Bonner Münster Die Rettung des Münsters kostet Millionen

BONN · Stadtdechant spricht von bis zu neun Millionen Euro. Initiative sammelt Geld für die dringend notwendige Sanierung

Tiefe Risse ziehen sich durch das alte Mauerwerk, tiefe Sorgenfalten machen sich auch auf der Stirn von Stadtdechant Wilfried Schumacher breit: Die Schäden am Bonner Münster sind viel gravierender als zunächst befürchtet, die Sanierung wird mehrere Millionen Euro kosten. Mit kleinen Schönheitsreparaturen ist es längst nicht mehr getan. "Jede Woche gibt es neue Hiobsbotschaften", so der Monsignore.

Im rechten Seitenschiff gibt es gar keinen Strom mehr, die Heizung funktioniert nur noch sporadisch, Feuchtigkeit breitet sich in den Mauern aus, Risse im Putz beeinträchtigen die Statik, und der Dachstuhl ist ebenfalls marode. "Mit Kosmetik ist es hier längst nicht getan", ergänzte Ulrich Hahn, der als Architekt wochenlang das gesamte Gebäude untersucht hat.

Ersten Schätzungen zufolge werden die Gesamtkosten zwischen sieben und neun Millionen Euro liegen. Zwar wird das Erzbistum einen Teil der Kosten übernehmen. "Aber", so Schumacher, "wir müssen einen großen Anteil davon selbst schultern." Deshalb startete der Münster-Bauverein nun die Initiative "Mein Bonner Münster". Mit dem Slogan "Mein Herz schlägt fürs Bonner Münster" wirbt der Verein gemeinsam mit prominenten Vertretern wie Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, der ehemaligen Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner, Prälat Stefan Heße, Pater Hans Langendörfer sowie Ludwig Klassen und Karl Wilhelm Starcke vom Münster-Bauverein um Spenden. Sie alle engagieren sich für das Bonner Münster und wollen mithelfen, die notwendigen Mittel für die Sanierung der Basilika zusammenzutragen. Auch der elfjährige Marc-Antoine Schneider leistet einen Beitrag zur Rettung des Münsters. Er hat sich für einen Werbeflyer der Initiative fotografieren lassen.

Klar ist schon heute, dass sich die Arbeiten am Bonner Münster über Jahre hinziehen werden. Dennoch werde es eine langfristige Schließung des Gotteshauses nicht geben. "Wir werden das Münster wahrscheinlich immer mal wieder kurzfristig schließen müssen. Das wird allerdings nur im äußersten Notfall und jeweils nur für eine kurze Dauer geschehen", erklärten Ludwig Klassen und Karl Wilhelm Starcke vom Vorstand des Münster-Bauvereins. Aber auch dann, so versichern beide, würden Gottesdienste in der Krypta gefeiert. Und, da sind sie sich einig, "in diesem und im nächsten Jahr wird es einen Weihnachtsgottesdienst im Bonner Münster geben".

Mit sanierungsbedürftigen Kirchen kennt sich Barbara Schock-Werner als ehemalige Dombaumeisterin bestens aus. Dennoch, das Bonner Münster ist nicht mit dem Kölner Dom zu vergleichen. "Hier müssen ganz andere Schäden behoben werden. Romanische und gotische Kirchen sind absolut unterschiedlich. Am Dom musste immer gearbeitet werden. Am Bonner Münster ist seit den 1950er Jahren nichts mehr getan worden. Deshalb sind diese umfassenden Arbeiten jetzt unausweichlich." Als ehemalige Bonner Studentin engagiere sie sich natürlich gerne bei dem Projekt.

Mit Aktionen und Events, intensiven Werbeaktionen, speziellen Münster-Merchandising-Artikeln und Flyern sollen Unterstützer und Spender gewonnen werden. Auch Sponsoring und Kooperationen mit Unternehmen, der Stadt, Geschäften in der Innenstadt und weiteren Partnern werden angestrebt.

Für Wilfried Schumacher ist es keine Frage: "Natürlich schlägt mein Herz fürs Bonner Münster. Aber ich hoffe, dass ich im Laufe der Sanierung keine Herzprobleme bekomme."

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