1977: Trauer um Hermann Wandersleb Die Hauptstadt Bonn verliert ihren Vater

Bonn · „Bonn hat gleichsam seinen Vater verloren“, heißt es im Nachruf vom 21. Mai 1977 auf Dr. Hermann Wandersleb, Staatssekretär a.D. und Ehrenbürger der Stadt. Mit 82 Jahren stirbt er in einem Bonner Krankenhaus an Herz-Kreislauf-Versagen.

1949: Der Bundestag macht Bonn zur Hauptstadt, Hermann Wandersleb jubelt.

1949: Der Bundestag macht Bonn zur Hauptstadt, Hermann Wandersleb jubelt.

Foto: Archiv/Heinz Engels

Wandersleb machte Geschichte, als er 1949 sein „geliebtes Bonn“ zur Bundeshauptstadt lancierte: Als Chef der nordrhein-westfälischen Landeskanzlei kämpfte er mit allen erlaubten Tricks darum, dass sich die bundesrepublikanische Volksvertretung in Bonn niederließ. Sein Taktieren hinter den Kulissen brachte ihm später Namen wie „Bonn-Macher“, „Geburtshelfer“ oder „Bonnifacius“ ein. 1969 verlieh ihm die Stadt den Titel des Ehrenbürgers.

„Niemand zur Liebe, niemand zum Leide handeln“, war sein Wahlspruch, und man sagte ihm nach, ein Beamter mit Herz und Humor zu sein. Toleranz und Liberalität zeichneten seinen Lebensweg und seine berufliche Karriere, die 1927 als jüngster Landrat Preußens im Kreis Querfurt begann.

Nach dem Krieg offerierte Konrad Adenauer ihm einen Posten als Staatssekretär im Bundeswohnungsbauministerium, und Wandersleb nahm den Kampf gegen die Wohnungsnot auf. 1957 erhielt Wandersleb das Bundesverdienstkreuz. Er war Mitglied im Goldenen Sängerring, war Aufsichtsratsmitglied diverser Gremien und tat sich auch als humorvoller Büttenredner in Bonn hervor. Dem Stadtarchiv stiftete er Dokumente, Bilder und Stiche aus seinem Privatbesitz. Bei den Feierlichkeiten zu seinem 75. Geburtstag meinte er nur: „Meine heiße Liebe zu Bonn ist wohlbekannt.“

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