Film über Gertrudis von Nivelles Die Heilige mit vielen Funktionen

BONN · Auf den meisten Abbildungen der heiligen Gertrudis von Nivelles sieht man Mäuse: Sie klettern ihren Äbtissinnenstab empor oder tummeln sich zu ihren Füßen. In vielen Städten wurde sie betend angerufen, um die Menschen vor einer Ratten- und Mäuseplage zu bewahren, die die Vorräte dezimieren und Krankheiten einschleppen könnten.

 Im Frauenmuseum mit den Gertrudis-Devotionalien stellen Georg Divossen (rechts) und Curt Delander den neuen Film über die Heilige vor.

Im Frauenmuseum mit den Gertrudis-Devotionalien stellen Georg Divossen (rechts) und Curt Delander den neuen Film über die Heilige vor.

Foto: Barbara Frommann

Wo nun die Rheinlogen neben der Oper stehen, hatte auch Bonn einst eine Gertrudiskapelle, die 1944 beim Angriff der Alliierten auf die Stadt zerstört wurde. Ältere Bonner erinnern sich noch daran, und ihre Berichte bilden einen Schwerpunkt in Georg Divossens neuem Film "Die zerstörte Gertrudiskapelle und das Bonner Rheinviertel", der Ende November Premiere hat.

Der Filmemacher und Sammler von Zeitzeugenberichten befasst sich darin mit der Verehrung dieser Heiligen, die sogar in vielen protestantischen Gegenden respektiert wird. Die Schutzheilige der Krankenhäuser, Armen, Gärtner und Landwirte und vieler mehr sowie Stadtpatronin von Wattenscheid lebte von 626 bis 659. Einer Legende zufolge soll die Äbtissin durch ein Gebet eine Rattenplage beendet haben.

Der Film stellt die Gertrudisverehrung in Bonn, die vor mehr als 1000 Jahren mit dem Bau der ersten Kapelle begann, und anderen Städten vor. Daneben führt Divossen mit dem Künstler Curt Delander das Publikum durch das gesamte Rheinviertel mit seinen Straßen und Gassen, die es kriegsbedingt heute nicht mehr gibt. Bei den Dreharbeiten zu den Ausgrabungen im Vorfeld zum Bau der Rheinlogen sei er mehrfach behindert worden, sagte er. Erst mit Unterstützung des Ausgrabungsleiters Gary White sei es möglich gewesen, auch Bodenplatten und sonstige Teile der zerstörten Kapelle sicherzustellen.

Sie sind im Frauenmuseum untergekommen, wo mit Unterstützung der Leiterin Marianne Pitzen Bodenfunde und Gertrudis-Devotionalien zu einer dauerhaften Ausstellung zusammengetragen wurden. Dort passe sie gut hin: "Gertrudis war eine gebildete Frau und trat sehr für die Bildung von Frauen ein", so Divossen. Er dankte Pitzen für das Engagement: Weder die Stadt noch andere Museen oder Vereine hätten Interesse gezeigt, diese Spuren der alten Bonner Alltagskultur vor der Verschrottung zu bewahren.

Im Frauenmuseum, Im Krausfeld 10, wird der Film auch uraufgeführt: Divossen zeigt ihn am 28. November ab 19 Uhr. Ab diesem Tag wird die DVD auch im Handel und im Museum erhältlich sein.

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