Kommentar Die Miete fürs Pantheon sollte steigen

BONN · Dass Rainer Pauses Wortbruch vielen Ratspolitikern sauer aufstößt, ist nachvollziehbar. Man kann nur hoffen, dass die Stadt und der Theater-Mann einen Kompromiss finden.

Der Zwangsumzug nach „Westsibirien“ hat sich für das Pantheon gelohnt. Als die legendäre Kleinstkunstbühne aus dem Keller des früheren Bonn-Centers weichen musste, fühlte sich das für Rainer Pause und seine Mitstreiter wie ein Fluch an. Heute aber ist klar: Dass sie nach Beuel gewechselt sind, auf die von ihnen einst verspottete „schääl Sick“, hat sich als wahrer Segen für die Pantheoniken erwiesen. Das Publikum strömt in Scharen an die Siegburger Straße. Pause verfügt über mehr Platz als früher, und der abgerockte Charme der Ex-Fabrikhalle dürfte den Reiz für jüngere Besucher noch einmal erhöht haben.

Es dürfte also auch finanziell gut laufen für Rainer Pause. Deshalb ist verständlich, dass der Mann, der nächste Woche 72 wird, sich den ursprünglich geplanten Umbau der Halle Beuel nicht mehr aufbürden möchte. Er hat ihn allerdings zugesagt, als er 2016 den Mietvertrag mit der Stadt unterzeichnete. Die Halle wäre mit den vorgesehenen Investitionen attraktiver geworden. Da die Stadt diesen Punkt aber nur in die Präambel des Vertrages aufgenommen hat, kann sie den Umbau nun auch nicht vertraglich durchsetzen.

Dass Pauses Wortbruch vielen Ratspolitikern sauer aufstößt, ist nachvollziehbar. War die Modernisierung der Halle Beuel doch eines der Argumente, mit denen sich die Stadtverwaltung den politischen Segen für die extrem niedrige Pantheon-Miete geholt hat – neben den hohen Betriebskosten des alten Gebäudes. Diese Miete kommt einer Subventionierung der Kleinkunstbühne gleich, die zumindest im Vergleich zu anderen Akteuren in der freien Kulturszene fragwürdig ist. Sie sollte deshalb erhöht werden.

Zumindest scheint Rainer Pause jetzt gesprächsbereiter zu sein, als er das in den vergangenen zwei Jahren war. Mehrfach hatte die Stadtverwaltung den Fraktionen berichtet, der Chef-Pantheonike habe auf städtische Briefe nicht einmal reagiert. Auch dass er die Wartung technischer Anlagen offenbar erst mit großer Verzögerung nachweist, ist ein Unding. Hoffentlich gelingt beiden Seiten nun eine gegenseitige Annäherung. Denn so wie Beuel ein Segen fürs Pantheon ist, ist das Pantheon ein Segen für die ganze Stadt.

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