Kommentar zur Verdi-Beschwerde Die Kirche im Dorf lassen

Meinung | Bonn · Verdi lässt nicht locker. Nach dem das Verwaltungsgericht Köln der Gewerkschaft eine Abfuhr erteilt hat, versucht sie nun beim Oberverwaltungsgericht durchzusetzen, dass die Läden in der City am kommenden Sonntag anlässlich des Bonn-Festes nicht öffnen dürfen.

Verdi lässt nicht locker. Nach dem das Verwaltungsgericht Köln der Gewerkschaft eine Abfuhr erteilt hat, versucht sie nun beim Oberverwaltungsgericht durchzusetzen, dass die Läden in der City am kommenden Sonntag anlässlich des Bonn-Festes nicht öffnen dürfen. Das ist das gute Recht der Gewerkschaft, aber nachvollziehbar ist das Ganze nicht. Schließlich plant die neue Landesregierung in absehbarer Zeit eine Reform des Ladenöffnungsgesetzes, nach der die Argumente Verdis gegen die Sonntagsöffnung nicht mehr ziehen dürften.

Dass Verdi im konkreten Bonner Fall vor diesem Hintergrund trotzdem noch in die nächste Instanz geht, lässt eigentlich nur die Vermutung zu, dass es der Gewerkschaft nicht mehr um die Sache, sondern um Prinzipienreiterei geht. Salopp gesagt, ist das Betonkopfpolitik.

Hinzu kommt , dass die Geschäftsleute ihre Planungen abgeschlossen und entsprechendes Personal engagiert haben. Bisher ist übrigens kein einziger Fall bekannt geworden, bei dem ein Mitarbeiter zur Sonntagsarbeit gezwungen werden musste. Laut Kaufhof-Geschäftsführer Harry Benzrath ist das Gegenteil der Fall.

Verdi sollte die Kirche im Dorf lassen und nicht weiter – übrigens auf Kosten der Mitglieder – die Gerichte bemühen. Zumal die Sonntagsöffnung in Bonn bisher moderat gehandhabt wurde und unter den Kaufleuten sicher kein Interesse daran besteht, auch nach der angekündigten Lockerung des Ladenöffnungsgesetzes die Sonntagsöffnung zu sehr zu strapazieren. Denn das wissen alle: Dann läuft sich so eine Aktion schnell tot. Verdi sollte an den Tisch zurückkehren, an dem die Gewerkschaft einst mit dem Handel und den Kirchen immer einen guten Konsens in Sachen Sonntagsöffnung gefunden hat.

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