Pilzsaison in Bonn und der Region Die Sammler haben ein feines Näschen

Klein-Villip · Im Mischwald und auf ungedüngten Wiesen gedeihen Speisepilze besonders gut. Sammler haben ein Näschen dafür, wo sie zu finden sind.

 Mit Korb und Pilzmesser unterwegs: Roland Gassert.

Mit Korb und Pilzmesser unterwegs: Roland Gassert.

Foto: Petra Reuter

Nicht viele Häuser gibt es in Klein-Villip. Als winziger Ort mit bekannter Hochzeitskapelle liegt er durch zwei unauffällige Zufahrtsstraßen erreichbar mitten im Grün zwischen Wald und Wiesen. Beste Voraussetzungen für alle jene, die gerne Pilze suchen und sich damit auskennen. „In der Symbiose mit einem Mischwald wie diesem mit Buchen, Eichen und Moos haben Pilze gute Möglichkeiten, sich zu entwickeln“, sagt der erfahrene Pilzsammler Roland Gassert.

„Die meisten Pilzsammler kennen das Sammeln aus den Kindheitstagen“, sagt der Restaurator aus Klein-Villip. Wie er ziehen im Spätsommer oder Herbst auch eine Handvoll anderer Dorfbewohner los und sammeln auf den Wiesen und im Wald. „Nicht zu einer bestimmten Zeit, das ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich“, sagt Gassert. Mit den Jahren entwickeln die Sammler ein Näschen dafür, wann es wo Pilze gibt. „Manchmal riecht man sie förmlich“, erklärt der Klein-Villiper. Der Waldchampignon beispielsweise verströme im Gegensatz zu seinem Pendant von der Weide, dem Wiesenchampignon, ein intensives Anis-Aroma. Jetzt allerdings sei die Pilzzeit fast schon wieder vorbei, die Funde werden weniger.

Finden kann man in der Gegend um Klein-Villip nicht nur diese beiden essbaren Arten. Einige davon kennt Gassert seit vielen Jahren: „Es gibt hier auch Steinpilze, Maronenpilze oder essbare Schwammpilze.“ Sammeln könne man vor allem da, wo nicht gedüngt werde. Grundvoraussetzung sei jedoch, dass es im Vorfeld eine Feuchtphase gegeben habe. Allerdings findet man nicht in jedem Jahr an der gleichen Stelle die gleiche Menge Pilze, erklärte der routinierte Sammler.

Auf einer Wiese, die in einem Jahr Unmengen von Wiesenchampignons hervorgebracht hatte, war in den darauffolgenden Jahren außer Gras gar nichts gewachsen. „Danach kamen wieder einige.“ Im Voraus wissen könne man das eher nicht. Trotzdem verrate ein Pilzsammler sicherheitshalber nie, wo er sein schmackhaftes Abendessen gefunden habe. Denn „wo einmal Pilze gewachsen sind, da kommen sie irgendwann wieder“. Dann haben die Sammler nur wenige Tage Zeit, um auf die Jagd zu gehen. „Da möchte man natürlich nicht, dass einem jemand anders zuvorkommt.“

Wer Glück hat und ein bis zwei Kilo der schmackhaften Gewächse findet, hat sein Abendessen gesichert. Die Hochsaison der Pilze sei für dieses Jahr allerdings schon fast vorbei, sagt der erfahrene Sammler. Rechtliche Bedenken spielten in dem kleinen Ort eine untergeordnete Rolle. Man kennt sich und weiß, für wen die Ernte der Gewächse auf der eigenen Wiese in Ordnung ist. „Sonst muss man den Eigentümer eben einfach fragen“, empfiehlt Gassert.

Ein paar Regeln gelte es dennoch zu beachten, gerade wenn man vorher nie oder nicht oft Pilze gesammelt hat. „Nicht allein losziehen. Immer jemanden mitnehmen, der sich auskennt“, riet Gassert. Außerdem solle man nicht in wild entbrannter Sammelleidenschaft alles sammeln und sich später zu Hause im Bestimmen der Fundstücke üben. „Lieber auf zwei bis drei Pilzsorten konzentrieren, bei denen man sich nachher ganz sicher ist“, riet der Restaurator.

Eine Verwechslung endet nämlich nicht immer so harmlos, wie sie Gassert selbst schon erlebt hat. Er hatte anstatt eines Wiesenchampignons ein Exemplar erwischt, das sich in der Pfanne gelb färbte. Bei der Pilzberatungsstelle erhielt er Informationen zu dem interessanten Fund. „Es war ein Schafschampignon. Nicht giftig, aber auch nicht wirklich genießbar.“

Ein tödlicher Irrtum wäre dagegen, einen Champignon mit dem hochgiftigen Knollenblätterpilz zu verwechseln. „Den Knollenblätterpilz erkennt man an einem ringförmigen Gebilde am Fuß und den weißen Lamellen“, erklärte Gassert und riet: „Die lässt man am besten einfach stehen.“

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