Patientenkolloquium des Uniklinikums Die Leber kann sich regenerieren

Bonn · Rund 100 Interessierte kamen am Donnerstagabend zum ersten öffentlichen Patientenkolloquium des Uniklinikums. Den Start der einmal monatlich stattfindenden Veranstaltung machten die Klinik für Chirurgie und die Medizinische Klinik I. Im Zentrum des ersten Forums stand die Behandlung von Lebertumoren. Referenten waren Professor Jörg C. Kalff, Direktor der Klinik für Chirurgie, und Professor Christian P. Strassburg, Direktor der Medizinischen Klinik I.

 Die Leber stand bei der Premiere des Patientenkolloquiums im Mittelpunkt.

Die Leber stand bei der Premiere des Patientenkolloquiums im Mittelpunkt.

Foto: Uniklinikum

Was sind die Risikofaktoren für Leberkrebs?

Leberkrebs entsteht meist in Folge einer Leberzirrhose (Leberschädigung), doch auch andere Faktoren spielen eine Rolle: Hepatitis B und C begünstigen ihn, daneben zählen übermäßiger Alkoholkonsum und Fettleibigkeit zu den Risikofaktoren. Strassburg: "Das relative Risiko, bei einem BMI (Body Mass Index) von 35 und mehr an Leberkrebs zu erkranken, ist fast fünffach erhöht."

Was sind die Folgen einer Leberzirrhose?

Da die Leber viele wichtige Eiweiße herstellt, wie etwa auch die Gerinnungsfaktoren, die das Blut bei Verletzungen gerinnen lassen, kann es zu Blutungen kommen. Weitere Folgen: Speiseröhrenkrampfadern, vergrößerte Milz, zu wenig Bluteiweiße führen dazu, dass sich Wasser in den Beinen sammelt, Gelbsucht, Nierenstörung bis hin zu Nierenversagen, Verlust von Muskelmasse.

Ich hatte eine Hepatitis B, die ausgeheilt ist. Wenn ich Antibiotika nehme oder Schmerzmittel, steigen meine Leberwerte stark an. Was bedeutet das und kann das vielleicht einmal einen Lebertumor geben?

Laut Strassburg sind das zwei verschiedene Dinge: Wenn die Hepatitis B ausgeheilt ist, dann bestehe kein weiteres Risiko. Der Anstieg der Leberwerte nach Medikamenteneinahme kann andere Ursachen haben, was mit dem Arzt besprochen werden sollte.

Welchen Nutzen hat ein Fibroscan in der Diagnostik zur Erkennung von Lebertumoren? Ist dies ein verlässliches Instrument zur Erkennung von Folgeschäden?

Bei der Fragestellerin besteht seit Jahren eine unklare Hepatopathie (Lebererkrankung). Eine dreimalige Punktion der Leber konnte keine Ergebnisse liefern. Mit dem behandelnden Arzt sei ein jährliches Fibroscan, das ähnlich wie ein Ultraschall funktioniert, vereinbart worden. Für die Ärzte vom Uniklinikum macht das keinen Sinn. Der Fibroscan sei nicht geeignet, Tumore zu erkennen. Ihre Empfehlung: die Therapie und Diagnostik im Arztgespräch zu klären.

Gibt es noch Therapiemöglichkeiten, wenn sich nach Entfernung von zwei Dritteln der Leber wegen Metastasen erneut Tumoren in der Restleber gebildet haben?

Prinzipiell ja, so Kalff. Denn die Leber ist das einzige Organ, das sich selbst regenerieren kann.

Welche Vorgehensweise ist bei der Behandlung von Leberkrebs die geeignetste?

Das lasse sich nur im Einzelfall klären. Am Uniklinikum gebe es deshalb ein Tumorboard, an dem auch Neurochirurgie, Neuroonkologie, Strahlentherapie und Neuropathologie beteiligt sind.

Thema des Patientenforums am Mittwoch, 13. Februar: Brustkrebs

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