20 Jahre Bonn International Center for Conversion Die Friedensforscher vom Rhein

BONN · Das Bonn International Center for Conversion (BICC) feierte sein 20-jähriges Bestehen am Montag im Universitätsclub mit einer Podiumsdiskussion und einer internationalen Konferenz.

Wie kann es 24 Jahre nach Ende des Kalten Krieges sein, dass es zwischen Russland und dem Westen wieder fröstelt? Wie haben die Ereignisse des 11. September 2001 die Suche nach einem neuen weltweiten Sicherheitsverständnis beeinflusst? Kann Sicherheit mit Friedenspolitik einhergehen? Und sind Flüchtlingskonzepte besser als Waffenlieferungen in Krisengebiete? Gewichtige und höchst aktuelle Fragen sind das, aber beim Bonn International Center for Conversion (BICC) sind sie gut aufgehoben. Das BICC feierte sein 20-jähriges Bestehen am Montag im Universitätsclub mit einer Podiumsdiskussion und einer internationalen Konferenz, die gestern endete.

Die Konflikte im Irak und Syrien, in der Ukraine, in Afghanistan und vielen anderen Gegenden der Welt zeigten: "Das Thema Konversion ist heute so relevant wie vor 20 Jahren", sagte Conrad Schetter, wissenschaftlicher Direktor des Konversionszentrums. Umso mehr müsse man überlegen, "wie das, was den Frieden ausmachen kann, konvertiert wird". Über Verantwortung und Interessen der deutschen Außenpolitik diskutierte Schetter mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Gernot Erler, Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, dem Vorsitzenden des Friedenscorps Grünhelme, Rupert Neudeck, und dem General a.D. Egon Ramms.

Zum Verhältnis zwischen dem Westen und Russland stellte Erler heraus, dass Europa den Russen das Gefühl gegeben habe, dessen Schwächen nach dem Fall des Eisernen Vorhangs ausgenutzt zu haben. Auch beim Umsturz in der Ukraine habe Russland das Mitwirken des Westens gesehen und es als Überschreitung roter Linien gesehen. Schon nach Putins Wutrede 2007 hätte der Westen aufhorchen müssen - es habe aber keine wirkliche Reaktion gegeben. Auch Ramms war der Ansicht, der Westen habe es versäumt, rechtzeitig hinzuhören. Das gelte auch für Afghanistan, wo viele Fehler gemacht worden seien. Schetter wünschte sich "eine Außenpolitik, die eine Friedenspolitik ist". Dabei müsse man aber auch für die Sicherheit der betroffenen Menschen sorgen. "Wenn man von Frieden spricht, entlässt einen das nicht aus der Verantwortung zu handeln." Mit Blick auf die Flüchtlingswellen, die Europa zu stemmen hat, sagte Neudeck: "Wir müssen unbedingt sehen, dass es einen Ausweg gibt aus der Ausweglosigkeit."

Auch Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch gratulierte dem BICC. Er sei dankbar, "weil das BICC als eines der fünf führenden deutschen Friedensforschungsinstitute den Namen unserer Stadt weiterträgt und damit unseren Anspruch formuliert, zu einer globalen nachhaltigen Entwicklung beizutragen". Er schlug vor, dass das Konversionszentrum in die Ermekeilkaserne einziehen könnte, wo demnächst erst einmal Flüchtlinge untergebracht werden sollen.

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