Zaz auf dem Kunst!Rasen in Bonn Die mit den Elfen spricht

bonn · Die Frau hat Erfolg, beim Konzert-Publikum, bei den CD-Käufern und den (legalen) Download-Nutzern. Zaz hat es geschafft, sie hat sich Ruhm und Reichtum erarbeitet. Doch bei der französischen Sängerin, die am Sonntagabend den Kunst!Rasen in Bonn bespielte, ist es doch immer noch das alte Lied.

Eine Suite im Ritz ist ihr egal, Schmuck von Chanel braucht sie nicht, kein dickes Auto und kein Personal. "Offrez-moi la tour Eiffel, / j'en ferais quoi?", sang sie auch am Sonntag. Was soll ich mit dem Eiffelturm? Das Publikum, mehr als 6 000 waren gekommen, war hingerissen. "Je veux" klang so frisch wie am ersten Tag. Nach einem langgezogenen Vorspiel, einer Mischung aus "The End" von den Doors, orientalischen und buddhistischen Elementen entfaltete sich das Chanson. Und der Kunst!Rasen bebte.

Zaz, geborene Isabelle Geffroy, formuliert in ihrem größten Hit ein persönliches Lebensprogramm. Nicht das Geld zählt, sondern Liebe, Spaß und gute Laune. Und dabei immer authentisch und unverwechselbar bleiben. Dafür lieben sie die Menschen. Und für ihre großartige Musik und eine Stimme, die die französische Chansontradition transportiert, den Geist von Edith Piaf sozusagen, aber ganz eigen, unverwechselbar ist.

Auf dem Kunst!Rasen begann das Konzert von Zaz und Band mit einer kleinen, niedlichen Melodie. Bass und Percussion setzten ein, und dann eroberte die Sängerin hüpfend die Bühne. In dem Stück "Les passants" nutzte sie ihre variable Stimme, die Tempo aufnehmen kann wie ein Formel-1-Bolide, wie ein schier endlos variables Instrument. Dem Publikum erzählte sie, unterstützt durch eine Übersetzerin aus dem Publikum, dass sie lange schon auf Tour gewesen sei. Die Stimme ist ein bisschen rauer als gewohnt, aber auch freier, künstlerischer und intensiver. Ohne Mühe kann Zaz auch witzig und originell improvisieren. Sie quietschte, kreischte und schrie. Und war immer in Bewegung, dazu passte das sportlich-legere schwarze Outfit. Dass sie den Jazz in der Stimme hat, bewies sie unter anderem mit "Les passants".

Zaz bei Kunst!Rasen (22.7.2012)
54 Bilder

Zaz bei Kunst!Rasen (22.7.2012)

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Das Publikum ließ sich gern einladen, Teil der Show zu sein. Die Grenze zwischen denen da oben auf der Bühne und den Menschen auf dem Rheinauen-Rasen war schnell aufgehoben. Das Chanson, die Kunst hat sich Isabelle Geffroy ausgesucht - nicht umgekehrt. Sie kann nicht anders als singen. Die Lieder von Zaz enthalten viele Spurenelemente von gelebtem Leben, die sie künstlerisch verdichtet und in musikalische Kurzdramen übersetzt. Im Unterschied zu den meisten Pop-Sirenen der Gegenwart hat Zaz Tiefe, Substanz. Sie spricht auch mit Feen und Elfen.

Ihre Geschichten von kindlichen Ängsten (atemberaubend ausgedrückt im Piaf-Chanson "Dans ma rue") und den psychischen Traumata von Außenseitern ("Trop sensible") erzählt die Sängerin souverän, mit genau dosiertem Pathos. Die Lieder rühren ans Herz. So wie das neue Stück "Petit homme", das die Sängerin auf den Knien darbot. Großes Theater. Das Lied weckt Sehnsüchte nach einem neuen Zaz-Album.

Die Show auf dem Kunst!Rasen war genauso einzigartig wie die stets entspannt und lässig erscheinende Musikerin und ihre fabelhaften fünf Bandkollegen. Zaz demonstrierte ein ums andere Mal, dass die Mannschaft der Star ist und sie Teil eines perfekt aufeinander eingespielten Teams. Es hatte ohnehin schon gut angefangen mit Musik von Charles Pasi und Kyla La Grange. Der Franzose Pasi lieferte mit einem Song das Motto des Abends, bei dem das Wetter mitspielte und das Publikum mitging: "Welcome to the party."

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