Kommentar zur Drogenszene in Bonn Die Lage ist optimierbar

Meinung | Bonn · Der Rauschgifthandel in Bonn scheint zu blühen. Vor allem seit der Schließung des Bonner Lochs hat sich die Szene verlagert.

Jeder, der schon einmal gesehen hat, wie sich Drogenkonsumenten einen Heroincocktail mit der Spritze setzen, weiß: Das ist kein schöner Anblick. Am frühen Morgen lässt sich so etwas an der U-Bahn-Haltestelle Universität/Markt beobachten. Aber klar ist doch auch: Es sind und bleiben Menschen. Und sie sind Teil unserer Gesellschaft.

In Bonn gibt es Substitutionsangebote wie die Ambulanzen in der Wilhelmstraße und Heerstraße, deren Zusammenlegung an der Poliklinik Anwohner kritisieren. Es existieren Hilfseinrichtungen wie der Verein für Gefährdetenhilfe (VfG) oder die Aids-Initiative, deren wertvolle Arbeit durch Geld der Stadt aufrechterhalten wird. Die Lage für Suchtkranke ist allerdings verbesserungswürdig. Dafür bedarf es nicht zwingend einer besseren finanziellen Ausstattung.

Eine Regelung, dass nicht nur Bonner den Druckraum des VfG in der Quantiusstraße am Hauptbahnhof benutzen dürfen, wäre so ein Ansatz. Dass die Öffnung für alle tatsächlich dazu führte, die Szene aus der Umgebung anzuziehen, wirkt nicht nachvollziehbar. Die Bewohner aus den umliegenden Kreisen kommen ohnehin in die Stadt, um Rauschgift zu kaufen. Dass sie der drängenden Sucht erst im heimischen Wohnzimmer nachgeben, ist unwahrscheinlich.

Erfreulich ist zwar der von der Polizei prognostizierte Rückgang der Beschaffungskriminalität. Aber aufmerken lässt die Botschaft, dass auf dem Drogenmarkt ein Preiskampf ausgebrochen ist. In Bonn zählte die Sicherheitsbehörde 25 Drogentote in 2016, im dreimal so großen Köln mit 41 nicht mal die doppelte Anzahl. Die sinkenden Kosten, die zunehmende Reinheit der illegalen Ware und die Zahl der Drogentoten, die vor 20 Jahren fast ebenso hoch lag, lassen nichts Gutes ahnen.

Neben der Bekämpfung der Hintermänner im Drogenhandel durch die Polizei müssen wenigstens die hygienischen Bedingungen für die Einnahme stimmen, damit das Infektrisiko sinkt.

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