Graurheindorfer Kirmes Die Pest ist Geschichte, das Rezept aber bleibt geheim

GRAURHEINDORF · Zum Abschluss der Graurheindorfer Kirmes tranken die Besucher traditionell wieder ihren Gebrannten, ein Getränk, mit dem die Dorfbewohner einst die Pest besiegt haben sollen.

 Auch am Stand der Wassersportler von Blau-Weiß Bonn genoss man ein Tässchen des Gebrannten.

Auch am Stand der Wassersportler von Blau-Weiß Bonn genoss man ein Tässchen des Gebrannten.

Foto: Horst Müller

Ein tückisches Gebräu ist das, dieser Gebrannte aus Graurheindorf - er schmeckt harmloser als er ist. Er besteht aus 48-prozentigem Weizenkorn und Kandiszucker, der wie bei der Feuerzangenbowle über dem Getränk flambiert wird.

Und dann ist da noch die geheime Zutat. Alles Fragen und Bohren half nichts: Die Graurheindorfer geben ihr Wissen um die letzte Zutat dieser Medizin nicht preis, die am Montag zum Abschluss der Kirmes mitten im Ort an mehreren Ständen ausgeschenkt wurde.

Ja, der medizinische Mehrwert dieses Getränks lässt sich nicht leugnen. 1665 war die Pest dort zum letzen Mal, berichtete Nachtwächter Karl Schleier, der eine Gruppe Politiker über die Kirmes eskortierte. "Danach nicht mehr, da gab es ja den Gebrannten", sagte Mike Moser vom Wassersportverein Blau-Weiß Bonn, der gestern parallel zur Kirmes sein 83. Stiftungsfest feierte.

Was viele nicht wissen: "Ursprünglich hat man die Leute damit eingerieben." Klar: Die Pest zeigte sich ja äußerlich, der Alkohol sollte sie fernhalten. Erst später, so Moser, sei man drauf gekommen, dass man das Zeug ja auch trinken kann.

Das wird heutzutage vorrangig praktiziert, denn gegen die Pest hat man seit der Erfindung des Penizillins andere Mittel. Das ist aber kein Grund, die geheime Zutat in die Welt zu tragen. "Das Rezept wird im Kirchenarchiv unter Verschluss aufbewahrt", sagte Schleier.

Die Wassersportler, die Schützen und der Männergesangverein durften es einsehen, und so soll es auch bleiben, fanden Ingeborg und Peter Vey. Sie sind ehemalige Graurheindorfer, die inzwischen in Niederkassel wohnen. Aber für diesen Anlass kommen sie gerne wieder zurück. "Das ist Tradition", sagte er. Man treffe dann die altbekannten Gesichter wieder. "Wir sind ja hier zur Schule gegangen."

Auf der ganzen Kirmes wurden mehrere hundert Liter des Gebrannten ausgeschenkt. Bei den Wassersportlern gab es dazu Tanzmusik von DJ Rolf Rufeger, der das seit 1996 ununterbrochen macht. "Das macht immer wieder Spaß."

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