Dorfleben Die Graurheindorfer Kirmes ist tot, es lebe das Bachfest

Graurheindorf · Ein neues Konzept in Graurheindorf soll vor allem Familien ansprechen. Fahrgeschäfte wird es nicht mehr geben, aber andere Formen der Unterhaltung. Und: „Der Gebrannte“ wird weiter ausgeschenkt.

 In Graurheindorf wird der Gebrannte ausgeschenkt: Auf unserem Archivbild von 2012 sind zu sehen (von links) Helmut Löbbert, Conny Hennes, Heinz Impekoven und Albert Schurz.

In Graurheindorf wird der Gebrannte ausgeschenkt: Auf unserem Archivbild von 2012 sind zu sehen (von links) Helmut Löbbert, Conny Hennes, Heinz Impekoven und Albert Schurz.

Foto: Sebastian Flick

Die Kirmes im Dorf hat ausgedient. Darüber war sich der im Oktober neu gewählte Ortsausschuss in Graurheindorf einig. Die Veranstaltung hatte zuletzt immer weniger Menschen anlocken können.

„Das lag auch daran, dass die Attraktionen immer geringer ausfielen und nur noch sehr wenige Schausteller in den Ort gekommen sind“, berichtet Holger Marx, der seit vergangenem Jahr Vorsitzender des Ortsausschusses ist. „Auch andere Kirmesveranstaltungen gehen, salopp gesagt, den Bach runter“, so der 43-Jährige.

Er habe im Ort immer wieder zu Hören bekommen, man könne auf der Kirmes nicht mehr als eine Wurst essen und ein Bier trinken. Zuletzt hätte es nur noch zwei, drei Buden gegeben. Mit Dosenwerfen und einer Schießbude könne man heutzutage eben keinen mehr zur Kirmes locken. Und dann sei auch noch die terminliche Nähe zu Pützchens Markt erschwerend hinzugekommen.

Aber ganz aufgeben wollte der Ortsausschuss nicht: Das Bachfest wartet nun mit einem ganz neuen Konzept auf. Zeit und Ort der Veranstaltung bleiben aber gleich: Von Samstag bis Montag, 26. bis 28. August, steigt das Fest erstmals auf dem Bachplatz. Los geht es am Samstag ab 19 Uhr mit dem Dämmerschoppen. Livemusik und eine Cocktailbar warten auf feierfreudige Besucher.

Der Sonntag steht ganz im Zeichen der Familie. Für Kinder wird es ein vielfältiges Angebot geben. Mit Kasperletheater, Kistenklettern, einer Fahrzeugausstellung und Löschübung der Freiwilligen Feuerwehr und vielem mehr soll keine Langeweile aufkommen. Als besonderen Höhepunkt kündigt Marx das Entenrennen an.

Dabei können die Pänz gemeinsam mit der Lebenshilfe Bonn Quietscheentchen bunt anmalen und anschließend auf dem Bach gegeneinander antreten lassen. Aber auch die Erwachsenen werden nicht zu kurz kommen. In der eigens zusammengestellten Fotoausstellung „Rheindorf damals“ können sich Besucher ein Bild davon machen, wie der Ort früher einmal aussah.

Das Fest soll nicht nur ein schönes Erlebnis für Familien bieten, sondern ebenso das Dorf- und Vereinsleben stärken, meint Marx. Das Überleben der Vereine zu gewährleisten, sei heute oft gar nicht mehr so einfach. Daher soll der Gewinn, der durch die Veranstaltung erzielt wird, den Vereinen zugute kommen. Zudem sei den Organisatoren wichtig, „das Integrative zu fördern“ und Menschen mit Behinderung in das Fest mit einzubeziehen, erzählt Marx. In diesem Sinne beteiligen sich die Lebenshilfe Bonn und das Haus am Müllestumpe an dem Event in Graurheindorf.

Nicht alles verändert sich mit dem Bachfest. Am Sonntag feiert der WSV Blau-Weiß Bonn sein 87. Stiftungsfest, und traditionell startet dabei um 13.30 Uhr das „Elefantenrennen“. Da können die Zuschauer miterleben, wie das schnellste oder das bestverkleidete Boot prämiert wird. Brauchtum wird ebenfalls am Sonntagnachmittag mit der Stadtmeisterschaft der Junggesellen im Fähndelschwenken zelebriert.

Traditioneller Höhepunkt wird aber der „Gebrannte“ am Montagabend sein. Bei ihm handelt es sich um einen selbstgebrannten Schnaps, der wohl schon in der Zeit der Pest aus gesundheitlichen Gründen ausgeschenkt wurde. Diesen Gedanken wolle man weiterführen, bekennt Marx schmunzelnd. Aber Vorsicht, warnt der Vorsitzende des Ortsausschusses lachend, am nächsten Tag droht Kopfschmerzgefahr.

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