LVR-Museum in Bonn Die Kunst, Leder zu konservieren

BONN · Kleine uralte Lederteilchen liegen auf einer Werkbank des Rheinischen Landesmuseums. Mit unglaublicher Sorgfalt schabt eine Chinesin Staubpartikel aus den Ritzen. Ein Pinselchen hilft weiter, dann saugt sie den Staub mit einem feinen Röhrchen ab. Was sich nach Strafarbeit anhört, ist in Wirklichkeit Bestandteil eines großen Workshops, der im Rahmen eines internationalen Kooperationsprojekts stattfindet.

Patrick Wertmann vom Deutschen Archäologischen Institut ist Koordinator beim Projekt "Silkroad Fashion". Der Sinologe arbeitet in der Institutsaußenstelle in China, doch jetzt begleitet er eine sechsköpfige chinesische Restauratorengruppe, die für drei Wochen im Landesmuseum an einem Workshop zur Wiederherstellung und Konservierung von Leder teilnimmt.

Und es handelt sich ja tatsächlich bei dem Projekt um Mode der Seidenstraße - um Mode aus dem ersten Jahrtausend nach Christus. Das Lederseminar ist Teil eines internationalen Kooperationsprojekts, bei dem die chinesische Akademie für Kulturerbe und das deutsche Bundesbildungsministerium die wichtigsten Geldgeber sind.

"Die Chinesen sind unglaublich gut im Restaurieren von Stoffen und Seide", erklärt Wertmann. "Aber Leder ist noch nicht in den Fokus des Interesses gerückt." Warum das so ist, kann auch Regine Vogel nicht sagen. Die Restauratorin für archäologisches Kulturgut betreut den Kurs im Bonner Landesmuseum, wo eben diese Kunst einen international vorzüglichen Ruf genießt. "Es geht uns nicht darum, die chinesischen Kollegen zu fertigen Lederrestauratoren auszubilden. Aber wir wollen Kenntnisse vermitteln und Interesse daran wecken, diese Wissenschaft in China weiter aufzubauen", sagt sie.

Genau darüber freut sich auch Kurban Reheman. Er ist im Museum der Stadt Han im Nordwesten der Volksrepublik tätig. Hier, in der sehr trockenen und heißen Wüstenregion Xinjiang , in der die Uiguren zu Hause sind, liegt auch das Grabungsgebiet. Durch das Klima bleiben in vielen alten Gräbern menschliche Überreste mit ihren Kleidungen und Grabzugaben erstaunlich gut erhalten.

Manche Mumien haben noch Wimpern, Seide und Wolle sind fast unversehrt, und auch Leder ist noch in gutem Zustand. Dass diese Materialien später fachgerecht konserviert und restauriert werden können, dafür dient das Seminar. In Bonn wird allerdings nur an alten deutschen Lederstücken aus dem Fundus des Museums geübt.

Am Ende des internationalen Projekts soll eine Ausstellung in China stehen. Gezeigt werden Bilder, Dokumentationen und Fundstücke. Und aus den restaurierten Stoffen und Schuhen entsteht eine Modenschau.

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