoren verstorben sind, so Blortz - wegen des Urheberrechts.

Mit der Digitalisierung solcher Werke wolle man jetzt auch beginnen, sagte der Bibliothekar. Angefangen werde mit einer Büchersammlung über Bienen, die ebenfalls im Archiv ruht. "Sie stammt aus dem Nachlass des Bienenforschers August Pollmann." Die Digitalisierungen wandern für jedermann zugänglich ins Internet.

Um solche Bücher schnell ausfindig zu machen, hat die ZB Med eine eigene Suchmaschine entwickelt: Auf www.greenpilot.de kann man auch von zu Hause aus suchen, wobei viele praktische Funktionen die Arbeit erleichtern. "Das ist eine semantische Suche", erklärte Gabriele Wollnik-Korn. Das bedeutet: Die Suchmaschine stöbert auch verwandte Begriffe auf, übersetzt den Suchbefehl in diverse andere Sprachen - wichtig für ausländische Studenten - und teilt mit, ob die jeweiligen Bücher zum Beispiel in einer der Universitäts-Bibliotheken in Bonn zu finden sind.

Bei längerfristiger Forschung zum gleichen Thema könne man auch einen "Literaturagenten" aktivieren: Das Programm suche dann ständig nach aktueller Literatur zum Thema. Dafür muss man sich aber anmelden. Ähnliche Möglichkeiten bietet auch die Seite www.medpilot.de rund um Medizinisches von der Kölner Bibliothek.

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