Stadtbibliothek "Die Hälfte der Exilzeit ist vorbei"

BONN/DOTTENDORF · Als Leiterin der Bonner Zentralbibliothek befindet sich Gabriele Belloff seit 15 Monaten im Ausnahmezustand: Im November 2011 zog die Bibliothek vom Gebäude am Bottlerplatz, das seitdem saniert wird, in die Behelfsunterkunft in der Cassiusbastei um.

 Gabriele Belloff im Übergangsmagazin der Zentralbibliothek im Dottendorfer Ortszentrum.

Gabriele Belloff im Übergangsmagazin der Zentralbibliothek im Dottendorfer Ortszentrum.

Foto: Roland Kohls

Da der Platz dort ziemlich begrenzt ist, wurde mehr als die Hälfte des Bücherbestandes ins Ortsteilzentrum Dottendorf ausgelagert, gleich unter der dortigen Bücherei. Dieser Zustand wird noch bis nächstes Jahr anhalten: "Der Bau soll bis März 2014 abgeschlossen sein", sagt Belloff.

Danach folgen Messungen, Überprüfungen und natürlich der aufwendige Umzug. Nach den Sommerferien 2014, so hofft sie, wird die Ausleihe wieder im alten Gebäude stattfinden können, das dann "Haus der Bildung" heißt.

Rund 46 000 Medien stehen in der Cassiusbastei zur Verfügung - immer die letzen beiden Anschaffungsjahrgänge. Ältere Bücher muss man bestellen, entweder an Ort und Stelle oder via Internet. Sie werden dann aus dem Magazin in Dottendorf geholt, das gut 60 000 Medien umfasst. "Wir haben einen erheblichen Anstieg an logistischem Aufwand erlebt", berichtet Belloff.

Ständig müssen Bücher aus Dottendorf zur Zentralbibliothek oder zu einer der Stadtteilbüchereien geliefert werden - je nachdem, wo die Kunden sie abholen wollen. Anfangs habe es da keine Einschränkungen gegeben. "Aber nur bis zum ersten Wochenende", erinnert sie sich. "Ein Kunde hatte 80 Bücher bestellt. Danach haben wir die Vorbestellungen auf zehn Stück beschränkt."

Den Ausleihzahlen generell habe das nicht großartig geschadet. 2011 als fast "normalem" Jahr habe es rund 1,7 Millionen Ausleihen gegeben, 2012 in der Übergangseinrichtung seien es 1,55 Millionen gewesen. "Ich hatte mit einem größeren Einbruch gerechnet."

Die Leute würden auch bereitwillig nach Beuel ins Brückenforum fahren, um Filme auszuleihen, oder nach Bad Godesberg für Hörbücher - diese Medien wurden auf diese Stadtteilbibliotheken verteilt. Den Dependancen habe das gutgetan. "Im Brückenforum haben wir gut 30.000 Ausleihen mehr als vorher, und auch in Bad Godesberg gibt es einen Anstieg", weiß Belloff.

Das Magazin in Dottendorf besteht aus einem großen Raum voller eng beieinanderstehender und dicht gefüllter Regale im Ortsteilzentrum. Dieses teilt sich die Zentralbibliothek mit den Ortsvereinen. Eine gut funktionierende Kooperation - man kommt sich laut Belloff nicht ins Gehege.

Dort ist außerdem die Bibliotheksverwaltung untergebracht, also auch das Büro der Leiterin. Der Betrieb läuft, inzwischen hat sich alles eingespielt. Auf einiges muss man verzichten: Viele Kinderveranstaltungen fallen zum Beispiel weg, da in der Cassiusbastei während der Öffnungszeiten kein Platz ist. Das alles soll es wieder geben, wenn das Haus der Bildung fertig ist. Dort sind dann Zentralbibliothek und Volkshochschule unter einem Dach. Für die Mitarbeiter von jetzt an noch 15 Monate: "Die Hälfte der Exilzeit ist vorbei", so Belloff.

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