THW hilft bei der Bewässerung Die Hitze macht den Bäumen in Bonn zu schaffen

Bonn · Das Technische Hilfswerk unterstützt die Stadt Bonn beim Bewässern der Bäume. Bislang können die Helfer noch Trinkwasser nutzen. Experten sehen das langfristig kritisch.

 Constantin Bockamp vom THW gießt die jungen Bäume im Rosenfeld nahe der B 555.

Constantin Bockamp vom THW gießt die jungen Bäume im Rosenfeld nahe der B 555.

Foto: Benjamin Westhoff

Auch wenn es in den vergangenen Tagen sehr regnerisch war. Die Wochen davor mussten die Bäume in Bonn eine lange Trockenperiode überstehen. In der vergangenen Woche ist das  Technische Hilfswerk (THW) unterwegs gewesen, um die Bäume mit Wasser zu versorgen. Wird es in den nächsten Wochen wieder sehr trocken, könnten sie erneut ausrücken.

Bereits das dritte Jahr in Folge hilft nun das THW mit, in Bonn die Bäume zu bewässern. Mit zwei bis drei Teams fahren sie in die Bezirke mit einem Anhänger, auf dem ein 1000-Liter-Kanister festgezurrt ist. Das Wasser holt sich das THW über Hydranten. „Hier in Bonn gibt es keine Wasserknappheit“, sagt Axel Müller-Storp vom THW-Ortsverband Bonn. „Deshalb müssen wir das Wasser nicht aus dem Rhein holen.“

Gut 100 bis 120 Liter Wasser erhält jeder Baum

Vor eineinhalb Wochen hat das THW mit dem Stadtteil Tannenbusch angefangen, so Müller-Storp. Darauf folgten die Altstadt, die Bäume an der Schlesienstraße zwischen Dransdorf und Buschdorf, das Rosenfeld neben der A 555 sowie Ippendorf, Mehlem und Plittersdorf. Gegossen wurde vor allem da, wo junge Bäume stehen.

Gut 100 bis 120 Liter erhält jeder Baum. „Das reicht für etwa eineinhalb Wochen“, sagt Müller-Storp. Dabei ist es nicht die Hauptaufgabe des THW, die Bäume zu bewässern. „Wir sind quasi eine Ergänzung“, sagt Müller-Storp. Für ihre Arbeit erhalten sie viel Zuspruch aus der Bevölkerung, weiß Müller-Storp zu berichten. „Es kam kaum vor, dass die Leute sich beschwert haben, weil wir ihnen im Weg standen.“ Gerne erzählt er von einer Frau aus der Michaelstraße, die fürs THW bereits alles vorbereitet und das Rohr freigeräumt hat. „Bei neu gepflanzten Bäumen wird auch gleich ein Rohr mit verlegt, damit das Wasser besser zu den Wurzeln kommt.“

Dass den Bonnern die braunen Blätter an den Bäumen aufgefallen ist, weiß auch das Amt für Stadtgrün. So bekomme die Behörde zurzeit viele Fragen zum Zustand der Bäume, insbesondere am Beueler Rheinufer und im Hofgarten. „In den meisten Fällen ist ein vermehrter Schädlingsbefall die Ursache“, schreibt Andrea Schulte vom Presseamt der Stadt. Wässern sei bei diesen Symptomen nicht erfolgreich. Dies sei schon vor einigen Jahren in den heißen Sommern zu beobachten gewesen. Deswegen könne das Amt für Stadtgrün den Verlauf des Befalls und die Auswirkungen auf die Bäume gut einschätzen.

Um die Bäume vor dem Verdursten zu bewahren, habe das Amt für Stadtgrün seine Kapazitäten für die Bewässerung von Bäumen vergrößert, etwa mit größeren Wasserfässern und weiteren leistungsfähigen Fahrzeugen. Neben dem THW erhalte das Amt noch Unterstützung von der Freiwilligen Feuerwehr. Auch teilt Schulte mit, dass Arbeitsgruppen zu den Themen Entsiegelung und Nachhaltigkeit gebildet wurden. Sie sollen Lösungen erarbeiten, wie das Mikroklima in Bonn aktiv verbessert werden kann, was sich auch positiv auf die Bäume auswirken werde. „Bei zukünftigen Planungen wird auch eine Rolle spielen, wie verhindert werden kann, dass zu viel Regenwasser in der Kanalisation verloren geht“, so Schulte. Stattdessen solle es bei den Bäumen ankommen.

Der Biologe Dietrich Kolk sieht vor allem Bäume gefährdet, die an Straßen entlang stehen. „Wenn ein Baum direkt neben einer Straße steht, kriegt er Infrarotstrahlung ab und kann einen Sonnenbrand bekommen“, sagt er. Dadurch könnten in der Rinde Risse entstehen, die wieder ein Einfallstor für Pilze seien. So werde es immer schwieriger, große Bäume in der Stadt aufwachsen zu lassen. „Da kann die Stadt noch einiges machen“, sagt Kolk.

Dass es den Bäumen nicht so gut geht, sieht auch Kolk. „Das liegt schon an der Trockenheit“, sagt er. Dann sei es die Strategie von Laubbäumen, dass sie die Blätter abwerfen, wie man es derzeit am Beueler Rheinufer beobachten kann. Allerdings werfen auch mal gesunde Bäume Blätter ab. Das könne bei im Frühling gewachsenen Blättern vorkommen, die im Sommer durch die dicht bewachsene Baumkrone kein Sonnenlicht mehr abgekommen.

„Wir hatten bisher recht feuchte Sommer“, meint Kolk. „Jetzt werden sie trockener.“ Kurzfristig könne man auch mal mit Trinkwasser gießen. „Aber mittelfristig werden wir mit unserem Trinkwasser anders umgehen müssen.“ Bei all den Planungen, die die Stadt sich im Bereich Nachhaltigkeit vornimmt, sagt Kolk: „Es ist wichtig, dass viele Bürgerinnen und Bürger mitdenken, mithelfen und mitdiskutieren.“

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