Bonner Testsingen fürs Fest Die Melodie stimmt, beim Text hapert's

Bonn · Wie textsicher ist Bonn, wenn die Menschen Weihnachtslieder singen spllen? Ohne Musik und Notenzettel tun sich die meisten schwer, sofern sie sich denn überhaupt trauen.

Eine Pferdemaske samt roter Weihnachtsmütze ist keine Garantie für weihnachtliche Stimmung. Marco Steuber ist auf Klassenfahrt und spaziert mit seinen Freunden Leon Eling und Nils Otto über den Bonner Weihnachtsmarkt. Die Schüler haben ihre Gruppe verloren, mit der sie eigentlich noch ein Museum besuchen wollten.

Ob sie Weihnachtslieder singen möchten? „Ne, auf keinen Fall. Ich kann nicht singen. Und den Text kenn' ich auch nicht“, sagt Steuber. Seine Freunde nicken verschämt. Aber dann lässt sich das Trio von GA-Redakteur Philipp Königs doch dazu überreden, „O Tannenbaum“ anzustimmen.

Die Noten sind schief, aber wenigstens die ersten Verse des Liedes sitzen. Danach brechen sie ab. „Ich hab schon ewig keine Weihnachtslieder mehr gesungen“, erzählt Leon Eling. Das, an was er sich erinnern kann, stammt noch aus dem Musikunterricht. „An Heiligabend läuft bei uns nur Musik im Hintergrund, gesungen wird nicht“, sagt er. Hauptsächlich geht es bei ihm zu Hause darum, gemeinsam zu essen. Und Geschenke auszupacken.

"O Tannenbaum" ist kein Problem

Elisabeth Schneider aus Koblenz macht beim Vorsingen eine bessere Figur. „O Tannenbaum“ ist für die Rentnerin kein Problem. Auch dann nicht, wenn sie mit ihrer Freundin einen Glühwein trinkt. Oder wird es dadurch sogar leichter? Sie lacht.

„Manche Lieder muss man einfach kennen“, sagt Schneider. Als sie durch Bonn schlenderte, kamen ohnehin Erinnerungen hoch. Denn die Freundinnen haben in den 1960er Jahren in der Bundesstadt studiert. „Danach waren wir nicht mehr hier, hat sich alles ganz schön verändert“, erzählt sie. Kein Wunder, damals gab es die Südüberbauung auch noch nicht.

Südüberbauung ist für die Finnen Ave und Neemi Tikkanen ein Fremdwort. Es muss sich genau so fremd anhören, wie das finnische Lied, das Mutter und Tochter lauthals anstimmen. „Es geht um einen geschmückten Tannenbaum“, erklärt Ave Tikkanen, die derzeit in Bonn zu Besuch ist.

An Heiligabend will sie zu Hause sein

Markthändlerin Anja Riegel kommt schon mehrere Jahre aus Limburg auf den Bonner Weihnachtsmarkt. An Heiligabend will sie aber in der Heimat sein. „Am Vorabend packen wir unseren Stand zusammen, zu Hause wird dann erst einmal geschlafen“, sagt sie.

Obwohl die vergangenen Tage anstrengend waren, lässt sie sich „Oh du fröhliche“ entlocken. „Das war richtig schief, oder?“, fragt sie selbstkritisch. Sonst ist sie es gewohnt, mit mehreren und nicht alleine zu singen. „Dann fällt es nicht auf, wenn man einen Fehler macht.“ Fehlerfrei und sogar mit allen Strophen trägt Lea Heuchmer „In der Weihnachtsbäckerei“ vor. Nur bei der Reihenfolge ist die Siebenjährige unsicher. „Wir haben heute morgen geübt“, sagt Mutter Manuela Heuchmer. Das sei es, worauf es ankomme: Die Lieder zu singen und zu wiederholen. „Dann behält man sie ganz automatisch.“

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